Italien 2004
Inhaltsverzeichnis
- Brenner – Comacchio und ein paar Wasserprobleme
- Ravenna und San Marino, dazu ein Kühlwasserleck
- San Leo, Kühlerschlauchreparatur und durch die Abbruzzen
- Auf den Gargano und nach Vieste
- Etwas Wandern und nach Monte Sant Angelo
- Küste bei Vieste und Balkon des Gargano
- Castel del Monte, die Krone Apuliens
- Sassi in Matera und Trullis in Alberobello
- Zurück zum Gargano
- Monte Cassino
Brenner – Comacchio und ein paar Wasserprobleme
Freitag 24.9., 1. Tag
Um 16:30 gleich nach der Arbeit geht es los. Trotz reichlich Verkehr und einiger Baustellen bin ich um kurz vor acht abends in Eisack am Autocamp.
Hier stellt sich bald heraus, dass der neu eingebaute Wasserfilter undicht ist. Seit Donnerstagabend leckt es ständig. Bei der Reparatur stelle ich auch noch fest, dass Ein- und Ausgang des Filters vertauscht sind. Also Wasser ablaufen lassen, zum Glück nicht alles, Filter ausbauen und andersrum wieder rein. Das Miststück ist aber immer noch nicht dicht, es leckt am Zulauf. Mit Fensterdichtmasse schaffe ich es schließlich die Verschraubung abzudichten. Will ich aber den Filter verwenden, leckt es auch am Ablauf. Aber mit abgesperrtem Filter kann ich wenigstens alle anderen Zapfstellen verwenden, ohne die Bude unter Wasser zu setzen. Nach 1,5 Stunden und einigen Flüchen ist es schließlich vollbracht.
Ich studiere noch die Karte. Nächstes Ziel ist Comacchio, nördlich von Ravenna. Dort gibt es eine einzigartige Brücke, die wie eine Kreuzung gleich mehrere sich kreuzende Kanäle überspannt. Und wer schon so weit ist, der kann auch nach Ravenna. Und San Marino ist auch nicht fern… Mal sehen.
Samstag, 25.9., 2. Tag
Auf der Autobahn geht es bis Verona Nord. Dort dann auf die SS434, welche sich im weiten Bogen durch die Po-Ebene an die Adriaküste zieht. Die Gegend ist flach und von Landwirtschaft geprägt. Hin und wieder stehen verfallene Gehöfte, meist mit der Parole „Vota Lega Nord“ bekritzelt, an der vierspurigen Straße.
Im Rückspiegel bemerke ich plötzlich eine weiße Wolke, die das Auto im Bereich des linken Hinterrades hinter sich herzieht. Was kann das sein? Alle Anzeigen sind normal. Ist das Radlager heiß geworden und qualmt oder verliere ich etwa Wasser? An einer Tankstelle halte ich an. Ein kräftiger Wasserstrahl schießt aus dem Ablauf für die Wasseranlage. Zuerst mal die Pumpe abschalten. Schon tropft es nur noch. Eine Binsenweisheit: Wenn man kein Wasser braucht, Pumpe aus! Anscheinend ist etwas von dem Krempel im Badschrank auf das Auslassventil gerutscht, das erst richtig weit öffnet, wenn man auf den Hebel drückt. Der Wassertank ist aber immer noch halbvoll, also kein akuter Handlungsbedarf.
Mittag esse ich in einem kleinen Ort nicht weit von der Autobahn. Es gibt Spaghetti Aglio Olio. Auf dem Gasherd gelingen mir die Knoblauchscheibchen in Öl sogar knusprig.
Vor Rovigo an einem großen Kreisverkehr finde ich die Fortsetzung der auf der Karte eingezeichnete 434 nicht mehr und lande jetzt auf der zweispurigen 443. Die führt aber in die selbe Richtung. An der Straße Venezia – Ravenna wende ich mich südlich, überquere bald den Po und lasse sein Delta links liegen.
Kurz nach einem Tankstop zweigt die Straße nach Comacchio ab. Schon von der Hauptstraße kann ich die Trepponti sehen und gleich links auch ein Schild zu einem Parkplatz. Dieser ist als Busparkplatz ausgeschildert, wäre aber auch zur Übernachtung geeignet.
Der Ort Comacchio ist auf 13 Inseln erbaut, weshalb es überall Kanäle und Brücken gibt. Deren bekannteste ist die im 17. Jhdt. erbaute Trepponti. Unter der Brücke vereinigen sich zwei Kanäle. Drei Treppen führen von der Stadtseite aus hinauf und zwei auf der Landseite wieder hinunter. Oben auf der Brücke ist so ein kleiner Platz entstanden.
Ich bummle noch etwas durch den Ort. Zu beiden Seiten der Kanäle sind die Wege breit genug, das auch mal ein Auto durch passt. Trotzdem ist wenig Verkehr. Viele Restaurants haben ihre Tische auf Pontons in den ca. 10m breiten Kanälen aufgestellt und warten auf Gäste.
Ich sehe noch ein paar Kirchen und jede Menge alte Hausfassaden spiegeln sich in den Kanälen.
Meine Karte verspicht eine gelb-grüne Straße, die südlich von Comacchio am Valli di Comacchio entlang führt. Dieser recht grosse See liegt unweit der Adria und da will ich natürlich hin. Ich irre zunächst etwas herum, denn die Orte, zu denen die gewünschte Straße führen soll, sind nirgends ausgeschildert. Aber ein „Museo dei Valli“ ist ausgeschildert. Diesem Schild folge ich dann mangels einer besseren Alternative über schnurgerade Straßen durch eine topfebene Gegend. Plötzlich geht es scharf nach rechts. Links von mir ist jetzt ein Damm über den ich von meinem Sitz aus gerade nicht mehr hinwegsehen kann. Aber dahinter ragen merkwürdige Gestelle in den Himmel, die irgendwie nach Fischfanggerät aussehen. Als die Straße nach rechts schwenkt, führt geradeaus ein geschotterter Weg weiter und hier halte ich an.
Und richtig: Hinter dem Damm ist ein großer See. In Abständen stehen Plattformen auf Stelzen in Ufernähe. Auf den Platformen sind Hütten und die Netze können von dort aus ins Wasser gelassen werden. Nicht weit von hier hat der See einen Zu- oder Abfluss, über den auf einer abenteuerlichen Brücke, die aber immerhin 30t tragen soll, die Straße weiterführt, auf der ich hergekommen bin. Direkt neben dem Schotterweg, auf dem das Auto jetzt steht, ist eine kleine, von Bäumchen umstandene trockene Wiese. Auf der richte ich mich für die Nacht ein.
Auf dem Damm führt ein Pfad entlang und auf diesem schlendere ich in der Dämmerung ein Stück. Vor mir der rote Sonnenuntergang, während hinter mir der Mond schon hoch am Himmel steht.
Später am Abend setze ich mich nochmal auf den Damm. Im Süden wetterleuchtet es jetzt. Ich mache ein paar Experimente mit der neuen Digitalkamera. Als Stativersatz muss dabei das Knie herhalten. Natürlich sind die meisten Bilder verwackelt, aber auf manchen ist doch das Wetterleuchten zu erkennen.
Trotz der späten Stunde sind in der Nähe die Fischer auf zwei erleuchteten Plattformen noch bei der Arbeit. Der Strom für die Beleuchtung kommt von zwei laut brummenden Dieselgeneratoren, aber die sind an meinem Übernachtungsplatz kaum zu hören.
Ravenna und San Marino, dazu ein Kühlwasserleck
Sonntag, 26.9., 3. Tag
Die Straße am See endet kurz hinter der gestern erwähnten Brücke. Hier ist das Museo dei Valli, dem ich aber keine Beachtung schenke. Weil es hier nicht in die gewünschte Richtung weitergeht, fahre ich zurück nach Comacchio, um nochmals die auf meiner Karte verzeichnete Straße am See entlang nach „Madonna di Bosco“ zu finden. Diese scheint aber nur in der Fantasie der Kartenzeichner zu existieren und so fahre ich schließlich weiter nach Ravenna. Hier verspricht ein Schild „Zona Monumentali“ ein einfaches Finden der Sehenswürdigkeiten. Aber schon am zweiten Kreisverkehr ist das Schild verschwunden und nur noch das Zentrum ist ausgeschildert. Naja, reicht ja eigentlich auch, denke ich. Im Zentrum sehe ich dann eine Burganlage mit Parkplatz davor, deren Erreichen jedoch durch eine Einbahnstraße verhindert wird. Nach zwei Runden durch die Stadt, bei der Hinweise zu „Teodorico“ (Theoderich Mausoleum) auftauchen und wieder verschwinden komme ich in der richtigen Richtung auf der Einbahnstraße an, um diesen Parkplatz erreichen zu können. Von hier aus will ich es nochmal zu Fuß versuchen, vielleicht habe ich ja im Verkehrsgewühl was übersehen.
Ich laufe zuerst in Richtung des letzten „Teodorico“-Schildes, das ich gesehen habe. Nach der Überquerung der Bahnanlagen auf einer Brücke müsste ich jetzt auf einer stark befahrenen Straße ohne Fußweg weiterlaufen. Da das in Italien Selbstmord gleichkommt, kehre ich wieder um und versuche es in Richtung „San Vitale“, wo sich meines Wissens die Mosaiken befinden sollen. An der nächsten großen Kreuzung weist das Schild nach rechts. Die Straße zieht sich in die Länge und meiner Meinung nach aus der Stadt heraus, anstatt hinein. Also wieder zurück. Mit dem Auto will ich es jetzt nochmal versuchen, zuerst in Richtung „Teodorico“. Ich folge dem einzig möglichen Straßenverlauf. Als links eine Straße abgeht, ohne das irgendwo „Teodorico“ ausgeschildert wurde, biege ich ab, bin mir aber eigentlich sicher, falsch zu sein. Um den Fehler zu korrigieren, biege ich wieder links ab. Nach dem ich zum dritten Mal links abgebogen bin, sehe ich kurz die Kuppel des Mausoleums zwischen den Bäumen, allerdings kein Schild. Am Parkplatz bin ich aber schon vorbei. Nochmal um den Pudding fahren, Auto abstellen, 200m laufen und es ist mir trotz der Beschilderung gelungen, das Theoderich Mausoleum zu finden. Der Eintritt ist frei und so besichtige ich das Grabmal des Gotenkönigs.
Der Bau ist innen fast völlig schmucklos und aussen ist das beeindruckendste die aus einem Kalksteinblock gehauene Kuppel von 11m Durchmesser. Darunter im zweiten Stock steht etwas, das wie eine Badewanne aussieht, aber wohl der Marmorsarg des Gotenherrschers sein soll.
In Theoderichs Souvenir-Shop erwerbe ich noch einen Stadtplan, um der hiesigen Verkehrsführung besser gewachsen zu sein. Ermutigt durch diesen Erfolg will ich jetzt auch San Vitale finden.
Vorher esse ich noch eine Kleinigkeit am Kiosk des Parkplatzes. In eine Teigscheibe eingeklappt ist Mozzarella, Gemüse und noch irgendwas, das mir die netten Jugendlichen, die den Stand betreiben, zu erklären versuchen. Es schmeckt nicht schlecht, ist aber leider so trocken, dass ich es auch mit zwei Dosen Cola nicht komplett herunterbringe.
Als ich im Auto wieder alles einpacke, klopft es und das Mädel vom Kiosk bring mir ein 2-Euro Stück, das ich dort vergessen hätte. Ich bedanke mich artig für so viel Ehrlichkeit, kann mir aber nicht so ganz vorstellen, wann und wie das passiert sein könnte.
Wie auch immer, frisch ans Werk. San Vitale harrt der Besichtigung. Ich fahre zurück zum letzten bekannten Wegweiser dorthin, biege an der schon erwähnten Kreuzung nach rechts ab und Schluss ist es mit Schildern nach San Vitale. Dafür sind Apotheken und ähnlicher Humbug ausgeschildert. Ich fahre auf einen Parkplatz und ziehe meinen Stadtplan zu Rate. Aha, San Vitale liegt im Zentrum, und zwar links oberhalb von der Kreuzung, wo man laut Beschilderung rechts abbiegen muss. Beim nochmaligen Versuch einen zentrumsnahen Parkplatz zu erreichen, gerate ich auf eine Ausfallstraße und verliere plötzlich und unerwartet jede Lust gegen so viel Ignoranz der Beschilderer anzugehen. San Vitale bleibt dann eben doch unbesichtigt, man legt in Ravenna anscheinend keinen großen Wert darauf, dass die Besucher die Sehenswürdigkeiten auch finden.
Ich bin auf der Straße Richtung Cesena. Beim Studium der Karte stelle ich fest, dass San Marino nicht weit ist. Dahin geht’s aber von Rimini aus. Aber kein Problem. Fährt man bei Cesena Nord wieder ab, kommt man auf die Straße Bologna – Rimini. In Santarcangelo stehen sogar schon Wegweiser Richtung San Marino. Ich biege ab und komme bald in die Berge. Die Grenze des Zwergstaates wird durch ein Transparent über der Straße markiert, das den Besucher in der „Republik der Freien“ willkommen heißt. Es geht weiter bergauf. Ich sichte zwei Entsorgungsstationen, aber jeweils zu spät, um noch abbiegen zu können. Naja, es gibt ja auch noch einen Rückweg. Erste Hinweisschilder zu einem Wohnmobil-Parkplatz tauchen auf. Bald stellt sich heraus: Deren gibt es sogar zwei. Einer mit Entsorgung, der andere ohne. Ich steuere zunächst den mit Entsorgung an, denn durch den Wasserverlust vom Samstag wird das kostbare Nass langsam knapp. Als ich um den halben Berg herum bin, taucht der Platz endlich auf. Schön am Hang, stellenweise mit Aussicht, aber sehr weit vom „Centro Storico“ entfernt. Um die Schilder zum anderen Stellplatz zu finden, muss ich den Berg erst mal wieder in der anderen Richtung umrunden. Ich folge dem Wegweiser, finde aber keinen als Stellplatz ausgeschilderten Parkplatz. Beim Herumkurven in den Serpentinen meldet der Benz plötzlich zu niedrigen Kühlwasserstand. Ich fülle Wasser nach und alles ist scheinbar wieder gut.
Schließlich entscheide ich mich für den Parkplatz, an dem ich jetzt schon zweimal vorbeigefahren bin und auf dem auch schon ein paar Mobile stehen. Ich entrichte den Park-Obulus und dürfte für 5 Euro bis kurz vor zwölf am nächsten Tag bleiben. Das sollte reichen. Ins Zentrum geht es per Fahrstuhl. In der Kabine stehen 9 Stockwerke zur Auswahl. Ich entscheide mich für das achte, aber die Altstadt liegt im neunten Stock. Dann noch ein paar Treppen, uff, geschafft. Am Stadttor sorgt ein martialisch aussehender Polizist dafür, dass die Touristen am Zebrastreifen nicht überfahren werden. Breitbeinig steht er da, bringt mit herrischer Geste den tosenden Verkehr zum Halten und winkt huldvoll zum Überschreiten der Straße. Die Altstadt ist gestopft voll mit Kitschläden. Andenken, Sonnenbrillen, Ledersachen, Schmuck, Klamotten und wieder Andenken, Sonnenbrillen, Ledersachen… Allenfalls unterbrochen von einem Restaurant oder einer Pizzeria. Aber wovon sollen sie auch leben, hier oben auf dem Berg?
Ich erwerbe einen Wandteller fürs Treppenhaus und einen Pin für die „Kitschecke“ im Auto.
Es ist schon nach 18 Uhr und so kann man von hier oben bald der Sonne beim Untergehen zusehen.
Ein bisschen Sight-Seeing muss schon sein, denn bis jetzt konnte ich nichts entdecken, wofür es sich wirklich gelohnt hätte, her zu kommen. Also auf zur „Basilica San Marino“…
…und zum „Palazzo Publico“.
Beides ist um diese Uhrzeit natürlich schon geschlossen.
Eine Burg kann laut Schild bis 20 Uhr für 3 Euro besichtigt werden. Aber die Dame an der Kasse macht keine Anstalten, mir ein Ticket zu verkaufen. Genug Geld verdient für heute, kommt morgen wieder!
Ich habe auch keine Lust mehr, meiner Touristenpflicht nachzukommen und in den steilen Gassen herumzulaufen. „Restaurante Mercedes“ lockt mit einer Portion Tomate Mozzarella zum Abendessen. Also wieder mit dem Lift nach unten. Auf dem Stellplatz gefällt es mir auch nicht mehr. Noch ist ein bisschen Licht, also zurück zu dem Platz mit der Entsorgungsstation, der liegt irgendwie schöner, wenn auch nicht unbedingt ruhiger an der Straße um den Berg herum. Diese ist fast auf der ganzen Länge mit einem Parkstreifen versehen. Was sollen die alle hier tun? Die Kitschläden leerkaufen? Wenn San Marino der einzige Ort mit Kitschläden wäre, na gut, dann ist das was Besonderes. Aber so?
San Leo, Kühlerschlauchreparatur und durch die Abbruzzen
Montag, 27.9. 4. Tag
Für vollständig gelöst halte ich das gestern aufgetretene Kühlwasser-Problem noch nicht. Vor der Abfahrt schaue ich deshalb nochmal in den Ausgleichsbehälter: Das Wasserspiegel ist schon wieder deutlich gesunken. Auch wenn der Motor läuft, bildet sich darunter bald eine kleine Pfütze. Im Ersatzteil-Fundus findet sich noch eine Dose Kühlerdichtmittel. Dies rühre ich an, schütte es in den Kühlkreislauf.und fahre dann los in Richtung San Leo. Aber es dauert nicht sehr lange, bis sich die Kontrollleuchte wieder meldet. Ich halte an zum Nachfüllen, kann aber die Leckstelle nicht finden. Dann also erst mal „beobachten und weiterfahren“.
San Leo finde ich aber recht bald. Unterhalb der Festung ist das kleine Dorf San Leo durch dessen enge Gässchen ich zum Parkplatz fahre. Etwas weiter, am „Campo Sportivo“ gibt es sogar einen kleinen Wohnmobil-Stellplatz mit Entsorgungsmöglichkeit und Wasserhahn.
Aber ich will jetzt zur Festung. Leider sind große Teile des Baus eingerüstet, aber man kann trotzdem sehen, wie die Festung mit dem Felsen verwachsen zu sein scheint.
Für sagenhafte 8 Euro darf ich hinein und bekomme noch ein englischsprachiges Faltblatt in die Hand gedrückt.
Nachdem der Bau als Festung ausgedient hatte, war es ab dem 17. Jahrhundert päpstliches Gefängnis. Hier saßen unter Anderen der Alchimist Graf Cagliostro und mehrere Mitglieder des Risorgimento, der italienischen Unabhängigkeitsbewegung ein. Neben deren Zellen…
…ist eine Ausstellung zu Leben und Werk von Cagliostro und diverser Waffen und Schiessprügel zu sehen.
Leider alles auf Italienisch beschriftet. Nach ein paar Blicken vom Berg herunter…
…steige ich wieder ab in den Ort, erwerbe noch zwei Flaschen des hiesigen Weines, Marke „La Rocca“, einen Weißen und einen Roten und fahre weiter.
Die jetzt immer häufiger aufblinkende Kontrollleuchte fürs Kühlwasser erinnert mich daran, dass hier etwas getan werden muss. Ich steuere eine Tankstelle an und zeige dem Tankwart das Malheur. Er stellt rasch fest, das alles „rota“, also kaputt ist und verweist mich auf die Hinterhofwerkstatt auf der anderen Straßenseite. Hier hat der Mechanico recht schnell herausgefunden, dass der obere Kühlerschlauch ein Loch hat. Er bastelt ein solides Provisorium aus einem Rohr und zwei Schlauchschellen und baut den Schlauch wieder ein. Auf meine Frage, was das kostet, verlangt er 10 Euro und ich kann wieder weiterfahren ohne Sorgen um das Kühlwasser.
Ich finde bald ein Plätzchen irgendwo zwischen den Dörfern Antica und Saudi an einer Schotterstraße mit Blick über die Berge und in den Himmel.
Dienatag, 28.9., 5.Tag
In dieser Gegend verlaufen alle Täler und damit auch die Straßen von Nord-Ost nach Süd-West, ich will aber in süd-östliche Richtung. Also muss ich erst mal die nächste Straße Richtung Süden ansteuern. Diese erreiche ich in Sansepolcro nach einer kurvenreichen Fahrt durch die Berge auf der SS258. Auf der E45 geht es dann an Perugia vorbei bis Foligno. Hier will ich mich wieder in die Berge verziehen, denn laut Karte gibt es hier gelbe Straßen, die in die gewünschte Richtung führen. Da aber auf meiner Karte nicht alle Orte verzeichnet sind, die ausgeschildert sind, irre ich noch eine Weile herum. Unter anderem auch an dem mauerumgürteten Bergstädtchen Norcia vorbei. Aber die Straßen sind meistens wenig befahren und oft kurvig und eng, also mehr nach meinem Geschmack als Autobahn. Schließlich finde ich einen Platz in der Bergeinsamkeit.
In der Nähe wachsen Brombeeren und als ich vom Sammeln wiederkomme, zieht gerade eine Schafherde am Auto vorbei.
Mittwoch 29.9., 6. Tag
Die Berge um mich herum sind die Monti Sibillini und manche davon sind auch schon vom ersten Schnee bedeckt.
Wie auch auf dem Bild zu sehen, gibt es hier nur wenige Wälder. Ich fahre noch ein wenig zwischen den Bergen herum und dann südlich in Richtung L´Aquila. Nach dem ich eine Weile bergab gefahren bin, wachsen auch wieder mehr Bäume. Ich finde bald eine gelbe Straße, die sogar durchgängig bis L´Aquila ausgeschildert ist. Hinter der Stadt geht es zunächst auf der schnurgeraden SS17 durch ein Hochtal Richtung Süden. Dann geht es in Serpentinen bergab und bald danach auf vielen Brücken und durch Tunnels wieder bergauf in die Abruzzen. In der Nähe von Rocca Pia finde ich ein aufgelassenes Stück der alten Straße, auf dem ich mich ein Stück weit von der recht stark befahrenen SS17 zurückziehen kann. Als ich am Übernachtungsplatz das Auto in die Waage bringe röhrt in der Nähe ein Hirsch. Ein Abendspaziergang führt mich in ein ruhiges Seitental.
Auf den Gargano und nach Vieste
Donnerstag, 30.9., 7. Tag
Auf der Straße Nr. 17 geht es an Isernia und Campobasso vorbei in Richtung Gargano. Ich erreiche Apulien. Vor der Provinzhauptstadt Foggia wird die Gegend flach und landwirtschaftlich genutzt. Dies ist die Tavoliere, eine Gegend die schon Kornkammer des Römischen Reiches war. In Lucera biege ich ab, um den Gargano auf „gelben“ Straßen zu erreichen. Aber schon in San Severo gerate ich vom rechten Wege ab und irre eine Weile herum. Hier ist gerade Weinlese und man hat dauernd einen Traktor mit einem Anhänger voller Trauben vor sich. Aber irgendwo hinter dem Lago de Lesina erreiche ich schließlich die Küste. Auf den ersten Blick sind alle Campingplätze schon geschlossen. Ich fahre an der Küste entlang und sichte einen Turm direkt am Wasser, habe die Zufahrt dazu aber wohl schon verpasst. Am nächsten Abzweig steht ein Schild. Von einer Kirche und eine Grotte ist die Rede. Also rechts abbiegen und in die Berge hinein. Es geht hinauf mit Aussicht übers Meer, dann ins Landesinnere und wieder bergab, aber weder Kirche noch Grotte tauchen auf. Schließlich erreiche ich wieder eine Straße, die mir bekannt vorkommt und fahre nochmal an der Küste entlang. Diesmal biege ich zu dem vorher gesichteten Turm ab. Daneben ist die Einfahrt zu einer Ferienanlage, aber schon fest verschlossen. Um den Turm herum ist alles geschottert und er steht direkt am Meer. Das Auto passt schließlich wunderbar zwischen Turm und Meer. Sogar die Polizei kann noch hindurch. Und wenn die nichts zu meckern haben, werde ich hier wohl bleiben können. Von hier aus kann ich die Isola Trémiti sehen, die ein paar Kilometer vor der Küste liegt. Kurz nachdem die Sonne westlich von mir im Meer versunken ist, steigt im Osten ein blaß orange leuchtender Mond daraus empor.
Freitag, 1.10., 8. Tag
Jetzt will ich den Gargano erkunden und dabei auch ein Auge auf eventuell noch offene Campingplätze haben. Ich fahre in Richtung Vieste/Peschici. Am Ortsausgang von Rodi Garganico bietet sich aber erst mal eine Einkaufsgelegenheit. Weiter geht es, mal auf einer schlechten Holperstrecke, dann wieder auf einer neuen Straße, aber immer kurvig und steil. Die meisten Campingplätze sind schon geschlossen. Am Ortseingang von Peschici steht aber ein Schild: „Camping am Strand“ Ob der wohl noch offen ist? Der Platz ist tatsächlich noch offen und den Platzwart finde ich beim Beschneiden der Bäume, die den gesamten Platz beschatten. Er weist mich ein und ein fauler Nachmittag beginnt. Gegen 17Uhr mache ich mich auf den Weg in den nahen Ort. Der beste Weg dorthin führt über den Strand, weshalb ich in Badelatschen zum Stadtbummel aufbreche. Der Strand liegt direkt unterhalb des Ortes.
Über Treppen geht es hinauf zwischen die Häuser. Bald habe ich in dem Gewirr aus Gassen und Treppen die Orientierung verloren.
Aber der Strand liegt in Richtung der Sonne und solange die scheint, finde ich auch wieder hinaus.
Samstag/Sonntag 2./3.10., 9./10. Tag
Über den Samstag gibt es nicht viel zu berichten. Faul auf dem Campingplatz „Centro Turistico Ialillo“ (14€/Nacht mit Strom) und Hausputz am späten Nachmittag. Zum Entsorgen muss das Abwasser hier mal wieder geschleppt werden. Einen Teil dieser Arbeit erledige ich auch schon am Samstag.
Am Sonntag steht Vieste auf dem Programm, der Hauptort der Garganoküste an der Spitze der Halbinsel. Es gibt zwei Straßen dorthin: Die SS89 im Landesinneren und die SP52 näher an der Küste. Auf vielen Kurven geht es auf der SS89 durch Olivenhaine und in die Berge.
In Vieste drehe ich erst mal eine Runde durch den Ort um einen brauchbaren Parkplatz zu finden.
Dann wird der Ort zu Fuß erkundet. Ich komme zuerst zur Neustadt auf dem nördlichen von zwei Felsvorsprüngen, auf denen die Stadt erbaut ist. Die Häuser sind hier nicht wirklich neu, aber die Straßen verlaufen sehr unitalienisch schnurgerade und stoßen im rechten Winkel aufeinander. Dafür geht es aber oft bergauf und bergab, auch mit Treppen.
Von der Spitze dieser Felsnase ist noch der Leuchtturm zu sehen.
An der Strandpromenade gönne ich mir ein ordentliches Fünf-Kugeln-Eis…
…und wechsle hinüber zur Altstadt. Nach einer schier endlosen Treppe sind die Straßen wieder so verwinkelt, wie sie es hier sein sollten.
Ich komme am Dom vorbei…
… und immer wieder ist das Meer am Ende einer Gasse zu sehen.
In einer Gasse steht eine ziemlich wohlgenährte Frau auf der Straße und grüßt mich „Buon Giorno“. Ich grüße zurück und sehe dann mal genauer nach, vor welchem Laden Sie da steht, der vielleicht auf mich als Kunde wartet. „Ristorante“ aha…“Cucina Casa Linga“ heißt hier kocht die Hausfrau selbst. Das ist doch was. Essen gehen wollte ich sowieso. Sofort die übliche Frage „Wieviele Leute?“ obwohl ich allein vor ihr stehe. Als ich mich zum Single bekenne, treten schon erste Sorgenfalten auf ihre Stirn. Sie würden auf eine Gruppe warten und es dauert ein paar Minuten. Aber ich darf hinein in den höhlenartigen Gastraum.
Der Kellner kommt und kann mir sogar auf Deutsch die Speisekarte erklären. Er empfiehlt Bisteccha und frische Nudeln mit Tomatensauce. Dieser Empfehlung folge ich ohne die Karte weiter in Augenschein zu nehmen.
Dann kommt die Gruppe, ungefähr eine Busladung Italiener. Sie stehen schwatzend herum, gehen raus und wieder rein und rennen dauernd gegen meinen ohnehin schon wackelnden Tisch, dass das Wasser kräftig aus dem Glas schwappt.
Dann kommt die Köchin, anscheinend die Tochter der Chefin. Es täte Ihr leid, aber da gibt es ein Problem. Wegen der Gruppe, ich müsste verstehen.
Mein Vertrauen in die italienische Hausfrau gerät ins Wanken. Wo eine ganze Busladung satt wird, soll für einen unerwarteten Esser mehr nichts da sein?
Aber die Chefin schickt sie zurück an den Herd und beruhigt mich.
Und bald geht es los: Als Vorspeise geröstetes Brot mit Olivenöl, Basilikum und Tomaten. Schmeckt ganz wunderbar, war aber nicht bestellt. Naja, sei es drum.
Als nächster Gang kommen Nudeln mit Meeresfrüchten. Die Empfehlung lautete frische Nudeln mit Tomatensauce. Aber das hier schmeckt himmlisch, also geschenkt. Anscheinend bin ich der Vorkoster für die Busgruppe, die stehen nämlich immer noch palavernd herum und haben nichts zu essen. Ich bin wild entschlossen, alles weitere aufzuessen. Da kommt auch schon ein gegrillter Fisch mit Kartoffeln. Schmeckt auch gut, fällt aber gegen die Muschel-Nudeln etwas zurück. Jetzt geht es für die Gruppe auch mit geröstetem Brot los, also richtig geraten, ich bin der Vorkoster. Zur Rechnung gibt’s noch einen Espresso und nach 1,5 Stunden stehe ich pappsatt wieder auf der Straße.
Aber noch ist die Altstadt nicht komplett erforscht. Mindestens will ich wissen, was denn hier am Ende der Felsnase zu sehen ist.
Zunächst mal eine Kirche…
…und eine über hundert Jahre alte Fischereiplattform, ein „Trabucchi“
Jetzt zurück zum Auto…Gott sei Dank, alles noch da. Es wird Zeit zum Tanken, aber hier gibt es keine offene Tankstelle. In Peschici habe ich eine Esso mit Automat gesehen und weil mir die Küstenstraße in meiner Straßensammlung noch fehlt, geht es auf dieser zurück. Von der Küste ist hier aber nur kurz was zu sehen. Meistens geht es an Hotelanlagen und geschlossenen Campingplätzen vorbei.
Ich inspiziere noch kurz den Wohnmobilstellplatz von Peschici (Area Camper kurz hinter der Esso-Tankstelle rechts). Aber das ist eine schattenlose Wiese. Außer Müllkübeln scheint es auch keine Entsorgungsmöglichkeit zu geben.
Also weiter zum „Foresta Umbral“, dem schattigen Wald im Innern der Halbinsel. Die Straße führt mit mäßiger Steigung in sanften Kurven in den Wald. Immer wieder Parkplätze dicht an der Straße, manche mit Picknickplatz. Oben am Besucherzentrum herrscht dann einiger Trubel. Kleine Jungs spielen mit Geschrei Fußball, Lagerfeuer brennen, um die ganze Großfamilien versammelt sind. Aber im Reiseführer stand ja auch geschrieben, dass hierher die Leute aus der heißen Tiefebene am Wochenende zur Erholung kommen.
Doch geht man nur ein paar Schritte in den Wald, ist man allein. Ich gehe ein kurzes Stück auf einem Weg, der zwei Stunden in Anspruch nehmen soll. Solche Wanderungen sollte man abends um 17:30 nicht mehr machen, aber vielleicht morgen?
Auf dem leeren Busparkplatz finde ich ein ruhiges Plätzchen für die Nacht.
Etwas Wandern und nach Monte Sant Angelo
Montag, 4. Oktober, 11. Tag
Nach einem ausgiebigen Morgenschlaf beginne ich gegen Mittag tatsächlich mit der geplanten Wanderung. Aber unter den riesigen Bäumen stört es nicht weiter, wenn die Sonne schon hoch am Himmel steht. Es stehen Wegweiser herum: „Murgia“ und „Falascone“ ist da zu lesen aber keine Entfernungsangabe. Ich entscheide mich für Murgia, weil ich gestern schon ein Stück in Richtung Falascone gelaufen bin. Vielleicht wird ja ein Rundweg daraus.
Im Wald weiden eine Menge Rinder. Meistens hört man nur ihre Glocken, aber manchmal stehen sie auch auf dem Weg herum und glotzen blöde.
Kleine Blümchen schauen auch aus dem Herbstlaub heraus…
…und manchmal sieht es aus wie im Urwald.
Ich komme an eine Abzweigung. Murgia links, Falascone rechts. Also über Falascone, was auch immer das ist, wird es ein Rundweg. Aber was ist Murgia? Ich gehe weiter in diese Richtung. Wieder eine Gabelung: Murgia links, Coppa Croce rechts. Vielleicht wird es über Coppa Croce auch ein Rundweg? Ich laufe hier entlang, der Weg führt aber immer weiter vom Parkplatz weg. Also kehre ich nach einer kurzen Rast wieder um und halte mich in Richtung Falascone. Dies entpuppt sich schließlich als ein weiterer Picknickplatz an der Straße. Eine italienische Familie hat den halben Tisch bereits mit ihrer Mahlzeit belegt. Ich sage artig „Buon Giorno“. Als Antwort werde ich gleich gefragt, was ich trinken will „Aqua o Vino?“ Ich lehne dankend ab, denn ich habe ja mein eigenes Wasser. Ich gebe mich auch gleich als „Tedesco“ zu erkennen, damit die guten Leute nicht enttäuscht sind, wenn ihr Redeschwall unbeantwortet bleibt. Aber die Mama kann auch ein paar Brocken Deutsch und bald bietet sie mir von Ihrer Pizza an. „Pizza Sant Angelo“ sagt Sie nicht ohne Stolz. Ich nehme an. Diese Pizza besteht aus einem trockenen, dicken Teig, in dem sporadisch ein paar Tomatenscheiben liegen. Etwas mehr Belag hätte es für meinen Geschmack schon sein dürfen, trotzdem lobe ich auf jedes Nachfragen dieses Stück Pizza wie ein Geschenk des Himmels. Als ich mich durch die Pizza hindurchgearbeitet habe, gibt es Dolce. Ein großer Kuchen wird ausgepackt. „Questo fatto io“, „Dieses habe ich gemacht“ verkündet nun die stolze Tochter des Hauses. Natürlich bekomme ich auch ein Stück. Der Kuchen ist längst nicht so trocken wie die Pizza und rutscht deshalb ganz gut. Aber bei den anderen auch, denn das ganze Ding ist schnell verschwunden. Bald steht auch ein Becher Wein vor mir und die Mama hat sichtlich Spaß daran, mir von allem was sie mitgebracht hat, etwas abzugeben. So verhungert sehe ich doch gar nicht aus.
Mama hat ein Jahr in Deutschland gearbeitet und kann deshalb etwas deutsch. Wo denn ich arbeite? Microsoft, Windows oder Bill Gates kennen die Leutchen nicht, aber wir einigen uns schließlich auf eine „Grande Software Fabrica Americana“.
Wie es mir in Italien gefällt, ob ich denn schon in Monte Sant Angelo war? Ich antworte „Domani“ also morgen. Und ob ich beim Padre Pio war? Meine Antwort „Doppo Domani“, Übermorgen beeindruckt sie sichtlich. Mit dieser Sprachgewandtheit hatten sie nicht gerechnet. Ich auch nicht.
Vor mir liegen inzwischen jede Menge Dolce, Obst und Weintrauben aber ich bin schon ziemlich satt. Als ich verkünde, dies sei für „Sta Sera“ also heute abend, und anfange die Sachen in ein Stück Alufolie einzupacken, löst das erneute Heiterkeit aus und Mama legt noch einiges drauf, unter anderem ein Stück ihrer Pizza, die wohl allgemein nicht so gut angekommen ist, denn sie säbelt es von einem ziemlich großen Rest herunter. Eine Banane kann ich gerade noch mit den Worten, die sei „per le Bambini“ ablehnen.
Ich verabschiede mich von den netten Leuten und bin bald beim Auto. Jetzt will ich einkaufen, denn Milch wird mal wieder knapp. Vielleicht finde ich ja in Rodi Gargano den kleinen Supermarkt wieder, denn viele Läden gibt es nicht. Auf dem Weg nach Rodi komme ich durch Vico del Gargano, aber hier sind noch alle Läden zu. Das wird in Rodi bis 17 Uhr nicht viel anders sein. Aber in Rodi komme ich auf einer anderen Straße heraus und finde den Laden nicht einmal. Eine Abzweigung führt auf einem anderen Weg zurück nach Vico und weil es inzwischen nach 17 Uhr ist, habe ich bald alles gefunden. Ich fahre zurück zum „Parcheggio Autobus“, denn dort war es schön ruhig. Nachts höre ich sogar irgendein größeres Tier um das Auto herum rascheln..
Dienstag, 5.10., 12. Tag
Heute will ich nach Monte Sant Angelo. Dort soll im 5. Jahrhundert der Erzengel Michael erschienen sein. Der Ort liegt oben auf einem Berg mit guter Aussicht über den Gargano.
Schon am Ortseingang werde ich energisch von zwei Warnwestenträgern mit Trillerpfeife auf den nächsten Parkplatz direkt an der Straße eingewiesen und um zwei Euro Parkgebühr erleichtert. Widerspruch oder gar ein Weiterfahren ohne Besichtigung des Ortes scheint nicht möglich zu sein. Naja, das wollte ich ja sowieso, aber ich möchte wenigstens das Gefühl behalten dürfen, es wäre meine freie Entscheidung gewesen. Schon am Ortseingang stehen rostige Verkaufsbuden mit Heiligendevotionalien. Weiter im Ort dann noch mehr davon, vor allem Padre Pio, obwohl der doch erst in seinem Geburtsort San Giovanni Rotondo drankommt.
Padre Pio war ein Mönch, der 1955 gestorben ist und über den verschiedene Wunder berichtete werden. So soll er die Wundmale Christi gehabt haben oder vor der Kurie in Rom erschienen sein, obwohl er doch zur selben Zeit zu Hause auf dem Gargano tief und fest geschlafen hat.
Oben über dem Ort steht eine Normannische Festung, die ich für 1,70€ besichtige.
Der Ort selbst gibt nicht viel her. Die Kirche des Erzengles wird gerade verschlossen und mein Bedarf an Heiligen für heute ist gedeckt, weshalb der Besuch von Padre Pios Geburtsort erst mal verschoben ist. Jetzt kann ich unbehelligt von den Trillerpfeifenmännern weiter nach Mattinata und dort an die Küste fahren. Dann geht es auf der Küstenstraße weiter in Richtung Vieste, diesmal aber von Süden kommend. Hier mache ich an jedem hübschen Plätzchen mit Aussicht aber erst mal Pause.
Ich finde eine winzige Bucht (Cala del Pergola)…
..und bleibe schließlich vor einem Turm stehen, von dem aus wahrscheinlich nach den Sarazenen Ausschau gehalten wurde, die ja früher das Mittelmeer häufig unsicher machten.
Dies ist der „Torre del L…“ ja und da ist leider das Hinweisschild abgebrochen, aber es gibt einen Parkplatz davor und jede Menge Aussicht.
Küste bei Vieste und Balkon des Gargano
Mittwoch, 6.10., 13. Tag
Ich fahre weiter entlang der Küste in Richtung Vieste. Kurz vor Vieste komme ich an einem langen, leeren Strand vorbei und kann der Versuchung zum Strandspaziergang nicht wiederstehen.
In Vieste komme ich noch bis zum Felsen Pizzomunno…
… und fahre dann durch den Foresta Umbra auf einer noch unbekannten Straße zurück nach Mattinata, dann über Monte Sant Angelo nach San Giovanni Rotondo. Diesem Ort kann ich nichts abgewinnen und fahre weiter nach Rignano Garganico zum Balkon des Gargano mit einer weiten Aussicht über die Tavoliere Tiefebene.
In der Nähe von Rignano finde ich einen Platz an einer Viehweide.
Castel del Monte, die Krone Apuliens
Donnerstag 7.10., 14. Tag
Das Castel del Monte, die achteckige Burg Friedrichs II. ist heute das Ziel. Da es mir am einfachsten erscheint, entscheide ich mich für die A14 in Richtung Bari. Bei Canosa fahre ich wieder ab um bei Minervino Murge gelbe Strassen zum Castel zu finden. Dies gelingt auch, ebenso wie ich einen offenen Supermarkt finde.
Die Gegend ist sanft gewellt, es gibt kaum Dörfer oder gar Städte aber große Felder und immer wieder Ruinen von verlassenen Höfen. Das Castel del Monte steht auf einem der höheren Hügel und ist schon von weitem zu sehen.
Bald bin ich am Ziel. Es ist weniger Betrieb als ich dachte.
Für 3€ kommt man hinein.
Im Untergeschoss ist eine Ausstellung zur Geschichte Friedrichs des Zweiten und des Castel del Monte, leider ausschließlich auf Italienisch beschriftet, obwohl das Weltkulturerbe-Schild am Eingang prangt. Im Obergeschoss wirkt dann nur noch der Bau als solcher.
Da gibt es schöne bunte Marmorsäulen…
…und Kapitelle aus einem rot-weissen Konglomerat.
Die weite Landschaft, in die man von hier oben blickt, heißt Murge…
…und hier will ich noch ein bisschen bleiben. Ich bummle auf fast leeren Straßen durch Felder und Brachland in südliche Richtung. Die ersten Trulli tauchen auf, hier wohl noch als Lagerschuppen für Ackergerät benutzt.
Ich finde schließlich einen Platz am Wegesrand mitten in der Einsamkeit.
Sassi in Matera und Trullis in Alberobello
Freitag 8.10., 15. Tag
Heute komme ich früh aus den Federn und fahre auch bald los, erst mal Richtung Altamura. Hier gerate ich auf die Straße in Richtung Matera und werde bald neugierig. Da gibt es in den Felsen gehauene Kirchenbauten, „S.P. in Principibus“ steht auf dem Schild.
Der Reiseführer spricht von den „Sassi“, ganzen Stadtvierteln aus in den Tuffstein gegrabenen Höhlenwohnungen, die jetzt geisterhaft leer stehen, aber noch bis in die siebziger Jahre bewohnt waren. Erst mal versuche ich von meinem jetzigen Platz aus die scheinbar nahe Stadt zu erreichen.
Aber tiefe Schluchten sind im Weg, jene Schluchten, in welche die Sassi hinein gebaut wurden. Also doch in die Stadt fahren. Im Großstadtgewühl dauert es eine Weile, bis ich einen Parkplatz gefunden habe, dann aber auch gleich den Wohnmobilstellplatz (0,50€/Stunde mit Entsorgung ohne Wasser) gegenüber des modernen „Palazzo di Giustizia“. Ich kaufe mir drei Stunden Parkzeit und laufe los.
Die Sassis sehen aus wie auf Bildern von Hieronimus Bosch.
Es gibt die verwinkelsten Ecken, aber das meiste steht tatsächlich leer und verkommt langsam.
Am Rand der Schlucht steht eine kleine Kirche und rechts darüber eine Felsenkirche.
Die linke Kirche kann kostenlos besichtigt werden. Hier gibt es vor allem ein großes Deckengmälde.
Die Felsenkirche ist sicherlich deutlich älter und wurde vielleicht von byzantinischen Mönchen gegraben, zumindest vermute ich das auf Grund von Informationen aus dem Reiseführer und den noch sichtbaren Fresken.
Das Auto steht noch immer unversehrt vor dem Justizpalast. Inzwischen ist es sehr heiß geworden, fast 30 Grad. Ich nutze noch die Entsorgungsmöglichkeit per Bodeneinlass und will dann zu den Trulli von Alberobello.
Mittlerweile macht mir auch der zuerst chaotisch anmutende Verkehr in den größeren Orten fast Spaß. Grundsätzlich gilt: Man hat nicht die Vorfahrt, wenn man sie sich nicht entschlossen nimmt. Die Beschilderung spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Man kann aber auch selbst sich ein bisschen herausnehmen.
Am Ortsrand lockt noch ein Carrefour-Supermarkt alle nötigen Einkäufe auf einen Schlag zu erledigen.
Dann geht es über Santeramo, Gioia del Colle, Aquaviva und Pitignano nach Alberobello, der „Capitale dei Trulli“ Hier finde ich zwar auf Anhieb den offiziellen Wohnmobil-Stellplatz (6€/Nacht) der aber leider schon geschlossen hat. Ein paar Meter weiter ist ein öffentlicher Parkplatz, der aber ab 22:00 Uhr natürlich für Wohnmobile gesperrt ist. Macht nichts, noch ist es nicht mal fünf Uhr Abends.
Oberhalb dieses Parkplatzes ist ein Viertel Trullis die anscheinend noch ganz normal genutzt werden, also als Wohnhäuser. Hier gibt es kaum Touristen und keine Andenkenläden.
Ich kann mir also in Ruhe die kunstvoll aus flachen grauen Steinen aufgeschichteten, kegelförmigen Dächer ansehen.
Auch die Spitzen der Kegel scheinen eine Bedeutung zu haben, denn viele sind unterschiedlich geformt. Neben der barocken Kirche bietet sich dann noch dieser Blick auf das Trulli-Viertel:
Auf der anderen Straßenseite der Durchgangsstraße geht dann aber der Rummel erst richtig los. Die Verkäufer sitzen vor ihren Andenkenläden und warten auf die letzte Kundschaft des Tages. Ich muss mehrmals mit „Grazie“ auf Ihre Einladungen antworten, nachdem ich schon einen Wandteller und zwei Teile für die Kitschecke im Auto erstanden habe.
Bei diesen Einkäufen ist es aber auch möglich, so ein Trulli-Dach von innen in Augenschein zu nehmen:
Selbst eine Trulli-Kirche gibt es:
Da ich auf diesem Platz nicht bleiben kann, fahre ich noch weiter. Einen Campingplatz gibt es, aber der ist auch schon zu. Na, dann raus aufs Land. Aber hier sind alle Straßen von Mäuerchen umgeben und es gibt keinen Platz neben der Straße. Vor einem (ebenfalls geschlossenen) Agriturismo-Hof mit Camping ist aber genug Platz. Jedenfalls kann ich sagen, mich redlich um einen 100% legalen Stellplatz bemüht zu haben.
Zurück zum Gargano
Samstag 9.10, 16. Tag
Es zieht mich wieder zurück zum Gargano, also auf die Autobahn in Richtung Norden. Vor Rodi Gargano war mir, als ich hier angekommen bin, ein Campingplatz im Pinienwald aufgefallen, der auch noch auf hatte. Das ist auch jetzt noch so und ich richte mich hier häuslich ein. Als das Auto vielleicht eine Stunde am Strom hängt, tut es einen Schlag als ob drinnen etwas heruntergefallen ist. Beim Nachsehen riecht es irgendwie nach Strom. Meine 220V Sicherung ist herausgeflogen, die für meine Steckdose im Stromkasten auch. Aber auch als beide Sicherungen wieder drin sind, tut sich nichts. Wahrscheinlich hat die Hauptsicherung auch noch ausgelöst. Aber was kaputt ist, kann ich ja erst herausfinden, wenn ich wieder Strom habe. Ich finde schließlich einen funktionierenden Stromkasten. Anscheinend ist das Ladegerät kaputt. Also die Batterie möglichst schonen, wenn ich hier wie geplant etwas länger bleiben will.
Sonntag 10.10., 17. Tag
Faul auf dem Campingplatz „Cinque Stelle“.
Montag 11.10., 18. Tag
Am späten Nachmittag will ich versuchen den Lago Varano zu finden, der irgendwo hinter dem Platz liegen soll. Nach einem Fußmarsch finde ich ihn auch. Hier stehen meist verlassene Ferienhäuser der Italiener, vielleicht Schwarzbauten? Einen Rundweg kann ich aber nur machen, wenn ich einer kaum sichtbaren Fahrspur über eine Wiese folge.
Dienstag 12.10., 19. Tag
Dem Lago Varano will ich heute nochmal nachspüren. Vorher allerdings wird in Lido del Sole nochmal eingekauft und am Strand gewandert. Auf Nebenstraßen fahre ich dann um den See herum. Zweimal führen Stichstraßen direkt ans Ufer. Aber einen Weg oder gar eine Straße direkt am Ufer gibt es nicht. Auf kleinen Nebenstraßen fahre ich über Sannicandro, San Marco in Lamis und Carpino durchs Hinterland. Hier sind wieder vorwiegend Viehweiden. Rinder oder auch Ziegen mit ausgeflippten Hütehunden stehen auf der Straße herum. Aber auch ein Blick auf den Lago Varano bietet sich von hier oben.
An der Straße von Carpino in Richtung Foresta Umbra finde ich schließlich einen Platz für die Nacht.
Mittwoch 13.10., 20. Tag
In der Nacht hat es kräftig geregnet und das tut es am Vormittag auch immer wieder. Ich will jetzt noch zum Lago Lesina und dann in Richtung Heimat aufbrechen. In Lesina gibt’s auf einem Parkplatz an der See-Promenade Spaghetti Aglio e Olio, einen Weg am See entlang in die Natur kann ich hier aber nicht entdecken. Vielleicht werde ich ja in Marina di Lesina fündig. Dies ist um diese Zeit eine Geisterstadt des Massentourismus. Alle Häuser fest verrammelt. Nur ein paar Straßenköter lungern herum. Aber auch hier kein Weg zum See. Dafür aber einen Strand. In der Ferne gibt ein gestrandetes Schiff das Ziel der Strandwanderung vor. Leider liegt an diesem Strand eine Menge Wohlstandsmüll herum, anscheinend aber überwiegend vom Meer angespült, vielleicht vom Teutonengrill bei Rimini?
Nach einer halben Stunde strammen Marschierens im Sand, immer hart an der Wasserlinie entlang, bin ich endlich am Ziel.
Das Schiffswrack scheint ein Küstenfrachter gewesen zu sein, die „Eden V“ aus Bari.
Ich laufe wieder zurück und bin am Ende des Marsches kräftig durchgepustet.
Ich will jetzt noch zum Kloster Monte Cassino nördlich von Neapel und dann auf die Autobahn gen Norden. Also fahre ich auf der SS16 „Adriatica“ bis Termoli und dann westlich in Richtung Campobasso auf der SS 647 die hier kilometerweit auf langen Brücken durch den Stausee Lago di Liscione verläuft. Kurz hinter dem See geht es aber wegen eines Unfalls nicht mehr weiter. Weil ich genauso gut auch jetzt schon anfangen kann nach einem Schlafplatz zu suchen, verlasse ich die Straße in Richtung Casacalenda und werde schließlich neben einer kleinen Kapelle auf einem Hügel fündig. Hier gibt’s sogar Picknick-Tische und ein offenes Klohäuschen ist auch nicht weit.
Monte Cassino
Donnerstag, 14.10., 21. Tag
In einer langen LKW-Schlange geht es über Campobasso, Isernia und Venafro nach Cassino. Und als ich dann etwas im Magen habe, finde ich auch Hinweisschilder zur Abtei. Diese liegt hoch über der Stadt, macht aber erst um 15:30 Uhr wieder auf. Also nutze ich die Zeit für ein Nickerchen.
Durch das Gebrumm der Reisebusse, die den Klosterberg erklimmen wache ich rechtzeitig wieder auf und mische mich unter die Gruppen. Der Komplex ist sehr groß und von den Zerstörungen des Krieges ist nichts mehr zu sehen. Hier befinden sich die Gräber des heiligen Benedikt und seiner Schwester Scholastika.
Beide stehen als Statuen verewigt auf dem großen Hof vor der Basilika.
Die Basilika ist riesengroß und mit der üblichen katholischen Pracht ausgestattet.
In der Krypta sind die beiden oben erwähnten Gräber. Im Museum sind dann noch Gemälde, Kirchenschätze und alte Bibeln zu sehen.
Nach gut einer Stunde Besichtigung fahre ich noch ein Stück auf der Autobahn in Richtung Rom und niste mich zwischen Acuta und Fiuggi neben der Straße ein. Während ich dies schreibe, braut sich in der Nähe ein Gewitter zusammen.
Freitag 15.10., 22. Tag
Ein ereignisloser Tag auf der Autobahn. Und seit ich mich an der Mautstelle Sterzing ein bisschen dumm angestellt habe, weiß ich jetzt auch, dass man hier am Automaten mit der Visa-Karte bezahlen kann, sogar ohne PIN. Ich übernachte auf dem Autocamp Eisack.
Samstag 16.10., 23. Tag
Nach einer Fahrt über den verschneiten und ziemlich verstopften Brenner bin ich um 14:00 Uhr wieder zu Hause.
Übernachtungsstatistik Italien 2004:
22 Nächte auf italienischem Boden, davon
Freistehen: 14
Stellplatz / kostenpflichtiger Parkplatz: 3
Campingplatz: 5
(c) Henning Schünke
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