Inhaltsverzeichnis
Hallo zusammen,
die nächste, kaum zehn Kilometer lange Etappe, führte mich vom Bramberg hinunter in das romantische Fachwerkstädtchen Königsberg.
Auf dem Stellplatz
Der Stellplatz dort war wider Erwarten fast voll, aber vor allem, weil jeder längs, statt quer geparkt hat.
Der Wohnwagen hat, auch wenn das auf den ersten Blick nicht so aussieht, nichts mit dem Kastenwagen davor zu tun. Beim Einparken kam auch gleich mein Nachbar zur Linken (auf dem Bild hinter meinem Auto verborgen) und wollte mir erklären, wie ich auf die Keile zu fahren hätte. Ich habe mich mit dem Hinweis auf das rücksichtslose Längsparken revanchiert, was ihn aber so wenig interessiert hat, wie mich seine Hinweise zum Befahren der Auffahrkeile.
Es macht schon etwas aus, welches Beispiel man den Anderen gibt. Die längsparkenden Nachbarn waren am nächsten Tag verschwunden und alle Neuankömmlinge haben sich danach an meiner Ausrichtung orientiert. Schließlich ist das hier auch der Parkplatz für den Friedhof der Königsberger.
Treue Blogleser wissen natürlich, dass ich schon öfter in Königsberg war. Dieses Städtchen ist so wunderbar von der Welt vergessen und irgendwie aus der Zeit gefallen. Es hätte das Potential, ein zweites Rothenburg ob der Tauber zu werden, aber ich und wohl auch viele Königsberger, sind ganz froh, dass es dazu bisher nicht gekommen ist.
Die Königsberger Burg
Tatsächlich gibt es auch in Königsberg noch etwas, das ich hier bisher nicht gezeigt habe. Sie haben dort nämlich eine Burg oberhalb der Stadt und hier bin ich gerade auf dem steilen Weg vom Stellplatz dort hinauf.
Im Jahr 1168 wurde die Burg auf Befehl von Kaiser Barbarossa gebaut. Nach verschiedenen Besitzerwechseln überließ man sie ab 1720 dem Verfall.
Heute existiert noch der Mauerring mit einigen Türmen. Im Burghof haben die Königsberger 1949 die Schlosswirtschaft gebaut.
Von oben hat man einen schönen Blick über Stadt und Land.
Weil dieser Ort so wunderbar nostalgisch wirkt, ist die Gelegenheit für ein paar Sepia-Fotos doch günstig.
Auch habe ich die Hauptsehenswürdigkeiten Königsbergs schon in anderen Beiträgen gezeigt, weshalb es diesmal Bilder der überall zu entdeckenden verwunschenen Winkel der Stadt zu sehen gibt.
Hinunter in die Stadt
Wer den Königsberg-Besuch hier oben beginnen will, kann vom Stellplatz aus in einer kleinen halben Stunde den Schlossberg erklimmen, sich dort stärken und dann auf einem steilen Pfad mit einigen Treppen hinabsteigen in die Stadt. Heraus kommt man am Salzmarkt.
Hier, im Café Pflasterstein…
…habe ich noch im September 2014 zu Abend gegessen und mich mit dem Besitzer sehr interessant unterhalten. Heute ist das Café geschlossen und das Haus zu verkaufen, schade.
Großer Sohn der Stadt: Regiomontanus
Gegenüber…
…kam am 6. Juni 1436 der größte Sohn der Stadt zur Welt.
Regiomotanus („Der Königsberger“, bürgerlich Johannes Müller) studierte schon im zarten Alter von 12 Jahren Mathematik in Leipzig. Mit 21 war er Magister an der Wiener Universität. Als Mathematiker und Astronom wurde er vom Papst nach Rom berufen, um an der Kalenderreform mitzuwirken. Dort starb er 1476 und liegt auf dem Deutschen Friedhof von Rom begraben. Ein kleines Museum neben dem Geburtshaus dokumentiert sein Leben und Wirken.
Königsberg als sächsische Enklave in Bayern
Die Geschichte Königsbergs ist sehr wechselhaft und interessant. Gegründet um 1180, bekam die Stadt 1333 das Marktrecht und 1358 volle Stadtrechte. Die Sadt mitsamt der umliegenden Dörfer wechselte oft den Besitzer. Manche Quellen sprechen von 60 Besitzerwechseln, andere von 40. Ich habe mir vor einer Weile ein kleines Büchlein hier gekauft, das 28 Besitzerwechsel genauer dokumentiert.
Zu den Besitzerwechseln kam es durch Heirat, Verpfändung, Einlösung des Pfandes oder durch Reorganisation. Von 1569 bis 1920 wurde das Amt Königsberg so eine sächsische Enklave im fränkisch-bayrischen Umland. Von 1826 bis 1920 gehörte Königsberg zum Herzogtum Coburg-Sachsen-Gotha. Aus dieser Zeit stammt der heute noch begehbare, rund 50 Kilometer lange Amtsbotenweg. Auf diesem musste der Königsberger Amtsbote zwei Mal wöchentlich nach Coburg laufen, um wichtige Post zu besorgen. 1920 kam Königsberg durch Volksabstimmung zum Freistaat Bayern.
Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg
Schon bald nach der Reformation, genauer 1523, wurde Königsberg lutherisch. Das brachte der Stadt im Dreißigjährigen Krieg die Besetzumg durch kaiserliche Truppen ein. 1632 lagerte der Feldherr Tilly hier mit 8.000 Mann, damals das Vierfache der Königsberger Einwohnerzahl.
Die Stadt wurde geplündert und in einem der Häuser am Salzmarkt kam es, vermutlich durch Unachtsamkeit eines Stallburschen, zu einem Feuer. Das weitete sich schnell zu einem Großbrand aus, der die halbe Stadt zerstörte.
Tilly befahl seinen Soldaten die Marienkirche, den ganzen Stolz der Königsberger, zu schützen. Das trug ihm später einen Ehrenplatz auf dem Figurenumlauf auf dem Rathaus ein, den man auch heute noch um die Mittagszeit dort sehen kann. Nur vier Wochen nach diesen Ereignissen starb der große Feldherr an den Folgen einer Verwundung in Ingolstadt.
Acht Jahre später, 1640, zogen erneut kaiserliche Truppen in Königsberg ein. Diesmal war man nicht so rücksichtsvoll und legte Feuer in der Marienkirche. Was von der Stadt nach dem ersten Brand noch übrig war, wurde jetzt ein Raub der Flammen. Königsberg, früher ein Zentrum der Region mit gut 2.000 Einwohnern, verkam zu einer Geisterstadt mit kaum mehr 500 Seelen.
Doch im 18. Jahrhundert entschloss man sich zum Wiederaufbau und so entstandt das Königsberg, wie wir es heute sehen.
Die Königsberger Miliz
In den Revolutionswirren des Jahres 1848, Königsberg war noch immer einen sächsische Enklave in Bayern, gründeten die Königsberger eine Bürgerwehr. So weit entfernt vom Mutterland, wollte man den Schutz der Stadt selbst übernehmen. Die Königsberger Miliz existiert als eine der ältesten Bürgerwehren Deutschlands noch heute. An jedem Dienstag nach Pfingsten findet der Auszug der Wehrmänner mit Preisschießen und Volksfest statt.
Königsberg heute
Bei meinen bisherigen Besuchen war es oft recht leer in Königsberg. Doch langsam tut sich etwas. Es gibt ein kleines Café am Markt und manche Häuser, die ich nur als Baustellen kenne, sind anscheinend fertig restauriert.
Diese Ente hat doch ein hübsches Zuhause:
Auf dem Weg von der Stadt zum Stellplatz am Buchweg kommt man an diesem Hexenhäuschen vorbei:
Auf zur Zeitreise nach Königsberg in Bayern!
Gruß
Henning
Nach oben
Sehr interessant, Henning. Ich hab’s mal vorgemerkt. Danke! <3