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Hallo zusammen,
in Halle 11 auf dem Caravan-Salon bei der Traditionsmarke Dethleffs stand das für mich innovativste Ausstellungsstück des diesjährigen Caravan-Salons:
Die Studie e.home auf einem Iveco Daily electric. Das Thema E-Mobilität wird natürlich auch die Reisemobilbranche nicht verschonen und so hat man sich bei Dethleffs Gedanken gemacht, wie das vollelektrische Wohnmobil der Zukunft aussehen könnte. Herausgekommen ist dabei dieses mit insgesamt 31m² Dünnschicht-Solarmodulen beplankte Mobil.
Basisfahrzeug Daily electric
Als Basis hat man dafür auf den Iveco Daily electric zurückgegriffen, der bereits mit einigen hundert Exemplaren zum Beispiel im Post-Zustelldienst im Einsatz ist. Der wird in Bewegung gesetzt von einem flüssigkeitsgekühlten Dreiphasen-Drehstrom-Asynchronmotor mit 80kW Leistung (etwa 109 PS) und etwa 300Nm Drehmoment. Der Motor sitzt unterflur mittig zwischen den Achsen und treibt über ein Getriebe und eine Kardanwelle die Hinterachse an.
Der Strom für die Antrieb wird in drei FIAMM Natrium-Nickelchlorid-Batterien mit jeweils 76 Amperestunden Kapazität und einer Spannung von 400 Volt gespeichert. Mit dieser Batteriekapazität schafft der Daily electric etwa 200 Kilometer Reichweite. Diese Batterien bezeichnet man auch als ZEBRA-Batterien (Wikipedia). Typische Eigenschaft dieser sehr langlebigen und zuverlässigen Batterien ist, dass sie erst bei einer Betriebstemperatur von etwa 300 Grad funktionieren. Die Batterien müssen also aufgeheizt werden, im Betrieb reicht dann die Eigenerwärmung der gut isolierten Batterie, um die Betriebstemperatur zu halten. Der Daily electric hat zusätzlich unter der Motorhaube…
…noch Supercaps installiert, das sind Kondensatoren mit hoher Kapazität, die schnell Ströme speichern und wieder abgeben können. Diese dienen als Energiepuffer beim Beschleunigen und nehmen zurückgewonnene Energie auf, die beim Bremsen oder „Segeln“, also dem antriebslosen Rollen, entsteht.
Die Fahrbatterien werden momentan nur über eine Stromsäule geladen. Dabei braucht eine Volladung mit 400 Volt Drehstrom 16 Ampere und dauert 10 Stunden, bei 32 Ampere Absicherung geht eine Schnellladung in zwei Stunden. Mit Einphasen-Wechselstrom (230 Volt) dauert eine Volladung bei 16 Ampere 24 Stunden.
Angaben zur Reichweite beziehen sich auf den Daily electric in der Basis-Version, die etwa fünf Tonnen schwere Dethleffs-Studie hat vor der Messe noch keine zehn Kilometer auf eigener Achse zurückgelegt. Für den Weg nach Düsseldorf kam das Auto auf den Tieflader und ebenso ging es zurück nach Isny zum Dethleffs-Werk. Dort sind aber bald Erprobungsfahrten geplant, also lohnt es sich, im Allgäu nach so einem auffälligen Solarmobil Ausschau zu halten.
Der Aufbau
Natürlich ist das auffälligste Design-Merkmal die Beplankung mit Dünnschicht-Solarmodulen. Das sind rund 3.000 Watt Leistung, verteilt auf 31m². Die Solarausstattung, welche selbst Andre „Amumot“ neidisch machen dürfte, speist zur Zeit nur zwei Aufbaubatterien von jeweils 120 Amperestunden Kapazität. Die befeuern ein komplett elektrisches Mobil. Hier wird alles mit Strom erledigt, auch Kochen und Heizen, nicht nur Fahren.
Gekocht wird auf einem Ceran-Induktionskochfeld und geheizt wird mit Infrarotstrahlung. Diese heizt nur die Oberflächen auf, welche sie bestrahlt, nicht die umgebende Luft. Dadurch läßt sich laut Dethleffs für das gleiche Wohlbefinden die Raumtemperatur um zwei bis drei Grad absenken gegenüber einer herkömmlichen Heizung. Außerdem wurden an mehreren Stellen im Aufbau wärmespeichernde Platten aus PCM (Phase Change Material) verbaut. Diese, zum Beispiel in Möbelfronten verbauten Materialien, nehmen bei Temperaturen über 26 Grad Wärme aus der Umgebung auf und geben diese langsam wieder an die Umgebung ab, wenn es kühler wird.
Für die Kühlung der Vorräte sorgt in einem komplett gasfreien Mobil natürlich ein effizienter Kompressorkühlschrank mit einer mittleren Leistungsaufnahme von 40 Watt.
Der Grundriss des Aufbaus enspricht mit Längsbetten im Alkoven…
…Raumbad…
und Hecksitzgruppe dem Dethleffs AlPa, dem Wohnmobil für alleinreisende Paare.
Sollte die Sonne einmal nicht ausreichend scheinen, werden die Aufbaubatterien über einen herkömmlichen Landstromanschluss aufgeladen.
Weitere technische Gimmicks
Die e.home-Studie ist natürlich eine Spielwiese für die Dethleffs-Ingenieure und sicher auch ein Versuchsträger für innovative Produkte. So gibt es eine neuartige Spiegelfolie, die auch als Lichtquelle dient. Hier wird das vor dem Mobil demonstriert.
Das bin tatsächlich ich bei der harten Arbeit der Messeberichterstattung.
Jetzt dieses Knöpfchen gedrückt…
…und es wurde Licht, wo zuvor ein Spiegel war.
In der gut ausgeleuchteten Messehalle konnte ich nicht wirklich einschätzen, wie hell diese Lampe ist, aber es reicht sicher, um Nachts unfallfrei den Weg zum Klo zu finden.
Eine andere innovative Folie befindet sich ín den Fenstern des Aufbaus. Diese lassen sich dadurch stufenlos zwischen voller Durchsichtigkeit und komplett Schwarz dimmen, um so fremde Blicke oder die Sonneneinstrahlung auszusperren.
Gesteuert wird alles über ein Tablett und auch Alexa, Amazons Sprachsteuerung, wartet im e.home auf die Wünsche der Bewohner.
Ausblick – Wie könnte es weiter gehen?
Bei Dethleffs war man zum e.home sehr auskunftsfreudig, der „Freund der Familie“ knobelt also nicht im Hochsicherheitstrakt an diesem interessanten Produkt herum. Wer Interesse an der weiteren Entwicklung hat, kann sich hier für die News-Community registrieren: Dethleffs Reiseziel Zukunft. Ich habe das gemacht, doch bis jetzt kam noch nichts. Vermutlich müssen sich alle noch erholen von der Messe. Allein während ich mir den e.home von innen angesehen habe, musste die sehr nette und geduldige Dethleffs-Mitarbeiterin wohl drei Mal erklären, dass das eben kein Hybrid ist.
Weil das auch eine Spielwiese für die Ingenieure ist, wird sich so Manches sicher noch ändern. So gibt es zum Beispiel Überlegungen, die Trennung zwischen den Batterien für den Wohnbereich und denen zum Fahren aufzuheben. Das erweitert natürlich die Möglichkeiten in alle Richtungen, kann aber auch zu der Frage führen, ob man lieber noch etwas fahren will oder einen Kaffee kocht.
Rein rechnerisch würden im Moment zwei Stunden Solarladung für zehn Minuten Fahrt reichen, aber die Solarzellen laden zur Zeit eben nur die Aufbaubatterien und haben nichts mit den Fahrbatterien zu tun.
Wer sich über den oberen Link registriert, kann sich auch mit eigenen Ideen in das Projekt einbringen. Ich werde das auf jeden Fall beobachten. Sollte es interessante Neuigkeiten geben, wird hier davon zu lesen sein.
Nachtrag vom Caravan-Salon 2018: Ein Blogger-Kollege hat mir berichtet, dass das Projekt e.home nicht weiterverfolgt wird. Mit elektrischen Wohnmobilen rechnet man bei Dethleffs in etwa 10 Jahren. Das Fahrzeug ist auch nicht auf der Messe zu sehen, dafür gibt es einen Wohnwagen mit Elektro-Hilfsmotor, der das elektrisch angetriebene Zugfahrzeug unterstützen soll, also mehr als ein Mover. Schade, da wird meiner Meinung nach ein technologischer Vorsprung verschenkt. In dem Newsletter, bei dem ich angemeldet bin, wird dann wohl auch nichts mehr kommen.
Gruß
Henning
Hallo Henning,
war auch an zwei Tagen auf der besagten Messe in Stuttgart. Habe aber an dem Stand
gesagt bekommen, daß die Paneele zum Teil, und zur Zeit, nur aus Dekogründen angebracht sind. So wie Markus das vermutet. Also elektrisch nicht angeschlossen.
Außerdem möchte ich zu diesem Thema noch sagen: Da muss man auf der Elektrowelle mitschwimmen. Alte bewährte Technologie soll abgelöst werden? Bei der Atomtechnologie war es auch so. Man hat die Entsorgung nicht bedacht. Das bringt ja kein Geld. Und jetzt bedenkt man nicht die Batterieentsorgung, aus den gleichen Gründen. Wenn erst mal viel Geld reingesteckt ist, soll und will man auch ernten. Und dann wird keiner mehr den Zug aufhalten. Hauptsache die Wirtschaft brummt, und es wird Geld verdient.
Wohlbemerkt bin ich nicht gegen Fortschritt. Aber über die Folgen machen sich nur Wenige ernsthafte Gedanken. Die Befürworter schon gar nicht.
Schöne Grüße Paul
Da erzählt vielleicht auch jeder was anderes. Nach dem, was ich in Düsseldorf gesehen habe, waren die Solarpaneele sehr wohl angeschlossen. Batterieentsorgung: Ich weiß es auch nicht, aber vermutlich hat man sich diesmal mehr Gedanken über Recycling gemacht. Die Rohstoffe in den Batterien sind ja auch nicht unbegrenzt vorhanden, da hat es schon Sinn die zu recyclen.
Moin Henning,
Die Elektromobilität stellt große Herausforderungen an Weitreisende !
Als Beispiel meine letzte Norwegentour ( 5000 km in 7 Wochen )
Ich habe in der Zeit 8 mal Diesel getankt und in der Zeit insgesamt ca. 1Std. an Tankstellen verbracht.
Mit einem Elektroantrieb hätte ich ( bei realistischem E -Verbrauch auf Gebirgsstraßen und Einhaltung von einem drittel Reserve ) wohl 50 mal eine Stromsäule anfahren müssen, und somit bei 2 stündiger Ladezeit 100 Std. an Ladesäulen verbracht. Wenn dann, bei hohem Verkehrsaufkommen, noch 3 E -Mobile vor einem stehen wird es allerdings zum Vorteil für Womofahrer. Man kann ja an der Tanke übernachten.
Gruß von einem Dieselfahrer der nicht gerne an Tankstellen übernachtet.
Da hast du natülich recht, das ist im Moment noch alles eine Sache für echte Freaks. Aber ich denke, das wird kommen. Strom ist ja schon fast überall und kann einfach aus Sonne und/oder Wind erzeugt werden. Auch der Fortschritt steht ja nicht still. Noch vor ein paar Jahren war so eine Lithium-Aufbaubatterie, wie ich sie jetzt habe, ein schöner Traum.
Hallo Henning,
danke für den ausführlichen Bericht, sehr lesenswert. Ich dachte erst, die Solarmodule wären nur Optik, da auch kleine unförmige Zellen in den Eckbereichen verbaut sind. Da sind wir mal gespannt, was in Zunkunft noch so auf den Markt geworfen wird. 300°C Betriebstemperatur finde ich jedoch bei diesem Batteriemodell z.B. für einen Wintercamper kontraproduktiv, da hat man schon zu tun, dass der Innenraum auf Körpertemperatur gehalten wird 😉
Naja, die Stellplatzbetreiber sind bei ausreichender Stromsäulenkapazität sicher erfreut über einen Besuch solch eines Modells. Drehstrom gibt es da keinen, also los: 230Vx16A/1000x24hx0,50-1€/kWh=44,16-88,32€ für max.200km Reichweite…. Ein erträgliches Geschäft.
Wir sind dann mal weg – Stromstellplätze gründen. Natürlich mit Grundgebühr und eingelassener Bodenheizung gegen Bezahlung für die Batteriebetriebstemperatur 😀 😀 😀
LG von den (noch dieselverbrennenden) Zäpfchens
Hallo,
was soll so eine unausgereifte Spinnerei? Dann können wir unser schönstes Hobby vergessen!
Hier wird von Umweltverbänden versucht die Wirtschaft der BRD kaputt zu machen.
Putin sei Dank!
PW
Häh? Putin? Der will uns doch Öl und Gas verkaufen. Warum soll der wild auf Deutsche mit Elektroautos sein?