Hallo zusammen,
am Donnerstag war es dann so weit. Ich erwarb ein Ticket…
…für das neue Hansemuseum. Der Preis ist zur Zeit noch auf 10 Euro reduziert, weil noch nicht alle Vitrinen gefüllt sind und noch nicht alle Monitore etwas anzeigen.
Im Ticket ist ein Chip integriert, den man zunächst auf die gewünschte Sprache programmiert, was aber absolut idiotensicher ist. Dann geht es mit einem Aufzug hinunter zwischen die Mauern von Alt-Lübeck.
In Kloaken wie dieser…
…haben Archäologen die meisten Funde gemacht. Manches. was die Leute weggeworfen haben, hat sich hier erhalten.
Natürlich ist die Geschichte der Hanse nicht von der Lübecks zu trennen. Alles begann damit, dass die Lübecker Kaufleute in das rund zweitausen Kilometer entfernte Nowgorod reisten, um dort Lebensmittel und Fertigwaren zu verkaufen und Pelze…
…zu kaufen. Oft war es auch ein Tauschhandel. Die abenteuerliche und beschwerliche Reise über die Ostsee, die Newa, den Ladoga-See und den Fluss Wolchow unternahmen die Kaufleute auf Schiffen, wie sie dieses Modell der Kollerup-Kogge zeigt.
Das offene Boot lief etwa zu Anfang des 13. Jahrhunderts im Nordwesten Jütlands auf eine Sandbank und wurde 1978 entdeckt.
Versuche haben gezeigt, dass für eine solche Kogge mindestens elf Mann Besatzung erforderlich waren. Für die gab es keinen geschützten Platz unter Deck. Bei Regen mussten sie sich einen Platz irgendwo zwischen der Ladung suchen und bei Sturm hatten sie ohnehin alle Hände voll zu tun, um nicht unterzugehen.
Die Reisen waren lang und beschwerlich, aber es hat sich gelohnt für die Kaufleute. Schon bald musste für den Handel mit Nowogord eine Obergrenze von 1.000 Silbermark festgelegt werden, damit sich keiner finanziell dort überhob, denn nur die wenigsten Lübecker Kaufleute hatten ein Vermögen von mehr als 500 Silbermark auf der hohen Kante.
Da natürlich niemand eine solche Reise allein antreten konnte, schlossen sich die Kaufleute zu Gruppen zusammen, die gemeinsam ein oder meherere Schiffe betrieben. Diese Gruppen wurden auch als Hanse oder Hansen bezeichnet.. Die Hanse war also zunächst ein Zweckbündnis von Kaufleuten, die zu dieser Zeit ihre Waren noch selbst zu den Handelsplätzen gebracht haben. Der Städtebund der Hanse hat sich erst später daraus entwickelt.
Im Jahre 1280 kam es zu Konflikten zwischen den Hanse-Kaufleuten und der Stadt Brügge in Belgien. Die Hanse hatte dort eines von vier auswärtigen Kontoren erichtet. Hier ging es vor allem um den Tuchhandel.
Aber da gab es diesen Streit um Privilegien, welche Brügge den Kaufleuten nicht mehr gewähren wollte. Die beschlossen daraufhin auf Initiative des Rates von Lübeck, Brügge als Handelsplatz zu boykottieren. In dem Vertrag, der dazu zwischen den beteiligten Städten aufgesetzt wurde, tauchte zum ersten Mal der Begriff einer „deutschen Hanse“ auf.
Der Boykott war übrigens erfolgreich. Nach zwei Jahren gab man in Brügge nach und die Hansekaufleute bekamen alle Privilegien zurück.
Brügge und Nowgord waren nicht die einzigen Nierderlassungen der Hanse. Daneben gab es den Stalhof in London und die „Deutsche Brygge“ im norwegischen Bergen, deren Holzhäuser man dort noch heute am Hafen sehen kann.
Aus Bergen kam der Hering, der in Salz aus Lüneburg eingelegt…
…ein wichtiges Handelsgut in Europa war. Die Kirche schrieb allein an rund hundert Tagen im Jahr vor, dass man kein Fleisch essen sollte und so war Fisch eine wichtige Fastenspeise. Auch konnten sich die wenigsten der etwa 70 bis 80 Millionen Europäer in dieser Zeit täglich einen Braten erlauben.
Ab 1356 traf man sich immer wieder zu Hansetagen. Nicht besonders regelmäßig, aber doch meist im Abstand von nur wenigen Jahren. Sehr viele der Hansetage fanden in Lübeck statt, der letzte im Jahre 1669.
Bremen, Hamburg und Lübeck wurden zu Sachwaltern der Hanse ernannt und das bleiben sie bis in die Neuzeit. So kamen diese Städte auch zu dem „H“ für Hansestadt in ihren Autokennzeichen.
Die Kaufleute waren inzwischen reich und mächtig geworden.
Ohne sie ging nichts in den Hansestädten. Längst mussten sie auch ihre Waren nicht mehr selbst zu den Handelsplätzen bringen. Ihre Arbeit erledigten sie in den Kontoren ihrer Häuser und konnten sich auch in die Politik ihrer Heimatstädte einmischen. So entstandt ein selbstbewußtes Bürgertum, das sich auch keinem Fürsten oder Landesherrn mehr unterwerfen wollte. Lübeck bekam 1226 die Reichsfreiheit und unterstandt nur dem Kaiser des heiligen römischen Reiches deutscher Nation.
Die Lübecker zerstörten die verhasste Burg, welche bis dahin Sitz eines Fürsten war und gaben das Gelände dem Dominikaner-Orden, welcher darauf ein Kloster gründete, das Burgkloster, welches heute Teil des Hansemuseums ist.
Hier wirken vor allem die mittelalterlichen Räume selbst…
…auch mit ihrer Ausmalung…
…wie dieser noch in der Restaurierung befindliche Raum.
Das Museum ist natürlich hochmodern. Mit dem Chip in der Eintrittskarte kann man sich weitere Informationen auf verschiedenen Monitoren anzeigen lassen oder per Kopfhörer an einzelnen Stationen Erklärungen in der gewählten Sprache lauschen.
Im Restaurant neben der Kasse kann man zwischen dem ersten Teil der Ausstellung im neuen Gebäude und dem zweiten Teil im alten Burgkloster eine Pause einlegen mit Aussicht auf den Hafen und die Untertrave.
Nach einigen Stunden bin ich wieder draußen. Bei manchem hätte ich mir etwas mehr zum „Anfassen“ gewünscht. Doch zufällig liegt ein Anschauungsobjekt heute gegenüber am Kai:
Die Lisa von Lübeck, der Nachbau einer Kraweel, des Schiffstyps, der als Hansekogge bekannt wurde.
Gruß
Henning
Toller Geschichtsunterricht den du uns da servierst. Macht Spass zu lesen, vielleicht auch mal hinfahren?
Wie unschuldig die Lisa von Lübeck am Kai liegt, hat sie am Freitag doch noch eine Frachtfähre gerammt :-))
Stimmt, hab ich gestern bei der LN gelesen.
Das werden wir uns auch anschauen