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Hallo zusammen,
dieser Sven Hedin…
…kommt aus der Entwicklungswerkstatt von Westfalia und nicht, wie sein Namenspatron, aus den innerasiatischen Wüsten zu uns zurück.
Der Urahn
Schon in den späten siebziger Jahren gab es ein Modell dieses Namens, damals noch auf dem Volkswagen LT.
Dessen Ur-Enkel, der Crafter, trägt heute den aktuellen Ausbau mit diesem Namen in sich. Der ist insgesamt gelungen und gefällig, krankt aber an der Enge, wie sie für Kastenwagengrundrisse mit Heckbett typisch ist.
Bett und Stauraum
Doch beginnen wir genau dort, beim Heckbett:
Das ist tatsächlich 1,35m breit und dank eines elektrisch ausfahrbaren Pop-Outs auf der Fahrerseite…
…gelingt auch das Kunststück, bei 1832mm Innenbreite noch ein Querbett von, so sagt es Westfalia, fast zwei Metern Länge unterzubringen. An der Innenseite sieht es dann so aus:
Das Bett kann auch hochgeklappt werden und so lässt sich der Stauraum nochmals erweitern.
Bad und Küche
Einen halben Schritt weiter vorn befindet sich das Bad.
Naturgenäß hauteng, aber sicher zweckmäßig ausgestattet. Das Duschwasser erwärmt eine dieselbefeuerte Warmwasserheizung mit integriertem Boiler und der üppigen Leistung von 4,8 kW.
Highlight in der kompakten (kompakt ist Marketingsprech und bedeutet eng), also in der engen Küche…
…ist der 70-Liter Kompressorkühlschrank mit zwei Schubfächern direkt im Einstieg.
So kommt man auch von draußen schnell an kalte Getränke und, anders als beim herkömmlichen Kühlschrank mit Schwenktür, fällt die mühsam erzeugte Kälte nicht bei jedem Öffnen heraus. Gekocht wird mit Gas aus den blauen Camping-Gaz-Flaschen, die zwar sehr teuer sind, dafür aber auch in ganz Europa gekauft werden können. Wer aber nur kocht, wird mit zwei dieser Flaschen von maximal 6kg viele Monate auskommen.
Die Sitzgruppe
Die Sitzgruppe erreicht beim In-die-Bank-Quetsch-Test noch ein Befriedigend, da musste ich mich vorher auf noch engere Bänke zwängen, bei manchen habe ich auch gleich darauf verzichtet. Aber nicht ohne Grund sind die gedrehten Vordersitze bequemer. Nur müssen es manche Passagiere stundenlang während der Fahrt auf diesen Hinterbänken aushalten.
Insgesamt wirkt der Sven Hedin des Jahrgangs 2018 innen nüchtern durch viel weißen und grauen Kunststoff, aber auch nicht so klinisch und ungemütlich. Die Farbgebung der Küchenfront und der Sitzbank macht da viel aus.
Die Technik und Preise
Die Basis, der VW-Crafter, ist jetzt auch frontgetrieben, also noch ein Kandidat für die nasse Wiese. Die Motorisierung des Crafter reicht von 102 bis 177PS und es gibt optional eine achtstufige Automatik, als Serie ein Sechsgang-Schaltgetriebe.
Für den Wohnbereich verbaut Westfalia eine 92 Ah AGM-Batterie, nicht sehr viel bei einem Kompressorkühlschrank ohne Solar auf dem Dach. Ich denke, ich kann das beurteilen, denn eine ganz ähnliche Ausstattung hatte ich auch im alten Benz und da wurde der Strom nach zwei Tagen knapp.
Der Waservorrat wird in einem innenliegenden 100-Liter Tank aufbewahrt und per Tauchpumpe zu den Zapfstellen befördert. Das bedeutet, es sind Mikroschalter in den Wasserhähnen verbaut. Was das heißt, kann man hier nachlesen: Praxis – Druckpunpe oder Tauchpumpe. Das verbrauchte Wasser landet unterflur, also vermutlich nicht frostsicher, in einem Tank von 84 Litern. Als stilles Örtchen gibt es eine herkömmliche Cassettentoilette.
Das alles verteilt sich auf 5.986 mm Länge, 2.040 mm Breite und 2.590mm Höhe bei 3.640 mm Radstand und einem Gesamtgewicht von 3.500 kg.
Damit nicht die Toilette der letzte Gedanke ist, den der geneigte Leser an den Sven Hedin mitnimmt, hier noch ein paar bunte Bildchen aus der Westfalia-Pressemappe:
Die Preise für einen Sven Hedin beginnen bei 60.000 Euro, für das auf der Messe ausgestellte Modell sind 77.000 Euro fällig.
Der Namenspatron
Zum guten Schluss noch ein paar Gedanken zur Wahl des Namenspatrons. Der schwedische Forschungsreisende Sven Hedin (1865 bis 1952) erscheint zunächst als eine gute Wahl für die Namensgebung eines Reisemobils. Doch sollte man nicht vegessen, dass er ein großer Bewunderer Hilters und der Nazis war, auch noch nach dem zweiten Weltkrieg. Ob sich da kein besserer Namenspatron finden ließ für ein Mobil, in dem hoffentlich weltoffene Leute durch eine friedliche Welt reisen?
Gruß
Henning
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