Hallo zusammen,
nein, mir hat keiner der Gasmänner was getan. Aber das Wohnmobilforum hatte wieder einen Aufreger. Mit dieser Meldung fing es an:
Berliner Zeitung – Mit Gas betäubt und ausgeraubt
Daraufhin machte jemand im Forum diese Diskussion auf:
Wohnmobilforum – Gasüberfall vor ein paar Tagen
Es entstand das übliche Hin und Her: Die einen bezweifelten es mit guten Gründen, wie der Dosierbarkeit, dem Preis, der Schwierigkeit Personen verschiedener Konstitution an verschiedenen Orten im Mobil gleichzeitig zu betäuben und so weiter.
Dem gegenüber immer wieder Geschichten aus zweiter oder meistens dritter Hand von Leuten, die ausgeraubt wurden und die ein Brennen in den Augen oder andere Symptome hatten. Daraus ergab sich die nicht durch Fakten untermauerte, aber auch schwer zu widerlegende Feststellung: Es könnte ja doch sein.
Dann hat sich mein Blogleser Volker die Mühe gemacht, den ADAC-Sprecher und die im Artikel genannte Polizeisprecherin anzuschreiben und nach der genauen Faktenlage zu fragen.
Es kamen tatsächlich Antworten, die ihr im genauen Wortlaut im verlinkten Diskussionsthread nachlesen könnt (ab Seite 5). Hier nur eine sinngemäße Wiedergabe.
Der ADAC-Sprecher gab zu, dass es sich bei Gasüberfällen auf Wohnmobile wohl um einen Hoax oder eine moderne Legende handeln muss. Die Symptome der Opfer könne man sich leichter durch KO-Tropfen in einem Getränk erklären.
Mein Fazit daraus: Wer sich selbst versorgt, lebt sicherer.
Auch die Polizeisprecherin hat geantwortet, ebenfalls wiederzufinden auf Seite 5 der Diskussion.
Demnach wurden bei einer ärztlichen Untersuchung der beiden Überfallopfer, welche über Übelkeit geklagt hatten, keine Rückstände eines KO-Gases festgestellt. Das wurde der Zeitung auch so mitgeteilt.
Mit diesem Beitrag möchte ich diese am Ende durchaus erhellende Forumsdiskussion leichter auffindbar machen, denn die Fragen zu Gasüberfällen werden wieder kommen.
Eine weitere Aussage der Königlich-Britischen Anästhesistenvereinigung wird im Forum auch immer wieder gerne zitiert, weshalb ich diese auch hier verlinken möchte:
The Royal College of Anaesthetists – Statement on alleged gassing in motor vehicles
Sinngemäß hält man dort solche Berichte von Gasüberfällen für Mythen. Es wäre eine enorme Menge nötig, um jemand im Wohnmobil durch eingeleitetes Gas zu betäuben. Auch wäre der Geruch noch nach Tagen feststellbar.
Außerdem wird nicht umsonst der narkotisierte Patient ständig vom Anästhesisten überwacht. Das Risiko, dass dieser z.B. an seiner eigenen Zunge oder an Erbrochenem ersticken könnte, wäre sonst viel zu hoch.
Meine Meinung dazu: So sehe ich das auch. Die Betäubung würde ja nicht von Fachleuten durchgeführt und da wäre es reine Glückssache, wenn alle Beteiligten danach nur mit Kopfschmerz wieder aufwachen. Tote in diesem Zusammenhang hätten sicherlich für Schlagzeilen und für mehr Eifer bei der Untersuchung des Phänomens gesorgt. Anscheinend hat es nie welche gegeben.
Es gab auch einen Artikel zum Thema in der Zeitschrift Reisemobil International. Den habe ich in voller Länge nicht im Netz in verlinkbarer Form gefunden, er steht aber auch in der verlinkten Forumsdiskussion. Auf Hoaxilla hat man sich der Sache auch angenommen und zumindest Teile aus dem Artikel dort zitiert:
Hoaxilla – Überfälle mit Narkosegas auf Urlauber
Ich habe meinen auf Hüfthöhe montierten Gaswarner an der Aufbautür übrigens in Lüdelsen wieder abgebaut. Dort nützt er nichts, es sei denn, man bittet den Gasmann, doch sein Narkosegas genau neben dem Gaswarner einzuleiten.
UPDATE: Aktueller und gut recherchiert dieser Artikel von IsasWomo zum Thema:
Gasüberfälle auf Camper – Was ist dran?
Gasfreie Grüße und ein dickes Danke an Volker
Henning
Viele halten es für einen Hoax oder Fake, aber ich habe genau das in Südfrankreich erlebt. Wir konnten es selbst nicht ganz nachvollziehen oder glauben, haben auch dem Glas Wein am Abend die Schuld gegeben, aber es waren Einbruchsspuren vorhanden, die Fahrzeugtüren waren nicht lautlos schließbar, wir wären wach geworden oder zumindest die anwesenden Neufundläner, zwei an der Zahl. Die Polizei hat auch bestätigt, dass das dort häufiger vorkommt, warum also nicht auch bei uns in Deutschland?
Einbrüche in Wohnmobile bezweifelt ja auch niemand ernsthaft. Aber wo ist der Beweis für Gas? Oder bleibt das nur als einzige Erklärung? Wer wirklich glaubt, dass man durch Einleiten von Gas in einen Raum mehrere Leute sicher betäuben kann, sollte sich mal mit einem Anästhesisten darüber unterhalten.
hallo hier mein Beitrag zu diesem Thema
beim Kauf meines neuen WoWa 2000 haben wir uns u.a. ein Narkosewarngerät eingebaut, da ich von Gasüberfällen in Zeitungen und Foren gelesen habe. Ich habe das Gerät kurz über dem Boden an der Wand der Einzelbetten angebracht, da Gas schwerer ist als Luft und es keinen Sinn hat es in Kopfhöhe anzubringen. Jetzt habe ich alle mir bekannt gewordenen Gasüberfälle angeschaut und, wenn es möglich war, die Umstände genauestens überprüft. Ich habe mich, bei Wissenschaftlern und Polizei erkundigt, wie das genau verläuft und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass in den bekannten Fällen kein nachgewiesenes Gas oder Betäubungsmittel angewendet wurde.
In einem Fall in Spanien standen die Wohnmobilisten vor einer Polizeistation. Als sie in der Früh aufwachten waren sie benommen und stellten fest, dass in der Nacht eingebrochen wurde (keine Aufbruchspuren) und Gegenstände und Geld entwendet worden waren. Sie erklärten, dass sie vermutlich mit Gas betäubt worden seien, da sie sich nicht vorstellen konnten, die Einbrecher im Schlaf nicht zu hören. Die Polizei ermittelte akribisch, da sie es nicht auf sich sitzen lassen wollte, dass es bei einer Polizeistation unsicher sei. Sie ließ sogar Blut von den Insassen abnehmen und untersuchen, denn Rückstände von Gas oder Betäubungsmitteln lassen sich nach so kurzer Zeit noch im Blut nachweisen. Hier wurde nichts gefunden. Die Beamten stellten aber fest, dass die Wohnmobilbesatzung eine sehr lange Fahrzeit hinter sich hatte und spät ankam. Es wurde auch noch 1 Glas Wein/Bier/Schnäpschen von den Erwachsenen getrunken, bevor sie zu Bett gingen. Kinder schlafen sowieso viel tiefer als Erwachsene. Da keinerlei Einbruchspuren oder Spuren einer Einleitung von Betäubungsmittel gefunden werden konnte, ging man davon aus, dass die Türen nicht richtig verriegelt waren und auf diesem Weg, die Einbrecher in das Wohnmobil kamen. Bei langen Fahrten, der Anstrengung, dem Klimawechsel und verbunden mit auch geringen Mengen Alkohol, kommt es zu einem Tiefschlaf, der einen glauben lässt, von einem Gas oder Betäubungsmittel eingeschläfert worden zu sein.
Außerdem, um eine Raum wie einen WoWa oder ein WoMo mit Betäubungsgas zu füllen, bräuchte man schon eine erhebliche Menge, die nicht in eine Spraydose passen.
Ich hatte bis zu meiner Pensionierung als Polizeibeamter, Zugang zu solchen Fällen und habe auch in dieser Richtung Ermittlungen getätigt. Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben, aber in keinem der von mir eruierten Fälle konnte Gas oder Betäubungsmittel, durch die Labors, nachgewiesen werden. In München hatten wir eine Sonderkommision gebildet, die sich nur mit diesem Thema befasste, auch die konnten nach umfangreichen Befragungen und Ermittlungen nichts Wahres an den Vorwürfen der angeblichen Gasüberfälle finden. Diese Sau wird fast jedes Jahr zu beginn der Reise Saison durchs Dorf getrieben.
Grüße PW
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Hallo Henning,
in das Thema Narkosegas Überfall/Gaswarner hast du dich ja ganz schön verbissen 🙂
Ich habe langsam das gefühl das es dein Lieblings Thema ist.!
Du hast aber schon Recht ich für meinen Teil sehe es wie du.
proudbadener
Hi Bernd,
verbissen trifft es vielleicht nicht so ganz. Aber mich hat es genervt, dass im Forum immer wieder die selben Geschichten durchgekaut werden. Irgendwann stellt jemand fest, dass es aber doch sein könnte, dann bekommt der alle Argumente auf den Tich bis man denkt: Jetzt muss es auch wirklich der letzte kapiert haben. Aber nein, es kommt wieder einer, der rgendwelche Märchen erzählt und meint, dass es ja aber doch sein könnte. Jetzt weiß ich wenigstens, wo die gesammelten Gegenargumente zu finden sind.
Überfälle passieren, da muss man natürlich aufpassen. Aber das mit dem Gas ist ein Märchen.
Gruß
Henning
Die einzige mögliche Erklärung für mich ist auch entweder Tropfen ins Essen / Getränk oder auch durch ein Offenes Fenster übern Bett ein Tuch mit Äther zu Betäubung auf das Gesicht der Opfer gelegt – das ist theoretisch machbar!
Und da viele Gaswarner auch bei Betäubungsgas anschlagen sollen ( http://www.fritz-berger.de/fbonline/__shop__/product/fritzberger_katalog/GASpro432120/detail.jsf?utm_source=K.O.-Gaswarner&utm_medium=SEO&utm_term=&utm_content=&utm_campaign=SEO&partnerid=34H ) warum hat so ein Ding bei keinem der „Opfer“ angeschlagen obwohl viele sowas haben? Zumindest die Nachbarn hätten den Alarm hören müssen!!!
Gruß Olli
( PS 10 Bier am Abend beim geselligen Zusammensein betäuben auch 😉 )
Hi Olli,
eben, im WoMoforum hat sich noch NIE einer gemeldet und erzählt, wie sein Gaswarner tatsächlich eine Gasattacke verhindert hat. Bei einem ging das Ding dauernd los, sogar bei 100 Sachen auf der Autobahn. Da haben sie festgestellt, dass der Hund wohl reingefurzt hat 😉
Auch so ein mit Chloroform getränkter Lappen auf Mund und Nase macht dich erstmal wach. Bis du davon abtrittst dauert das 10 bis 15 Sekunden.
Gruß
Henning
Vielen Dank für die Mühe die Ihr Euch gemacht habt.
Ihr habt damit aber etlichen Leuten die Möglichkeit genommen die Schauermärchen weiter zu verbreiten.
Viele Grüße
Ferdi
der auch weiterhin keine Angst ohne Gaswarner hat.
Hallo Ferdi,
genau darum ging es ja: Die Verbreitung dieser Schauermärchen soll endlich aufhören. Wer nach Fakten sucht, soll auch diesen Beitrag finden.
Gruß
Henning
Hallo Henning, ich sehe das genau so und halte das auch für ein Schauermärchen. Es wird einen Gaswarner im Wohnmobil geben, aber nur für meine eigenen Geräte im Auto.
Gruß
Andreas
Hallo Andreas,
ein Kohlenmonoxidwarner ist wohl sinnvoll, vielleicht einer für Propan.
Ein Rauchmelder geht in dem kleinen Raum wohl auch dauernd beim Kochen los, das würde mich irgendwann nerven.
Gruß
Henning