Inhaltsverzeichnis
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Hallo zusammen,
eines meiner Lieblingsbücher ist die Geschichte des Ritters von der traurigen Gestalt.
Der Inhalt
Irgendwo in einem kleinen spanischen Dorf in der Mancha liest ein alternder Landjunker mit Begeisterung Ritterbücher. Er verschlingt sie regelrecht und steigert sich so sehr in die Geschichten hinein, dass er selbst als fahrender Ritter aufbricht, um dem Unheil in der Welt abzuhelfen. Seinem Knappen, einem Bauern aus seinem Dorf mit Namen Sancho Pansa, verspricht er eine „Insul“, die er als Statthalter regieren möge, wenn nur das letzte große Abenteuer bestanden und der letzte böse Riese zur Strecke gebracht wurde.
Das ist die Ausgangslage von Miguel de Cevantes‘ Roman über den Ritter von der traurigen Gestalt. Ursprünglich als Parodie auf die Anfang des 17. Jahrhunderts sehr populären Ritterbücher geschrieben, ist das Werk zum spanischen Nationalepos geworden. Vom Kampf des Don Quijote gegen Windmühlen wie diese…
…hat wohl schon jeder gehört, oft nur als Redensart. Die slapstickhafte Szene selbst nimmt im Buch kaum mehr als eine halbe Seite ein.
In seinem Ritterwahn richtet der gute Don jede Menge Flurschaden an. So überfällt er einen reisenden Barbier, weil er dessen Bartschüssel für den Helm des Mambrin hält oder er greift eine Herde Schafe an, die er für ein Ritterheer hält.
Wenn er nach der Tat seinen Irrtum erkennt, wird er wohl zum ersten Verschwörungstheoretiker, denn dann waren es immer böse Zauberer, die alles verwandelt haben, nur um ihn zu verwirren.
In seinen lichten Momenten kann er sich wunderbare Dialoge mit dem bodenständigen Knappen Sancho liefern. Am Ende des ersten Teils wird er vom Barbier und Pfarrer aus seinem Dorf nach Hause gebracht. Die Ritterbücher hatten diese vorher schon seinem Zugriff entzogen und sie hoffen jetzt auf Heilung. Diesen Teil der Geschichte veröffentliche Cervantes 1605.
Zehn Jahre später erschien der zweite Teil, in dem Don Quijote mitnichten von seinem Wahn genesen ist und wieder loszieht. Sancho hofft noch immer auf seine „Insul“ und begleitet ihn natürlich. Dabei kommen sie an die Ruidera-Seen…
…und der Don lässt sich in die Höhle des Montesinos abseilen.
Dort verbrachte er drei Tage und hatte darin die wunderlichsten Visionen.
Das Buch
Natürlich ist das Buch ungleich vielschichtiger, als es diese kurze Inhaltsangabe zeigen kann. Wer Kastilien bereisen will und etwas Zeit hat, sollte den Don Quijote als Reiselektüre dabei haben. Manchmal taugt er sogar heute noch als Reiseführer. 2002 in Spanien hatte ich das Buch dabei und war eine Weile auf den Spuren des „Ritters von der traurigen Gestalt“ in Kastilien-La Mancha unterwegs. Die Bilder hier stammen aus diesem Reisebericht.
Meine Ausgabe aus dem Jahr 2000 ist die Übersetzung von Ludwig Braunfels aus dem 19. Jahrhundert.
Der hat das barocke Spanisch von Cervantes in ein altertümliches Deutsch übersetzt, dass sich nach etwas Eingewöhnug aber gut lesen lässt. Man lernt darin so wundersame Wörter wie „sintemalen“ kennen und kann erleben, wie sich die slapstickhaften Kämpfe des Don in einer geschraubten Sprache beschreiben lassen. Ich habe mich stets gut unterhalten gefühlt. Bei meiner Recherche für diesen Beitrag bin ich auch auf eine Übersetzung von Susanne Lange aus dem Jahr 2008 gestoßen, die sich in einem zeitgemäßen Deutsch sicher besser lesen lässt.
Der Autor
Miguel de Cervantes (1547 bis 1616) ist der spanische Nationaldichter. In Madrid steht sein Denkmal, vor dem Don Quijote und Sancho Pansa in die Welt hinaus reiten.
Cervantes führte ein abenteuerliches Leben und kam mehr als einmal mit dem Gesetz in Konflikt. Oft verdingte er sich als Söldner, so nahm er auch an der Seeschlacht von Lepanto teil. Dort wurde er an der linken Hand verletzt, die danach gelähmt blieb. Das hinderte ihn aber nicht, an weiteren Feldzügen teilzunehmen. 1575 wurde er von algerischen Korsaren als Sklave verschleppt und konnte erst fünf Jahre später aus der Gefangenschaft freigekauft werden.
Gleich danach nahm er an Feldzügen des spanischen Königs gegen Portugal teil. Ebenfalls in dieser Zeit begann er zu schreiben, doch seine Geschichten blieben weitgehend unbeachtet. Hoch verschuldet, arbeitete er als Steuereintreiber, doch die Bauern hatten nur leere Scheunen vorzuweisen. Da er sich auch an Eigentum der Kirche vergriff, wurde er von der Inquisition exkommuniziert. Später bewarb er sich um einen Gouverneursposten in Mittelamerika, wurde allerdings abgelehnt. In dieser Zeit begann er, am „Don Quichote“ zu arbeiten. In der Zeit nach 1605 erschienen Cervantes zwölf „exemplarische Novellen“, die ihn ebenfalls berühmt machen sollten. 1615, ein Jahr vor seinem Tod, erschien der zweite Teil des Don Quichote.
Währdend der „sinnreiche Junker“ durch die Mancha zieht, begegnen ihm immer wieder andere Reisende, welche Geschichten erzählen, die viel Ähnlichkeit mit dem Leben des Miguel de Cervantes haben.
Das Buch bei Amazon
Dies ist die neueste Übersetzung von Susanne Lange aus dem Jahr 2008:
Dies ist die Übersetzung von Ludwig Braunfels aus dem 19. Jahrhundert:
Gruß
Henning
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