Nur nicht hetzen zum Reschen (193 km)

Hallo zusammen,

die erste und vermutlich schwerste Bergetappe habe ich geschafft. Ganz sicher werde ich nicht das gelbe Trikot gewinnen, aber wohl auch nicht das gestreifte des Mautprellers. So wie es aussieht, bin ich immer unter dem Radar der ASFINAG geblieben und ich konnte die Alpenrepublik ohne Mautkosten durchqueren.

Bei strahlendem Sonnenschein ging es etwa um elf Uhr in Füssen los. Das Wetter war zwar sehr schön, doch manchmal hätte ich mir etwas weniger Blendung gewünscht. Aber so ist eben nie alles Gute beisammen. Schon in Österreich ging es über den Lech…

…auf dem Weg zur Fernpassstraße, denn wenn ich Lisa TomTom sage, dass sie Autobahnen vermeiden soll, dann tut sie das sehr konsequent und vermeidet auch das allerletzte Stück der A7 von Füssen bis zum Grenztunnel.

Aber es war ja kein Schnee…

…wie auf diesen Bildern zu sehen ist.

Hier dampfen die Wiesen…

…im sonnigen Inntal bei Imst. Dort war ich eine Weile parallel zur Inntalautobahn A12 unterwegs, aber die Beschilderung war immer klar. Nur an der Stelle, wo es links in den Landecker Tunnel geht, da steht für die richtige Richtung geradeaus nicht mehr Landeck, sondern Zams als nächster Ort. Das ist etwas verwirrend, weil vorher immer Landeck ausgeschildert ist, aber auch richtig. Zams liegt vor Landeck und beide Orte gehen ineinander über.

Hinter Landeck schwingt sich die Straße in weiten Bögen…

…durch das Tal zum Reschenpass. Neben dem Kirchturm im See habe ich die erste Rast gemacht.

Der Turm steht natürlich nicht nur da, um die Touristen zu erfreuen. Hier gab es früher das Dorf Graun, dessen Bewohner in Wildwestmanier 1949/50 aus ihren Häusern vertrieben wurden, weil man einen Stausee bauen wollte. Bei vielen stand das Wasser schon im Haus. Die Geschichte von Alt-Graun kann man hier nachlesen: Cabrioausflug.de – Geschichte Alt-Grauns

Ein erster Test hier ergab nur leider, dass mein Internet nicht funktioniert. Naiv wie ich bin, hatte ich angenommen, dass ich durch die Zahlung der zusätzlichen Gebühr an die Telekomiker mein Internet genauso weiternutzen kann, wie ich das in Deutschland gewohnt bin. Mittlerweile läuft der mobile Hotspot am Handy, der Router sieht zwar das TIM-Netz mit LTE, kann oder will es mir aber nicht zur Verfügung stellen. Da muss ich noch forschen.

Auch den hier empfohlenen Stellplatz konnte ich nicht finden und ja auch, mangels Internet, nicht nochmal die Details nachsehen. Dort wäre sogar ein Campingplatz mit moderaten Preisen gewesen. Den hätte ich ja gerne angesteuert, auch um dort eine italienische Gasflasche zu erwerben. So bin ich eben weiter gefahren durch das immer noch sonnige Vinschgau…

…in Richtung Meran. Dabei habe ich versucht, jeden der ausgeschilderten Campingplätze zu finden. Nachdem ich mich durch manch enge Stellen gezwängt habe…

…ist mir das auch meist gelungen, aber sie waren alle geschlossen – CHIUSO. Am dritten geschlossenen Platz hatte ich dann endgültig keine Lust mehr zum Weiterfahren. Dort ist ein kleines Eckchen vor der Schranke, wo ich wohl nicht störe und so bleibe ich mal bis Morgen. Zur Strafe für das unerlaubte Freistehen ist es auch schräg und laut, weil die Straße direkt an meinem Alkoven vorbeiführt. Also allen Ordnungshütern sei gesagt, dass ich keinen besonderen Gewinn aus der bösen Tat ziehe. Aber hier hatte ich endlich die Zeit, mich dem störrischen Internet zu widmen und jetzt kann ich wenigstens via Handy nach einem offenen Platz suchen. Das wird eine Aufgabe für morgen.

An beiden heute überquerten Grenzen hat sich im übrigen niemand für mich interessiert. Da ich ja das Schengen-Abkommen für mindestens scheintot halte, habe ich meinen Reisepass bereitgelegt, aber an der deutsch-österreichischen Grenze war niemand zu sehen und die zwei Österreicher an der Grenze nach Italien haben sich nicht für mich interessiert. Dabei wollen doch unsere Politiker jetzt wieder ganz genau wissen, wer denn da ins Land kommt…

Für alle, die auch nach einem mautfreien Weg durch Österreich suchen, hier die Routenbeschreibung in Kurzform und ohne Gewähr:

In Füssen Richtung Reutte auf die Fernpassstraße B179 bis Nassereith, dort auf die B189 bis Imst. Immer der Beschilderung Imst folgen. In Imst auf die B171 Richtung Landeck/Zams. Am Knoten Oberinntal in Richtung Zams fahren. In Landeck der Beschilderung zum Reschen folgen und auf der L76 den mautpflichtigen Landecker Tunnel umfahren. Weiter geht es auf der B180 über Nauders bis Reschen. Die Straßen sind für jede Größe von Wohnmobil geeignet und es ist auch keine besondere Bergerfahrung nötig, auf der ganzen Strecke von knapp 140 Kilometern gibt es vielleicht fünf Spitzkehren.

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Gruß
Henning