Frankreich 1994
Inhaltsverzeichnis
- Paris: France en Miniature, LaDefense, Triumphbogen, Eiffelturm und ein bißchen Nachtleben
- Teppich von Bayeux und Mont Saint Michel
- Cap Frehél, Fort La Latte, Kalvarienberge und höchster Berg der Bretagne
- Schiffahrtsmuseum Douarnenez, Point du Raz und die Bucht der Hingeschiedenen
- Le Faouet und Insel Groix
- Carnac, Menhire und die größte Düne Europas
- Montpellier le Vieux und die Tarn-Schlucht
- Aigues Mortes, Santes Maries de la Meer, sowie Flamingos und schwarze Stiere
- Einbruch in Arles, trotzdem Stadtbesichtigung und nach Les Baux
- Zur Werkstatt nach Digne, in die Verdon Schlucht
- Zum Schluss noch eine Grenz-Posse
Paris: France en Miniature, LaDefense, Triumphbogen, Eiffelturm und ein bißchen Nachtleben
Für meine erste Frankreichreise mit dem Wohnmobil hatte ich mit Madeleine aus Maurepas bei Paris sogar eine Fremdenführerin für die ersten Tage. Madeleine war eine Bekannte meiner Tante und sie sprach sehr gut Deutsch. Für das erste Wochenende der Tour hatte ich mich per Brief bei ihr angekündigt.
Der erste Ausflug führte uns in den Park France Miniature, nicht weit von Madeleines Wohnort entfernt. Hier konnte man in einem Park von der Form Frankreichs (siehe auch Google Maps bei 48.776403,1.962287) 130 Sehenswürdigkeiten der „Grande Nation“ im Maßstab 1:30 bestaunen.
Darunter natürlich der Eiffelturm mit dem Invalidendom und Madeleine im Vordergrund…
…den Mont St. Michel…
…das Fort La Latte…
…und die Arena von Arles.
All dies (und noch einiges mehr) sollte ich auf dieser Reise in 1:1 erleben.
Anschließend ging es hinein nach Paris. Zunächst wollte ich die moderne Architektur um den Grande Arche in der Bürostadt La Defense sehen.
Von hier ging der Blick bis zum Triumphbogen…
…den wir auch bald aus der Nähe in Augenschein nahmen.
Hier ist auch buchstäblich in Stein gemeißelt, dass Napoleon meine Heimatstadt nicht verschont hatte.
Nach einem Blick zurück zum Grande Arche…
…ging es weiter zum Eiffelturm.
Zurück in Maurepas kam Madeleines Freund Olivier dazu und mit seinem kleinen R5 fuhren wir am Abend in einem Höllentempo nochmals nach Paris, um uns dort mit Freunden der beiden zu treffen.
Hier hatte es mir vor allem die nächtlich erleuchtete Stadt…
… mit Notre Dame…
…und den vielen Brücken angetan.
Zum Abschluss des Abends war die ganze Gruppe noch in einem netten Restaurant in irgendeiner Seitengasse zum Abendessen.
Teppich von Bayeux und Mont Saint Michel
Am Montag fuhr ich allein weiter nach Bayeux und habe mir dort den berühmten Teppich angeschaut, der die Schlacht von Wilhelm den Eroberer gegen Harold Hastings aus dem Jahr 1066 zeigt.
Dann bin ich weitergebummelt über die Dörfer und habe mich in einem Dorf neben der Kirche schlafen gelegt. Am nächsten Morgen ging es weiter zum Mont St. Michel.
Dort habe ich mir die Klosterbauten und die Abteikirche ausführlich angesehen.
Der Weg nach oben…
..und in den Chor der Kirche…
…führte mich schließlich zum Merveille (Wunder) genannten Kreuzgang am Gipfel des Berges.
Abschließend noch ein Blick aufs Wattenmeer
Obwohl ich an dem Parkplatz für 24 Stunden 30 FF bezahlt hatte, musste ich doch gegen 16:00 Uhr wieder weiter, weil die Flut kam. Ich habe in Sichtweite des Mont St. Michel einen ruhigen Platz auf einem Feldweg gefunden.
Aber den Sonnenaufgang neben dem heiligen Berg wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Cap Frehél, Fort La Latte, Kalvarienberge und höchster Berg der Bretagne
Von dort bin ich am nächsten Morgen über den Point du Grouin bei Cancale…
…vorbei an St. Malo zum Cap Frehél gefahren.
Bei Ebbe waren unterwegs immer wieder „gestrandete“ Boote in den Buchten zu sehen.
Vom Cap Frehél habe ich am Nachmittag noch eine Wanderung zum Fort La Latte…
…unternommen und dann beim Cap Frehél übernachtet.
Am nächsten Tag bin ich etwas ziellos herumgefahren, hatte abends aber einen sehr schönen Schlafplatz über dem Meer in der Gegend von Lannion.
Am folgenden Tag (Freitag, 7.10.1994) habe ich mir zunächst die Umfriedeten Pfarrbezirke (Enclos)…
…von St. Thegonnec und Guimiliau angesehen. Diese sind eine bretonische Besonderheit und bestehen aus einer Kirche,…
…einem Beinhaus…
…und einem Kalvarienberg…
…auf dem eine Kreuzigungsszene dargestellt ist.
Das Ganze ist von einer Mauer umgeben und alle Gebäude sind reich mit sehr lebensechten Steinfiguren verziert.
Ich fand einen schönen, ruhigen Parkplatz neben der Allee Couverte von Commana…
…und habe am Nachmittag noch eine Wanderung durch die Montagnes d’Arré unternommen.
Hier befindet sich mit immerhin 384m auch der höchste Berg der Bretagne (Roc’h Trevezel) und auf dem war ich drauf.
Schiffahrtsmuseum Douarnenez, Point du Raz und die Bucht der Hingeschiedenen
Am nächsten Tag bin ich nach Douarnenez gefahren und habe mir dort das Hafenmuseum angesehen.
Dort liegen viele ältere Schiffe, auf denen man größtenteils nach Belieben herumturnen kann.
Nicht gerade in die Takelage…
…aber in die Mannschaftskojen…
…auf die Brücke…
…oder in den Maschinenraum.
Abends bin ich gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang am Point du Raz (westlichster Punkt Frankreichs) angekommen.
Dort habe ich übernachtet und am nächsten Tag eine Wanderung zur Baye des Trepasseurs (Bucht der Hingeschiedenen) und zurück gemacht.
Die Bucht hat diesen schaurigen Namen, weil dort hin und wieder ertrunkene Seeleute angespült werden.
Nach einem ausgiebigen Essen in der Sonne, unter anderem mit Langusten, bin ich in die Bucht gefahren und habe direkt am Atlantik geschlafen.
Le Faouet und Insel Groix
Am Montag ging es zunächst nach le Faouet mit der hübschen kleinen Kirche St. Fiacre…
…und der offenen Markthalle.
Von dort bin ich weiter in südliche Richtung nach Lorient gefahren und habe mir dort eine Fahrkarte zur Insel Groix gekauft.
Am Dienstag bin ich mit meinem Fahrrad einen halben Tag auf Groix unterwegs gewesen.
Laut Reiseführer sollen dort Edelsteine am Strand liegen, aber ich habe nichts rechtes gefunden.
Außer der Kirche…
…die statt eines Wetterhahns einen Thunfisch auf der Kirchturmspitze trägt…
…gibt es dort auch nichts besonderes. Im Hafen waren zwar einige verlockende Restaurants, in denen man Fisch oder Meeresfrüchte bekommen kann, aber die waren alle schon geschlossen. Selbst das einzige Kino der Insel war schon zu. Nicht dass ich einen Film sehen wollte, aber was machen die Einwohner ?
Carnac, Menhire und die größte Düne Europas
Am Nachmittag bin ich von Lorient weiter nach Carnac gefahren und habe dort einen der wenigen offenen Campingplätze angesteuert. Leider konnte man hier nur mit eiskaltem Wasser duschen, aber was uns nicht umbringt, macht uns nur härter.
Nach einer Besichtigung der vielen Menhire in und um Carnac…
…bin ich am 13.10.1994 Richtung Süden aufgebrochen über St Nazaire,…
…La Roche sur Yon, La Rochelle und Bordeaux nach Belin Beliet. Das liegt im Naturpark des Landes de Gascogne. Hier hatte ich ein hübsches Übernachtungsplätzchen direkt an einem kleinen Fluss und habe am nächsten Tag eine Fahrradtour durch den Park auf der Trasse einer ehemaligen Bahnstrecke unternommen.
Nach der Fahrradtour habe ich dann noch entdeckt, dass die größte Sanddüne Europas bei Pilat gar nicht weit weg ist, bin dort hingefahren und in der Dämmerung noch auf dem großen Sandhaufen herumgelaufen.
Um die Düne herum herrschte allerdings gewaltiger Touristenrummel. Massenweise Eis- und Crêpe-Verkäufer.
Montpellier le Vieux und die Tarn-Schlucht
Am nächsten Tag habe ich mich auf den Weg nach Osten gemacht und bin über Montauban und Albi nach Millau gefahren. Von dort ging es zunächst nach Montpellier le Vieux. Das ist eine Hochebene, auf der sehr viele verwitterte Felsgebilde stehen.
Einige sehen aus wie Märchenschlösser,…
…andere wie Trutzburgen.
Sogar zwei Felsbögen, unter denen man hindurchgehen kann, gibt es dort.
Von Montpellier le Vieux ging es hinunter in die Tarn-Schlucht.
Hier habe ich in Le Rozier übernachtet…
…und bin am nächsten Tag durch die Schlucht hindurchgefahren.
Die Landschaft ist wirklich schon sehr beeindruckend,…
…allerdings kommen wir noch zu einer anderen Schlucht, die noch gewaltiger in ihren Dimensionen ist. Aber davon später mehr.
Übernachtet habe ich sehr einsam auf der Hochebene über der Schlucht. Hier hat es am Morgen auch zum ersten Mal geregnet. Bei dieser Gelegenheit noch ein paar Worte zum Wetter: Es war bis zu diesem Tag (19.10.1994) so gut wie es im Oktober nur sein kann. Ich habe fast immer draußen Mittag essen können und geregnet hat es kein einziges Mal. Darum habe ich mich von dem jetzt einsetzenden Regen auch nicht entmutigen lassen, habe erstmal ausgeschlafen und bin dann in einer kleinen Stadt Essen gewesen. Wenn ich Essen gegangen bin, habe ich immer diese Menüs genommen, bei denen es drei Vorspeisen, drei Hauptgerichte und meist auch noch drei Nachspeisen zur Wahl gibt. Und weil mein Französisch natürlich immer noch nicht ausreicht, um alle Feinheiten der Speisekarte zu verstehen, war auch so manche Überraschung dabei. Aber geschmeckt hat es immer und der Preis von meistens knapp 100 FF war bei den Mengen und der Qualität wirklich in Ordnung.
Auch mit der Verpflegung unterwegs hat es immer gut geklappt. Meistens habe ich in Supermärkten eingekauft und dabei entdeckt, wie gut Camembert mit Weißbrot schmeckt.
Aigues Mortes, Santes Maries de la Meer, sowie Flamingos und schwarze Stiere
Aber jetzt erstmal weiter in meinem Reisebericht:
Weil ich im Bereich der Tarn-Schlucht alles gesehen hatte und der Regen außerdem nicht aufgehört hat, habe ich mich auf den Weg in die Camargue gemacht. Unterwegs habe ich bei einem kleinen Dorf in den Bergen auf einem Parkplatz übernachtet. In dieser Nacht gab es ständig Gewitter mit gewaltigen Regengüssen und Blitz und Donner um mich herum. Wenn ich gedacht hatte, das eine Gewitter zieht ab, dann kam schon das nächste. Zu allem Überfluss hat sich herausgestellt, dass die Heckklappe nicht richtig dicht ist, so dass Wasser in den Kleiderschrank und ins Bett getropft ist. Allerdings war dieser Regen auch außergewöhnlich heftig. Aber ich hatte trotzdem erstmal nasse Sachen und ein teilweise feuchtes Bett.
Am nächsten Tag hat es natürlich immer noch geregnet und ich musste erstmal aus dieser einsamen Gegend herauskommen. Auf dem Weg zu dem Übernachtungsplatz hatte ich am Vortag eine 2 m breite Brücke passiert (das Auto ist 1,84 m breit) und an einer Stelle war die Straße schon überspült vom Regenwasser. Hier wäre ich nach dem Regen der letzten Nacht wohl nicht mehr durch gekommen. Aber ich habe eine andere Straße gefunden. Diese war allerdings auf 17 km als „Route dangereux“ bezeichnet, doch es war nicht so schlimm. Die Straße war zwar recht schmal, aber nicht wirklich gefährlich. So bin ich schließlich an die Nationalstraße nach Montpellier gekommen, allerdings konnte ich aus Montpellier nicht den richtigen Weg hinausfinden, so dass ich doch auf die sündhaft teuren Autobahnen gefahren bin.
Das Geheimnis der französischen Autobahnpreise habe ich inzwischen auch ergründet: Hier wird nach der Höhe und nicht nach dem Gewicht bezahlt. Darum ist mein Ticket auch oft in 2 m Höhe aus dem Automaten gekommen und war dann beim Einlösen so teuer. Dabei macht doch das Gewicht der Autos und nicht deren Höhe die Straßenschäden aus.
Schließlich bin ich doch in der Camargue angekommen, und zwar zuerst in Le Grau du Roi. Hier war allerdings jeder Parkplatz mit einem Balken versehen, der die Durchfahrtshöhe auf 1,80 m beschränkt. Zum Glück war der Ort das Anhalten auch nicht wert. Ich bin allerdings dafür, bei solchen Parkplätzen die Durchfahrtshöhe gleich auf 1,10 m zu beschränken. Dann kommen nur noch Ferraris durch. Deren Fahrer haben das meiste Geld und bringen auch keine lärmenden Kinder mit.
Aber im nächsten Ort (Aigues Mortes) habe ich einen Platz gefunden.
Hier war gerade Jahrmarkt und ich habe mein Schneckenhäuschen einfach zwischen die Wohnwagen der Schausteller gequetscht.
Am nächsten Tag habe ich mir Aigues Mortes genauer angesehen…
…(der Regen hatte auch wieder aufgehört)…
…und bin dann über Saintes Maries de la Mere…
…(Wallfahrtskirche der Sinti und Roma, der ich auch aufs Dach steigen konnte)…
…in den Naturpark der Camargue gefahren.
Hier habe ich auf einem Damm in der Lagune übernachtet.
Am folgenden Tag habe ich den größten Lagunen-See (Etang de Vaccares) mit dem Fahrrad umrundet. Dabei gab es massenhaft Flamingos und Reiher zu sehen.
Die berühmten Camargue-Pferde sieht man allerdings nur auf der Weide oder in den Reitställen der Hotels, wo sie an Touristen verliehen werden. Auch die schwarzen Stiere gibt es nur noch auf der Weide (ist vielleicht auch besser so).
Im Supermarkt gibt es die Stiere auch in Form von sehr wohlschmeckenden Salamis.
Nach dieser sehr anstrengenden Fahrradtour (ca 60 km) habe ich abends einen Schlafplatz am Meer angesteuert und dann erstmal ausgeschlafen.
Einbruch in Arles, trotzdem Stadtbesichtigung und nach Les Baux
Am Sonntag (23.10.) bin ich nach Arles gefahren, weil ich mal wieder eine etwas größere Stadt sehen wollte. Während ich am späten Nachmittag am Rhone-Ufer spazieren gegangen bin,…
…ist dann das passiert, wo vor man immer wieder gewarnt wird, was aber immer nur den anderen passiert: Mein Auto wurde aufgebrochen. Mein zweiter Fotoapparat, mein Rucksack und noch einige Sachen waren weg und das kleine Dreiecksfenster in der Beifahrertür war kaputt. Nachdem ich die Scherben aus dem Auto gefegt hatte, bin ich erstmal zur Polizei gefahren. Dort ging wider Erwarten alles recht reibungslos, auch wenn der Polizist, der das Protokoll aufgenommen hat, natürlich weder Englisch noch Deutsch konnte. Er war allerdings viel nervöser als ich und erinnerte mich irgendwie an Louis de Funes als Gendarm von Saint Tropez.
Ich war einerseits furchtbar wütend und hatte den Kerl, der hier eingebrochen war, im Geiste schon einige grausame Tode sterben lassen. Andererseits hätte sofortiges nach Hause fahren auch nichts genützt. Die Sachen waren weg und die kaputte Scheibe zeigt jedem potenziellen Dieb, das hier nichts mehr zu holen ist. Die vorderen Türen habe ich aber dennoch von innen zunächst mit einem Gepäckriemen und später mit einer Kette zugebunden.
So habe ich mir am nächsten Tag trotzdem die römischen Ruinen von Arles angeschaut,…
…unter anderem das Amphitheater, das auch in France en Miniature zu sehen ist.
Am Nachmittag bin ich nach Les Baux gefahren um mir die Ruine der dortigen Festung anzusehen.
Diese war im Abendlicht besonders schön.
Überhaupt habe ich selten so viele fantastische Sonnenuntergänge gesehen, wie in diesem Frankreichurlaub.
Zur Werkstatt nach Digne, in die Verdon Schlucht
Am nächsten Tag bin ich in Richtung Westalpen weitergefahren, weil ich ja noch nach Italien wollte. In der Gegend von Manosque bin ich am Abend von der Hauptstraße abgefahren, um mir einen Übernachtungsplatz zu suchen. Dabei bin ich auf einer kleinen Straße aus Höflichkeit einem entgegenkommenden Kleinwagen gegenüber in den Graben gerutscht. Es war allerdings sofort ein junges Pärchen da, das sich tapfer bemüht hat, meinen Zwei-Tonnen-Koloss mit einem Citroën AX wieder herauszuziehen. Das hat natürlich nicht geklappt, aber es kam bald ein Klein-LKW vorbei, der mein Gefährt wieder freibekommen hat. Inzwischen war es fast dunkel und im Dunkeln kann man schlecht einen Übernachtungsplatz finden. So bin ich dann, auch aus Versehen, auf die Autobahn geraten und habe mich gleich hinter der Péage schlafen gelegt.
Weil ich in die Berge wollte und es dort um diese Zeit schon recht kalt ist, musste ich erst mal ein neues Fenster in die Beifahrertür einbauen lassen. Zum Glück fand ich in Digne les Bains…
…eine VW-Werkstatt, die diese Arbeit am nächsten Tag (27.10.) machen konnte. Von Digne les Bains aus habe ich dann einen Ausflug in die Verdon-Schlucht gemacht.
Dies ist mit 700 m Tiefe der größte Canyon Europas. Stellenweise sind die Felswände oben nur 400 m auseinander.
Mitten in der Verdon Schlucht habe ich übernachtet und bin am nächsten Tag nach Digne les Bains zurückgefahren, um mein Auto in die Werkstatt zu bringen. Während die Werkstatt die Scheibe eingesetzt hat, bin ich über den Markt gebummelt.
Nach zwei Stunden war alles fertig und der Preis von 600 FF für den Einbau eines neuen Fensters ging auch in Ordnung.
Jetzt stand einer Überquerung der Alpen nichts mehr im Wege. Von Digne les Bains aus bin zuerst Richtung Nizza gefahren und habe an der N85 übernachtet.
Zum Schluss noch eine Grenz-Posse
Am nächsten Tag bin ich auf die Route des Grandes Alpes abgebogen. Weil es unten im Tal schon wieder geregnet hatte, lag oben am Col de la Cayolle in ca. 2300 m Höhe natürlich Schnee. Bis zur Passhöhe ging es noch ohne Schneeketten, aber dort oben war alles weiß und ich habe die Ketten aufgezogen. Das Kettenauflegen hatte ich schon bei gutem Wetter in Les Baux geübt und so klappte es auch ganz gut. Dort kam mir dann auch der Schneepflug von der anderen Seite entgegen, aber die Ketten waren trotzdem nötig. Der nächste Pass war jetzt der Col de L’Arche. Hier ist auch die Grenze zu Italien. Hier lag zwar auch Schnee, der jedoch unter den Rädern sofort geschmolzen ist. Meine Schneeketten hätte ich dabei wahrscheinlich nur kaputt gemacht und genutzt hätten sie auch nichts.
Auf italienischer Seite lag auch in tieferen Regionen schon ziemlich viel Schnee. Im ersten Ort kam ich zur Grenzstation. Für die italienischen Grenzpolizisten war ich um diese Zeit bei diesem Wetter wohl eine kleine Sensation. Allerdings gefiel Ihnen gar nicht, dass ich ohne Schneeketten unterwegs war. Weil mein Italienisch und Französisch nicht ausreichte, um ihnen zu erklären, warum ich die Ketten nicht aufgezogen hatte, musste ich rechts in den Tiefschnee fahren und die Ketten aufziehen. Die beiden Grenzer haben sich derweil mit meinen Papieren in ihr warmes Kämmerchen zurückgezogen. Während ich mich mit den Ketten abgemüht habe, fuhren verschiedene Autos durch, aber alle ohne Ketten. Das letzte Auto war ein Schneepflug, der auch die restlichen Gründe, Schneeketten aufzuziehen, wieder beseitigte.
Aber ich hatte meine gerade aufgezogen und war mir auch nicht sicher, ob ich dort wo ich jetzt stand, ohne Ketten wieder herauskommen würde.
Aber ich musste ja sowieso meine Papiere wiederhaben. Diese beiden Vorreiter der europäischen Einigung hatten inzwischen allerdings etwas entdeckt, das mich in einem sehr schiefen, wenn nicht kriminellem Licht erscheinen ließ: Im Führerschein war Schünke mit „ü“ geschrieben, im Fahrzeugschein aber mit „ue“. Es kostete einige Mühe, den beiden klarzumachen, das beide Schreibweisen gleich sind, aber nachdem ich Ihnen die folgende Gleichung aufgemalt hatte, fiel auch bei ihnen der Groschen: „ü = ue“.
Ich bin dann, den Grenzern zur Freude, noch ein paar Meter mit Schneeketten auf dem Teer herumgeklimpert und habe sie wieder abgenommen. Französische Grenzer sind mir weder bei der Einreise, noch bei der Ausreise aufgefallen.
An diesem Tag bin ich bis hinter Genua gekommen und habe mich dort an der Autobahn schlafen gelegt.
Am nächsten Tag bin ich in die Toskana und dort zunächst nach San Gimgnano gefahren. Hier hatte ich damals meinen Lederrucksack gekauft und genau so einen wollte ich auch wiederhaben. Am Abend bin ich dann zur Terme di Saturnia gefahren. Das ist eine Quelle von ca 37 Grad warmen Wasser, neben der man auch mit dem Wohnmobil übernachten kann und wo ich auch schon oft gewesen bin. Hier habe ich den Urlaub ausklingen lassen und war dann nach einer gemütlichen Fahrt am 1.11. wieder in München.
Trotz der kleinen Pannen und eines großen Ärgernisses hat es mir sehr gut gefallen und ich bin sicherlich nicht zum letzten Mal in Frankreich gewesen. Das Auto kann einem schließlich überall aufgebrochen werden. Ich hatte bis jetzt eben immer Glück.
Von der Landschaft her hat es mir am besten in der Bretagne und in den Schluchten des Zentralmassivs gefallen. Vielleicht habt Ihr ja auch eine Anregung für einen eigenen Urlaub in meinem langen Bericht gefunden.
(c) Henning Schünke