Überwinterung Italien 2015/16 – Teil 2
Nachdem die Wäsche endlich trocken war, denn der Trockner auf dem Campingplatz war kaputt, ging es weiter, aus dem Ballungsraum Neapel heraus, um Salerno herum an die Küste. Hier habe ich einen Freistehplatz direkt am Strand gefunden, der mich abermals zu einem Tag Pause animiert hat.
So wird das nichts mit der kompletten Umrundung des Stiefels, diese Erkenntnis ist mir an diesem Montag auch gedämmert. Schön war es aber trotzdem.
Mit einer inzwischen leeren Bombola ging es am nächsten Tag an den antiken Ruinen von Paestum vorbei, leider im Regen, was aber bisher die Ausnahme war. Sehr weit bin ich trotzdem nicht gekommen, nur bis Santa Maria di Castelabate.
Am nächsten Tag schien wieder die Sonne, was meiner Motivation zur Weiterfahrt eher abträglich war, so bin ich eben noch geblieben und etwas an der Uferstraße entlang gelaufen.
Das historische Zentrum habe ich aber nicht gefunden. Auch hätte ich wohl in den Bergen oberhalb des Städtchens verlassene Dörfer finden können, wie ich aus den Kommentaren erfahren habe. Doch die Pipibox war voll und die Bombola immer noch leer. Außerdem wollte ich mal länger an einem Platz bleiben.
Einen solchen Platz habe ich schließlich in Diamante gefunden, nach einer diesmal deutlich längeren Etappe auf der SS18, zunächst durch die Berge, dann sehr eng an der Küste.
In einem Ort kam mir ein Kleinbus von Sprintergröße entgegen und wir mussten schon etwas hin und her, damit wir zwischen den Mauern noch aneinander vorbei kamen. In Diamante gab es dann eine neue Bombola und einen Platz wieder direkt am Meer.
So ganz nebenbei habe ich an diesem Tag auch den vierzigsten Breitengrad überquert, was Anlass für den Titel des Beitrags gab.
Dort, auf dem sonnigen Stellplatz am Strand, habe ich es mir einige Tage lang gut gehen lassen und auch wenig bis nichts in den Blog geschrieben, so dass die ersten Leser schon unruhig geworden sind.
Das nahe Städtchen Diamante…
…ist bekannt für die Murales genannten Wandmalereien…
…welche dort zu Beginn der achtziger Jahre von Künstlern hinterlassen wurden. Auch sonst ist es hübsch gelegen auf einem Felsen über dem Meer und hat einen Hafen…
…und eine Promenade…
…auf der anderen Seite der malerischen Altstadt.
Nach rund zwei Wochen habe ich den netten Platz wieder verlassen. Abgesehen von einer Bahnlinie, die unweit vorbei führt, hat dort nur das Meeresrauschen für Geräuschkulisse gesorgt.
Etwa 500m entfernt war ein kleiner Alimentari, der allerdings keine Frischmilch hatte, zumindest nicht, wenn ich dort nachgefragt habe. So musste ich doch irgendwann weiter.
Mehr durch Glück habe ich sogar einen Lidl-Laden gefunden und konnte die Vorräte wieder ergänzen. Immer noch am Meer entlang ging es, vorbei an Paola bis Torremezzo. Den eigentlichen Stellplatz habe ich dort um ein paar hundert Meter verfehlt, aber trotzdem ganz angenehm und ungestört am Strand gestanden.
Auch dort bin ich, zuerst bedingt durch Sonnenschein, dann durch Wind, der im Verein mit der Brandung zu viel Krach gemacht hat und ich deshalb nicht Schlafen konnte, wieder drei Tage geblieben. Bei klarem Wetter ist von dort sogar die Insel Stromboli zu sehen, immerhin noch 86km entfernt.
Es gab jetzt dringende Post an das deutsche Finanzamt zu verschicken, also musste ich Briefmarken besorgen und einen Briefkasten finden. Von früheren Italienurlauben weiß ich noch, dass es in den allgegenwärtigen Tabacci-Läden auch Briefmarken gab. Aber jetzt ist es wie verhext, kein Tabacci weit und breit. Bei meinwomo habe ich einen Platz an einer Badestelle mit knapp 40 Grad warmen Thermalwasser gefunden in Terme die Caronte, etwas im Ladesinneren.
Dort ist auch ein kostenloser Stellplatz…
…aber auch im Ort kein Tabacci oder gar ein Postamt.
Der Ort selbst gibt nichts her, aber die Badestelle fand ich ganz nett…
…und in fußläufiger Entfernung gibt es einen Supermarkt, den ich mehrmals aufgesucht habe. Eine ordentliche Pizza bekommt man dort auch in einem Restaurant ganz in der Nähe. Zum Fasching kam sogar der Umzug am Stellplatz vorbei, wovon allerdings keine Bilder überliefert sind, denn ich wurde davon total überrascht. Ich konnte durch eine Überweisung mittels eines Zipfels vom italienischen Internet die Dringlichkeit der abzuschickenden Post etwas abmildern, aber es blieb wichtig, ein Postamt zu finden. Das wollte ich in Briatico, wieder an der Küste, versuchen. Dort gab es einen Parkplatz beim Fischereihafen und einer Turmruine.
Der Ort selbst war nichtssagend, aber es gab tatsächlich das benötigte Postamt, doch als ich es gefunden hatte, war es schon geschlossen.
Der Weg vom Parkplatz in den Ort war sehr viel schöner…
…als der Ort selbst. Auch war es interessant, mittags den Fischern zuzusehen, wenn sie von der morgendlichen Fangfahrt zurückkamen.
Meine Post habe schließlich erfolgreich abgeschickt, was auch gleich den Grund zu einem weiteren Tag Pause geliefert hat. Im Beitrag des Tages habe ich dann auch, anlässlich des zweiten Monats in Italien, mal ein Fazit gezogen und darüber sinniert, wie die nächste Überwinterung wohl aussehen könnte. Nicht nur gutes Wetter, auch Sturm und Regen konnten dafür sorgen, dass ich sesshaft geblieben bin. So ging es letztlich erst nach drei Tagen weiter ins nahe Tropea. Hier habe ich den offiziellen Stellplatz besiedelt, direkt am Meer, unterhalb der Altstadt.
Die malerische, aber auch sehr touristische Altstadt von Tropea habe ich mir einen Tag später angesehen, bei kräftigem Wind, der um die Ecken gepfiffen hat
Obwohl vieles geschlossen war, gab es einen Cappuccino und der englisch sprechende Kellner hat mir einen guten Tipp zum Pizzaessen gegeben. Am Sonntag war der Wind komplett eingeschlafen, was ich mit einer Sonnenandacht im Liegestuhl gefeiert habe…
…und Abends habe ich mich beim Pizzaessen gestärkt. Draußen, um 21 Uhr, ohne Heizpilz und bei lange nicht mehr gehörter Musik aus meiner Jugend. Sehr schön, dazu noch für 10€ inklusive Rotwein.
Wieder einmal stand mir der Sinn nach längerer Sesshaftigkeit, Wäsche musste auch gewaschen werden, also musste ein Campingplatz her. Aus den Kommentaren schälte sich Camping Mimosa bei Nicotera als Ziel heraus und der ist es dann auch geworden.
Ende Februar wurde das Wetter wechselhaft mit viel Wind und häufigen Regenschauern, kühl wurde es auch und Sonnenbaden war nur noch stundenweise möglich und musste spontan entschieden werden, denn das Wetter änderte sich ständig.
Auch die Wäsche wollte so, ohne Wäschetrockner, nicht schnell trocken werden.
Ich habe den Landstrom am Platz in Rechenleistung umgesetzt, Anno gezockt, am Blog gebastelt und abgewartet. Große Lust zum Fahren hatte ich nicht, weder weiter in den Süden, noch zurück Richtung Deutschland, wo es immer noch winterlich war. Noch war auch Zeit, also konnte ich das hier aussitzen.
Das Wetter hat noch einen richtigen Weltuntergang veranstaltet mit Sturm, Gewitter und Starkregen. Das ist aber alles so schnell wieder verschwunden, wie es gekommen ist. Doch es blieb kühl. Meine einmal aufgefüllte und zwei Mal umgetauschte Bombola war irgendwann auch leer Für den Rückweg ins kalte Deutschland blieben mir dann noch zwei volle und eine angebrochene Gasflasche.
Am 11. März habe ich mich schließlich wieder auf die Reifen gemacht, diesmal bequem auf der Autostrada A3…
…die ab Salerno bis Reggio Calabria aus politischen Gründen mautfrei ist. Das ging bei wenig Verkehr bis Padula, wo ich einen Stellplatz bei einem Agriturismo herausgesucht hatte.
Francesco, der dortige Wirt, war sehr nett und bekocht seine Gäste auch mit solider italienischer Hausmannskost. Dabei war ich über drei Stunden der enizige Gast, wurde mit Fernsehen unterhalten und mit einem prasselnden Kaminfeuer gewärmt.
Am nächsten Tag, wen wundert’s, war mal wieder Pause. Aber nicht etwa aus Faulheit, diesmal habe ich „in Kultur“ gemacht und mir die nahe Kartause von Padula angesehen.
Das ist eine große und reich ausgestattete Klosteranlage…
…mit dem größten Kreuzgang der Welt…
…und einer Küche, in der wohl anlässlich eines königlichen Besuchs ein Omelette aus nicht weniger als tausend Eiern gebacken wurde.
Am nächsten Tag ging es weiter auf der Autostrada, vorbei an Neapel bis Ceccano, einem Städtchen mit Stellplatz.
Auch den nächsten Fahrtag bin ich nicht übermäßig ambitioniert angegangen, habe es aber immerhin bis hinter Rom, hinein nach Umbrien geschafft.
Die nächsten Etappen gingen in einen Vorort von Florenz und hinein in die Alpen…
…etwas nördlich vom Gardasee. Ich kann also für eine Strecke, die ein mäßig ambitionierter Autofahrer in ein paar Stunden fährt, durchaus vier Tage brauchen.
Aber noch war ich ja nicht aus Italien heraus. Am 100. Tag der Reise ging es das letzte Stück bis Bozen auf der Autobahn, von dort durch das Vinschgau bis zum Reschenpass, wo ich diesmal einen im Winter kostenlosen Platz angesteuert habe.
An einem sonnigen Sonntag bin ich dann mautfrei durch Österreich geschlüpft und der Kreis schloss sich wieder in Füssen auf dem Stellplatz.
(c) Henning Schünke 2017
sehr schön ich werde die reise vieleicht auch machen danke für den bericht
Vielen Dank für das Teilen Deiner Erfahrungen.
Eines Tages sehen wir uns vielleicht. Italien im Winter finden wir sehr interessant.
Dein Bericht hat mir gut gefallen, weiter so?