Hallo zusammen,
eine „Turm-und Gewölbeführung“ in der Marienkirche hatte ich gebucht. Für sieben Euro kommt man dabei in die Türme zu den Glockenstuben, in den Dachstuhl oberhalb des Gewölbes und in den Dachreiter. Dort sollte es zunächst hinaufgehen, auf den Südturm.
Bei einer ersten Kletterpause bekam die 15-köpfige Gruppe einen Eindruck von der Stärke des Mauerwerks:
An der Basis des Turms fünf Meter, weiter oben vier Meter und ganz oben immer noch drei Meter. Das alles ruht seit über 750 Jahren auf Fundamenten von nicht mehr als drei bis vier Metern Tiefe.
An diesem Mauerstück…
…wie auch an anderen Stellen sind noch die Spuren des Krieges zu sehen. Vor dem Bombenangriff auf Lübeck am 28. März 1942 war die Marienkirche mit Blei eingedeckt. Dieses schmolz beim Brand und ist „wie Wasser“, so die Zeitzeugen, die Wände heruntergeflossen und dabei erkaltet.
Zwischen den Türmen in der Westfassade ist eine Luke nach draußen.
Von hier sieht man hinüber zur Wallhalbinsel.
Das dreiflügelige Gebäude ist ein Hotel, der weiße Bau rechts daneben ist die Musik- und Kongresshalle und etwas weiter rechts davon ist der Wohnmobilstellplatz. Richtung Süden geht der Blick zum Turm der Petrikirche.
Nach einer ziemlichen Kletterei war der „Dachboden“ der Marienkirche erreicht.
Das Kreuzrippengewölbe…
…ist innen 38,5 Meter hoch und damit das höchste Backsteingewölbe der Welt. Damit dürften wir hier in gut 40 Metern Höhe angekommen sein und konnten auf die Gewölbe hinunter blicken.
Einen hölzernen Dachstuhl…
…gibt es allerdings seit den Erfahrungen des Krieges nicht mehr. Beim Wiederaufbau entschied man sich für Betonstreben und Hohlsteine aus Zement und Schlacke vom ehemaligen Lübecker Hochofen.
Dachfenster gibt es natürlich auch, hier mit Aussicht auf die Jakobikirche.
Seit 1985 hat die Marienkirche auch wieder einen Dachreiter. Von diesem aus gab es eine phanstatische Aussicht mit ungewohnten Perspektiven. Hier der Blick nach Osten mit dem Tonnendach des Karstadt-Warenhauses links unten.
Im Süden ist der Marktplatz und die Petrikirche zu sehen.
Die Strebbögen an der Fassade…
…verhindern, dass die Mauern des Kirchenschiffs durch die Last der Gewölbe auseinander gedrückt werden.
Im Westen beherrschen die 125 Meter hohen Türme das Bild.
Von ihrer Errichtung 1351 bis zum Bau des Kölner Doms war die Marienkirche in Lübeck für über 500 Jahre die höchste Kirche der Welt. Darüber hinaus war sie das Vorbild für etwa 70 ähnliche Backsteinkirchen in Norddeutschland und im Ostseeraum.
Auch im Norden Strebpfeiler zur Abstützung der Mauern.
Das weiße Haus rechts hinten ist das Buddenbrockhaus in der Mengstraße.
Im Südturm hängt heute das Glockenspiel.
Es besteht aus 28 Glocken der Danziger Katharinenkirche, die man nach dem Krieg auf dem Hamburger Glockenfriedhof gefunden hat, wo sie ursprünglich darauf warteten, für den Krieg eingeschmolzen zu werden. Später wurden noch acht Glocken zusätzlich eingebaut und so spielt es mehrmals am Tag Choräle, die in der ganzen Altstadt und darüber hinaus zu hören sind.
Vor dem Krieg war das Glockenspiel im Dachreiter und im Südturm hingen die sieben Glocken des Hauptgeläuts, die 1942 aus dem brennenden Turm abgestürzt sind. Zwei davon liegen dort noch immer in der Gedenkkapelle.
In einer kleinen Kammer unterhalb des Glockenspiels kann dieses auch vom Organisten der Marienkirche von Hand gespielt werden.
Das passiert zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten.
Um 17 Uhr waren wir direkt vor Ort, als das Glockenspiel automatisch geläutet wurde. Das war schon sehr laut…
Beim Weg in den Nordturm ergab sich noch ein kurzer Blick auf den Dachreiter.
In der Glockenstube des Nordturms hängt heute das große Geläut…
…mit sieben Glocken, deren schwerste 5,8 Tonnen wiegt.
Vom Nordturm aus ging es durch diesen Gang…
…und eine fast endlose Wendeltreppe wieder hinunter.
Das war ein Erlebnis, wer nach Lübeck kommt und am Samstagnachmittag Zeit hat, sollte diese Führung mitmachen. Festes Schuhwerk, etwas Kondition und Trittsicherheit sollte man mitbringen.
Wikipedia zur Lübecker Marienkirche
Gruß
Henning
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Den Tipp werde ich mir merken, wir ergreifen oft die Gelegenheit, wenn es die Möglichkeit gibt die Türme zu besichtigen. Die Aussicht und die Riesen Glocken sind doch immer wieder beeindruckend.
Schöne Grüße