Hallo zusammen,
am Donnerstagmittag, ganz in der Nähe des Ratzeburger Bahnhofs ist es geschehen.
Das Opfer…
…nach der Erstversorgung.
Die Tatwaffe…
Hier ein älteres Fahndungsfoto.
Der Tathergang wurde wie folgt festgestellt: Ich habe mir im nahen Hagebaumarkt einen neuen Akkuschrauber gekauft und wollte den zum Aufladen auspacken. Letztes Hindernis war noch ein Kabelbinder. Also das Taschenmesser heraus, beherzt das neue Köfferchen gepackt und das Messer angesetzt. Nur leider war mein linker Zeigefinger die Endstation für das Messer auf seinem Weg durch den Kabelbinder. Das hat ordentlich geblutet und als ich gemerkt habe, dass ich den Finger nicht mehr krumm machen konnte, war mir auch klar, dass sich dieses Problem nicht mit Bordmitteln lösen lassen würde.
Der Anruf bei einem Arzt in der Nähe ergab gleich den guten Rat, ins Krankenhaus zu gehen. Nun ist Ratzeburg nicht sehr groß, aber das Krankenhaus ist am anderen Ende der Stadt. Wohl eine Stunde bin ich, mit einem Taschentuch um den blutenden Finger, dorthin gelaufen.
Eine erste Diagnose ergab, was ich schon befürchtet hatte: Die Sehne war durchtrennt. Es gab einen Verband und eine Einweisung in die Uniklinik nach Lübeck. Für den Weg zum Stellplatz habe ich mir jetzt ein Taxi gegönnt. Mangels Alternativen bin ich selbst hin gefahren. Man braucht den linken Zeigefinger auch nicht zwingend zum Autofahren, aber mehr Finger sollten nicht fehlen.
Beim dritten Anmeldungsschalter im UKSH war ich endlich an der richtigen Stelle. Trotzdem ist die Hauptaufgabe des Patienten, zu warten. Zunächst auf die Röntgenabteilung, dann auf den Träger, der mich zur Station bringen sollte. Nun habe ich mir in die Hand geschnitten, nicht in den Fuß, konnte also noch selbst laufen. Doch nur dieser Träger kennt den Weg und darf auch ein Bett schieben.
Etwa zwischen sieben und acht Uhr abends hatte ich ein Zimmer mit einem netten Leidensgenossen darin, der sich beim Spielen mit seinem Hund verletzt hatte.
Meine Operation sollte so bald wie möglich stattfinden. Nachts um Zwei kam wieder einer dieser raren Träger, die übrigens alle von der Betriebsfeuerwehr sind, und hat mich in meinem Bettchen zum OP geschoben. Ich hatte die Wahl zwischen Lokal- und Vollnarkose und habe mich für letztere entschieden. Bei meiner letzten Operation war ich acht Jahre alt, so kann ich nicht mit viel Erfahrung auf diesem Gebiet aufwarten. Die netten Leute dort haben mich natürlich beruhigt, waren aber auch für Blödeleien zu haben. So meinte die Narkoseärztin, dass ihr mein Ableben viel lästige Schreibarbeit bescheren würde. Auch das per Tropf verabreichte Medikament hat mich in meiner inzwischen eingenommenen fatalistischen Haltung bestärkt und wenige Minuten später war sowieso Filmriss.
Meine nächste Erinnerung sind zwei schwatzende Schwestern im Aufwachraum. Die linke Hand war jetzt halb eingegipst, um die Finger im rechten Winkel zum Handteller zu halten. Der Schnitt geht vom Finger im Zickzack in den Handteller, denn man musste ja die Enden der Sehne wiederfinden, um sie zusammen nähen zu können.
Jetzt durfte ich auch wieder essen und trinken, ein Handynetz gab es auch, nur kein Internet.
Der Nachfolger des Zimmergenossen war auch sehr umgänglich, so waren die weiteren Tage des Krankenhaus-Gammels besser zu ertragen.
Diese Zeit habe ich auch damit zugebracht, diesen Beitrag etwa bis hier im Ein-Finger-Such-System ins Handy zu tippen. Dessen Übertragung auf den PC ist aber nicht mehr per Kabel möglich, denn ich konnte die über die App Memo erzeugte Textdatei nirgends auf dem Handy finden. Das ging am Ende nur über Google-Drive.
Bei meinen Freunden in Krummesse hatte ich mich zu deren Rekonvaleszenten-WG angemeldet, denn hier sind alle mehr oder weniger angeschlagen.
Die Ärzte sprechen von etwa sechs Wochen, bis alles verheilt ist. So lange wird hier nicht viel passieren, denn mit diesem Konstrukt an der Hand…
…ist schon mal schlecht Autofahren. Gegen die Gummibänder soll ich etwa einmal pro Stunde die Finger strecken. Der hellblaue Kunststoff ist Thermoplast, ein geniales Zeug, das sich schon mit heißem Wasser in einen Temperaturbereich bringen läßt, in dem es verformbar wird. Allerdings kostet der Quadratmeter auch 200Euro.
Für alle, die mir gerne erklären möchten, wie ich verletzungsfrei einen Kabelbinder durchschneiden kann: Ich weiß das auch und mir war auch sofort klar, wie ich es besser hätte machen können. Aber es ist nunmal passiert. Wären wir alle immer geschickt und vorsichtig, könnte man die meisten Unfallchirurgien schließen. Darin haben mir sogar die dort Beschäftigten zugestimmt.
Gruß
Henning
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Hallo Henning
habe fast ein schlechtes Gewissen, bin nicht sicher ob Du das Messer von mir bekommen hast?
Auf jedenfalls auch Gute Besserung und guter Heilungsverlauf.
Liebe Grüsse aus Moldawien
Hallo Alois,
mach dir keine Sorgen, das Messer hab ich schon lämger.
Danke für die guten Wünsche, ab der nächsten Woche ist Krankengymnastik.
Moldawien… da muss ich gleich mal bei Euch lesen.
Gruß
Henning
Oh je Henning, so was doofes…
Wünsch dir schnelle Heilung, hoffe Du hast einen Freund in der Nähe der dir, wenn nötig, was helfen kann.
Danke, hab ich, bei denen bin ich untergekrochen.
Hallo Henning,
in dem Fall, sei froh dass Du keinen Hund oder sonstiges Getier hast.
So kannst Du die WoMo-Tür zumachen und gut ist.
Also Kopf hoch.
Helmut W
Moin Henning,
auch von mir gute Besserung.
„Leben-unterwegs“ und nicht richtig unterwegs seien zu können ist echt schlecht.
Viele Grüße
Ferdi
Das tat mir schon beim lesen weh
und dass 2 Sekunden oft alles so durcheinander bringen – wie ärgerlich.
Du hattest Glück, es wird nicht dein weiteres Leben beeinträchtigen.
Nicht auszudenken, wenn du den Koffer auf dem Schoß gehabt hättest.
;-)) Astrid
Richtig, mir war auch sofort klar, wie ich das Ding richtig hätte halten sollen. Aber so schnell kann sich alles ändern.
Auch von mir gute Besserung und gutes Heilfleisch.
Claudia
Messer Gabel Scher und Licht ist für kleine Hennings nicht.
Gute Besserung
Soso, du meinst also, ich sollte hier nur noch Kommentare von Leuten zulassen, die noch nie ungeschickt oder unvorsichtig waren?
Aua, da hast du aber kräftig zugelangt! Schuld sind aber natürlich die Schweizer – was bauen die auch so scharfe Messer 😉
Gute Besserung
Josef
Ach herrje! Gute Besserung Dir!
Liebe Grüße,
Sandra