Überwinterung Italien 2015/16
Dies sollte meine erste Überwinterungsreise seit dem Umzug ins Wohnmobil im Sommer 2013 werden. Somit auch die erste Auslandsreise seit langem mit viel Zeit. Anfang Dezember, genauer am 9.12.2015 habe ich die erste Etappe bis Füssen in Angriff genommen. Hier habe ich die letzte graue Gasflasche auf deutschem Boden umgetauscht.
Am nächsten Tag ging es zügig, aber mautfrei durch Österreich über den Fernpass, durch das westliche Inntal und über den Reschenpass. Am Nachmittag war der berühmte Kirchturm im Reschensee…
…genau zur Kaffeepause, erreicht. Das Internet hat allerdings, wider Erwarten, doch nicht funktioniert und so bin ich auf der Suche nach einem Campingplatz den Schildern nachgefahren, nur waren leider alle Plätze geschlossen. Ein Campingplatz sollte es deshalb sein, weil ich dort hoffte, eine italienische Gasflasche kaufen zu können, die ich dann später überall im Land umtauschen konnte. Nach dem dritten geschlossenen Platz habe ich die Nacht vor dessen Tor verbracht.
Mttlerweile hatte ich das mit dem Internet in den Griff bekommen und konnte wenigstens mein Handy als Hotspot mit G3 nutzen. So habe ich schließlich den Lerncamping Moosbauer in Bozen angesteuert, auf dem ich meine Wäsche waschen konnte. Nur eine Gasflasche hatten sie hier nicht, allerdings eine Adresse, wo ich wohl eine bekommen könnte. Nach einem ruhigen Wochenende…
…habe ich mich am Montag weiter auf die Suche nach der Bombola gemacht. Schließlich hatte ich bei einer kleinen Firma in Neumarkt/Auer Erfolg.
Die 10kg-Bombola hat exakt mein letztes Bargeld gekostet und passte auch ziemlich genau in den Gaskasten. An diesem Tag bin ich neben der Autobahn her weiter durchs Etschtal gefahren bis zu einem kleinen Dorf an der Ostseite des Monte Baldo etwa auf Höhe des Gardasees. In Brentino Belluno habe ich mich neben der Kirche für die Nacht häuslich eingerichtet.
Weil ich ja wirklich Zeit hatte, wollte ich die Autobahn vermeiden, auf der ich früher, noch als normaler Urlauber mit abgezählten Tagen, in den Süden gerauscht bin. So ging es dann auf Landstraßen endgültig aus den Alpen heraus…
…und durch die Po-Ebene bis Brescello…
…dem Schauplatz der Don-Camillo-und-Peppone-Filme aus den fünfziger Jahren. Das ist ein durchaus gemütliches norditalienisches Landstädtchen…
…mit einem kleinen kostenlosen Stellplatz am Stadtrand. Am zweiten Tag dort kam auch mal wieder die Sonne durch den Hochnebel und ich bin etwas am nahen Fluss Po entlang gewandert.
Nur hatte ich das Einkaufen vernachlässigt und musste jetzt mit einem Alimentari neben der Kirche vorlieb nehmen. Dessen Angebot war eher bescheiden, dafür exorbitant teuer, aber immerhin habe ich so den lokalen Einzelhandel unterstützt.
Am nächsten Tag bin ich weitergefahren, zuerst einkaufen, dann zu einem Restaurant an der SS12 über den Appenin.
Das Restaurant „Da Zona“ hatte mir ein Freund empfohlen. Ich war viel zu früh da und habe mich an der Straße neben dem Lokal häuslich eingerichtet. Als der Laden um sieben Uhr Abends endlich aufgemacht hat, war ich natürlich für eine ganze Weile der erste Gast, habe aber für insgesamt 20 Euro mit Vorspeise, Hauptgericht, Salat und Getränken gut und preiswert gegessen.
Nach einer recht unruhigen Nacht neben der SS12 habe ich die Straße am nächsten Tag unter die Reifen genommen. Schon wenn ich als Urlauber etwas Zeit hatte, bin ich gerne hier über die Berge in die Toskana gefahren, statt auf der Autobahn. Es sind aber auch gefühlt mindestens tausend Kurven …
…über Abetone bis Bagni di Lucca. Auch dort, auf dem kostenlosen Stellplatz oberhalb des Flüsschens Lima…
…bin ich zwei Tage geblieben, bevor es weiter ging in die Toskana hinein nach Volterra.
Das uralte Städtchen kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Schon vor den Römern lebten hier die Etrusker, im Mittelalter war es eine freie Stadtrepublik. Geprägt wird der Ort durch die Medici-Festung, welche heute ein Staatsgefängnis ist.
Die Toskana war immer mein bevorzugtes Urlaubsrevier und so wollte ich hier auch einige alte und neue Plätze besuchen. Neu und unbekannt waren mir bisher die Fumerolen von Sasso Pisano…
…gleich mit Stellplatz und allem, was man sich nur wünschen kann. Ich bin etwas auf dem schweflig dampfenden Berg herum geklettert, musste aber doch am nächsten Tag weiter, denn Kühlschrank, Dieseltank und Gasflasche waren leer.
Einkaufen und Tanken hat geklappt auf dem Weg zur Kirchenruine San Galgano…
…auch einer der Plätze an die ich früher immer wieder gefahren bin. Jetzt gib es dort einen Parkplatz mit Stellplatz und die Ruine kostet Eintritt, hat aber nichts von ihrer Wirkung verloren.
Nach einer ruhigen Nacht musste ich, so kurz vor Weihnachten, noch immer sehen, wie ich an eine neue Gasflasche komme. Schließlich hat sich ein Tankwart gefunden, der mir die Bombola und auch die angebrochene deutsche Flasche wieder aufgefüllt hat. So ausgestattet konnte ich zu dem winzigen Ort Bagno Vignoni fahren. Der liegt südlich von Siena und hat als Hauptsehenswürdigkeit, an Stelle der sonst üblichen Piazza, ein Thermalwasserbecken.
Darin sollen schon die Römer gebadet haben, nur ist das leider heute verboten. Auf dem kleinen Stellplatz am Ortsrand…
…hat mich die Sonne zum stundenlangen Draußensitzen verführt, für mich eine ganz neue Erfahrung einen Tag vor Weihnachten. Das Wetter blieb auch die folgenden Tage sonnig, so habe ich Weihnachten…
…sehr ungewohnt im sonnenbeschienenen Liegestuhl verbracht.
Schließlich habe ich mich, noch vor dem Jahreswechsel, aufgemacht nach Saturnia.
Dort, in der Nähe der Cascate, gibt es jetzt einen Stellplatz. Noch in den neunziger Jahren war der Parkplatz neben dem warmen Bach für alle und alles offen und wurde natürlich entsprechend von Wohnmobilen besiedelt. Das ist lange vorbei, heute muss man entweder auf den Stellplatz im Ort Saturnia oder auf einen neueren Platz außerhalb, etwa zwei Kilometer von der Badestelle entfernt. Hier bin ich bis nach Neujahr geblieben und dabei natürlich auch Baden gegangen.
Die letzte Nacht auf toskanischem Boden habe ich an der Küste des Monte Argentario verbracht.
Sicher auch ein lohnendes Ziel für einen längeren Aufenthalt, aber ich wollte weiter, schließlich stand auf meiner Agenda nicht weniger, als die Umrundung des gesamten italienischen Stiefels.
Die nächste Etappe Richtung Rom brachte mich zuerst ein Stück auf der Via Aurelia voran…
…durch Civitavecchia hindurch bis Ladispoli, einer Schlafstadt vor den Toren Roms, direkt am Mittelmeer mit immerhin einem offenen Stellplatz.
Dort, direkt am Strand bei wechselhaftem Wetter, habe ich mal wieder eine Pause eingelegt und den tobenden Elementen zugesehen.
Weiter ging es dann westlich an der ewigen Stadt vorbei bis Terracina, ein hübsches Hafenstädtchen.
Oberhalb der Stadt sind Reste des antiken Jupitertempels Giove Anxur zu finden, die ich am folgenden Tag erwandert und besichtigt habe.
Abends gab es dann noch eine Pizza in der Stadt.
Am nächsten Tag ging es keine 20 Kilometer weiter bis zu dem Städtchen Sperlonga, welches malerisch auf einem Felsen direkt am Meer liegt…
…und einen im Winter unbewirtschafteten Strandparkplatz zu bieten hat. Ganz in der Nähe ist ebenfalls die Grotte des Tiberius.
Wieder habe ich einen Tag Pause eingelegt und das verwinkelte Städtchen besichtigt. Das hatte etwas von einem dreidimensionalen Irrgarten.
Abgesehen davon, dass ich nirgends einen Cappuccino in der Sonne trinken konnte, war es wirklich hübsch, aber auch anstrengend durch dauerndes Auf und Ab.
Weiter ging es Richtung Neapel, doch zuvor hätte ich mich in Gaeta nach dem Einkaufen fast in den dortigen Einbahnstraßen hoffnungslos festgefahren. Am Ende ging es nur aus den engen Gassen wieder hinaus, in dem ich wohl 200m unter dem Protest aller Entgegenkommenden, gegen die Einbahnstraße gefahren bin. Zum Glück hat das kein Polizist gesehen, aber warum folge ich auch den Anweisungen eines Navis, das noch nicht mal weiß, wie groß das Auto ist, das es zu dirigieren hat? Dieses Navi, Lisa TomTom hier genannt, ist inzwischen Geschichte, nicht zuletzt verursacht durch dieses Erlebnis.
Nach diesem Abenteuer und einer kurzen Etappe war schon wieder Pause in Mondragone auf einem Stellplatz direkt am Strand kurz vor Neapel.
Überwiegend auf mautfreien Schnellstraßen ging es dann um Neapel herum bis Pompeji und dort auf den ganzjährig geöffneten Campingplatz Zeus.
Natürlich habe ich hier, neben der Hauswirtschaft wie Wäschewaschen, die Ruinen des 79 n.Chr. bei einem Ausbruch des Vesuv verschütteten, antiken Pompeji besucht. Einiges, das ich nur aus Bildbänden kannte, habe ich jetzt selbst gesehen, wie den Faun…
…oder das Mosaik des Wachhunds…
…im Haus des tragischen Dichters. Durch das bucklige, alte Pflaster ist es allerdings anstrengend, dort länger herumzulaufen und feste Schuhe sind ein Muss.
(c) Henning Schünke 2017