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-Hallo zusammen,
dieses GEO-Heft (Ausgabe 08/2014) habe ich mir letzten Monat in Lübeck gekauft:
Vor allem wegen der Titelgeschichte, die mir sehr gut gefällt.
Oberflächlich betrachtet fröne ich seit über einem Jahr schließlich dem Nichtstun, wobei das so auch nicht stimmt. Denn würde ich tatsächlich gar nichts tun, gäbe es diesen Blog nicht, ich würde nur auf einem Fleck festhängen und ich würde sicherlich stinken wie ein Iltis.
Aber ich habe sehr viel weniger getan und vieles muss ich auch nicht mehr tun, bezahlte Arbeit leisten zum Beispiel. Hier in Lüdelsen ist zur Zeit etwas Urlaub vom Wenigtun und ich tue noch etwas weniger. Wir sitzen herum, reden und gucken in den Sonnenuntergang über der Wiese.
Ein Programmpunkt pro Tag neben den üblichen Verrichtungen, wie essen, reden oder ausruhen reicht uns, entschleunigtes Leben könnte man das nennen. Und genau das lobt die GEO-Titelgeschichte. Gerade in den letzten Jahren, heißt es darin, sind die psychischen Erkrankungen durch Stress und Hektik im Beruf stark angestiegen. Genau das habe ich ja auch erlebt und mein Tag war meistens randvoll mit Dingen, die erledigt werden mussten. Schon am Morgen gab es genug zu tun und im Laufe des Tages kam nur Neues dazu, selten hatte ich noch das Gefühl, etwas erledigt zu haben. Nur ich war am Ende des Tages genau das, nämlich erledigt, fix und alle.
Gegenrezept der Chefs war dann der Urlaub, eine Auszeit zum Aufladen der Batterien, so nannten sie das. Danach, mit frischen Akkus, könnte man in der Theorie um so mehr reinhauen. In der Praxis hatte man den Effekt des Urlaubs in wenigen Tagen vernichtet.
Das löst nicht das Problem, eine Lösung liegt meiner Meinung nach nur im Weniger: Weniger Arbeit, weniger Fortschritt, weniger Luxus, auch weniger Geld.
Eintauschen können wir für diesen vermeintlichen Verlust Zeit.
Zeit für Muße, für Entdeckungen oder um Sachen auszuprobieren und Zeit mit netten Leuten an der Feuertonne.
Das ist natürlich tödlich für unser Wirtschaftssystem, das auf Wachstum und ein stetes Mehr an Waren und Konsum ausgerichtet ist. Aber diese Art zu wirtschaften ist auch tödlich für uns und für unseren Planeten, darum wird es Zeit, dass wir uns davon verabschieden. Ein Wirtschaftssystem, welcher Art auch immer, soll schließlich den Menschen dienen und nicht umgekehrt.
Natürlich kann und will nicht jeder im Wohnmobil leben, auch will ich die Arbeit als Solche nicht verteufeln. Es gab durchaus Zeiten, da bin ich meiner bezahlten Arbeit gerne nachgegangen und heute macht es Spaß, Blogartikel zu schreiben, was ja auch eine Form von Arbeit ist. Aber eine Arbeit, welche die Arbeitenden in die Depression treibt, braucht niemand.
Nun habe ich kein Patentrezept für den Weg ins Paradies, sämtliche Ideologien, die das versprechen, sind auch mit größter Vorsicht zu genießen. Aber ein Anfang könnte die Reduktion des persönlichen Konsums sein. Dafür muss niemand in Sack und Asche gehen oder sein Getreide fortan selbst anbauen.
Aber wenn zum Beispiel das neueste Smartphone einfach mal in den Läden liegen bleibt, wäre das ein Zeichen und ein kleiner Anfang. Den Druck aus dem Kessel nehmen, nur so kann es meiner Meinung nach gehen. Diesen Stress können wir auf Dauer nicht „bewältigen“, sondern nur reduzieren, um ihn auszuhalten. Die Muße, darüber nachzudenken, habe ich hier auf der Lüdelsener Wiese gefunden.
Der oben erwähnte GEO-Artikel empfiehlt ein paar Bücher zum Thema Muße, Nichtstun und Stress:
Ulrich Schnabel – Muße: Vom Glück des Nichtstuns *
Hartmut Rosa – Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne *
Corinne Maier – Die Entdeckung der Faulheit: Von der Kunst, bei der Arbeit möglichst wenig zu tun *
Tom Hodgkinson – Anleitung zum Müßiggang (insel taschenbuch) *
Billy Ehn, Orvar Löfgren – Nichtstun: Eine Kulturanalyse des Ereignislosen und Flüchtigen *
Alle bei Amazon.de *.
Gruß
Henning
Grüß dich Henning,
ich kann mich den Worten von Andreas nur Anschließen, ein sehr guter Artikel der einem aus der Seele spricht und dem ist nichts hinzu zu fügen.
Grüße Roberto
Hallo Henning,
ich möchte gerne bis 90 arbeiten.
Aber nicht für andere, nein nur meine Arbeit.
Denn solange ich arbeite, bin ich dem Alter entsprechend gesund.
Und auch als Rumtreiber kann man einen struckturierten Tag haben.
Gruß Helmut W
Hallo Henning,
ein sehr guter Artikel und passend dazu ist mir letztens bewusst aufgefallen, dass es die herkömmliche Radiowerbung gar nicht mehr gibt. Es gibt nur Sale, 19% Mwst. sparen, 0% Finanzierung, nur noch Hinweise auf billig, billiger und billig finanzieren.
Klar nur so kann der Motor am laufen gehalten werden, indem die Menschen bis an die Grenzen ihrer Möglichkeiten konsumieren.
Eigentlich ist aber jedem klar, dass dies böse enden wird.
LG Andreas