Hallo zusammen,
in der Zeitschrift Promobil, Heft 6/2015 wurden Museen zur innerdeutschen Grenze vorgestellt. Eines davon ist gar nicht weit von Ratzeburg, das Grenzhus Schlagsdorf.
Da bin ich am Donnerstag hingefahren. Schlagsdorf lag zu DDR-Zeiten im Grenzsperrgebiet, jenem fünf Kilometer breiten Streifen östlich der Grenze, den DDR-Bürger nur mit Sondergenehmigung betreten durften. Die Eintrittskarte des Museums (5€ inklusive 1€ für die Fotoerlaubnis)…
…dürfte dieser Sondergenehmigung nachempfunden sein.
Die Ausstellung im Grenzhus zeigt Fotos und Modelle von den Grenzanlagen und berichtet von den Leuten, die an und mit der Grenze gelebt haben. Auch die Geschichten der geräumten und zerstörten Dörfer werden erzählt. Da gab es allein in der näheren Umgebung einige, die für die Grenzanlagen verschwinden mussten.
Der zweite Teil der Ausstellung ist das Aussengelände. Das liegt etwa 500 Meter vom Grenzhus entfernt in der ehemaligen Kiesgrube von Schlagsdorf. Hier hat man die abgebauten Sperranlagen übersichtlich aufgebaut und praktischerweise gleich damit auch das Gelände eingezäunt.
Mit diesem primitiven Stacheldrahtzaun fing alles an.
Ein solcher Zaun trennte schon ab 1949 die zwei jungen deutschen Staaten.
Erst später wurde der „Anifaschistische Schutzwall“ immer weiter aufgerüstet…
…mit Metallgitterzaun, Kfz-Sperrgraben und penibel geharktem Kontrollstreifen, Selbstschussanlagen und Hundelaufanlagen nicht zu vergessen.
Überwacht aus solchen Beobachtungstürmen heraus…
…von denen 665 Stück entlang der knapp 1.400 Kilometer langen Grenze standen.
Auf der Westseite der Grenze standen sicherlich hunderte von diesen Schildern.
Die waren nötig, weil die gut sichtbaren Sperranlagen ein paar Meter hinter der eigentlichen Grenze standen. Wer also vom Westen aus an den Metallgitterzaun herankam, der war schon zum „Grenzverletzer“ geworden.
Die Grenzsteine der DDR…
…waren recht unscheinbar und auch diese Pfosten…
…standen schon hinter der Grenze.
Ganz besonders fies…
…war auch dieses Gitter mit Metalldornen, welches in Gewässern lag, die ein Flüchtling hätte durchwaten können.
Es gab wohl auch einen Hauch von Systemkritik im System, denn diese Statuen des Bildhauers Stefan Thomas…
…“Gewalt“…
…und „Grenzstreife“ standen von 1986 bis 1989 vor der Kommandantur der Grenztruppen im nahen Schönberg.
Obwohl es eine Auftragsarbeit der Grenztruppenführung in Berlin war, zeigen die Statuen nichts heroisches. Die Soldaten tragen keine Uniform und man erkennt keine Waffen. Bei der Skulptur „Gewalt“ wirken sie eher zweifelnd. Der „Grenzstreife“ haben wütende DDR-Bürger in der Wendezeit die Köpfe abgeschlagen und auch „Gewalt“ sieht aus, als hätte man die Teile schon mal wieder zusammensetzen müssen.
Schlagsdorf selbst…
…durch das ich auf dem Weg zum Aussengelände ein Stück gelaufen bin, ist heute ein gemütlich wirkendes Dorf mit Kirche in der Mitte.
Ich bin ja hier auf Heimatkunde-Tour und da gehört die ehemalige Grenze dazu. Die Einheit hat uns vielleicht nicht das Paradies auf Erden gebracht, aber ich bin froh, dass diese Grenze weg ist und dass man im Grenzgebiet heute oft nicht genau weiß, ob man im Westen oder Osten ist.
Gruß
Henning