Hallo zusammen,
wenn ich die Reaktionen im Netz sehe auf Leute, die auch nur laut darüber nachdenken, sich in ihr Wohnmobil zu setzen und statt das heimische Sofa, einen einsamen Stellplatz am See oder Wald anzusteuern, dann habe ich wirklich lange überlegt, ob ich hier in diesen Zeiten noch was schreiben soll und statt dessen einfach tun, was ich tue, ohne es der aufmerksamen Öffentlichkeit mitzuteilen. Das geht nämlich auch. Doch hier war lange genug nichts los und jetzt gäbe es ja eigentlich was zu erzählen.
Natürlich wollen alle wissen, wie es mir denn in der Coronakrise so geht (Danke, gut) und was ich so mache (Computerspielen…) und wo ich bin (kommt gleich). Was dann dort zu lesen sein wird, klingt für andere nicht nach dem offiziell verordneten „Zuhausebleiben“ und dann geht das Gemecker los und das brauche ich nicht! Darum, aufgemerkt, ich bin Herr der Kommentarfunktion in diesem Blog und auch bei selbst geposteten Facebook-Beiträgen und ich kann und werde Kommentare sperren, wenn mir das zu dumm wird, verlasst euch drauf.
Wer nicht schon auf bloßen Verdacht hin, es könnte eine Anordnung zum Schutz vor dem Coronavirus durch mich leichtfertig übertreten worden sein, lospoltern will, darf gerne noch etwas weiterlesen, dann erkläre ich das alles. Aber Gemach, die Worte setzen sich aus einzelnen Buchstaben zusammen und die werden nacheinander geschrieben.
Beginnen wir mit dem Aufbruch aus Donauwörth Anfang März. Von dort bin ich zum Limeseum bei Ruffenhofen gefahren, einen Platz, den ich vom letzten Jahr her in guter Erinnerung hatte, vor allem für die Ruhe und Abgeschiedenheit dort.
Es war auch alles unverändert, selbst windig war es immer noch, nur hießen die Stürme jetzt wohl nicht mehr Bennet und Eberhardt. Doch schon bald war es wieder nötig, das Auto mit der Nase in den Wind zu drehen, damit es einigermaßen ruhig ist.
Das Internet ist hier auch gut genug, um die Coronakrise wachsen zu sehen. Schon bald war klar, dass ich mir das nächste anvisierte Ziel (Therme Obernsees) von der Backe putzen kann. Doch hier gibt es Landstrom, eine funktionierende Ver- und Entsorgung und laut Schild am Stellplatz darf man bis zu zwei Wochen bleiben. Müllbeutel bekommt man gegen Gebühr am Museum, die kann man dann in der Nähe der Entsorgung vor einem Schuppen abstellen. Das alles und auch, dass ich länger bleiben kann, habe ich mit den Leuten vom, mittlerweile geschlossenen, Museum schon Mittwoch letzter Woche geklärt. Ich war auch zwischendurch zum Einkaufen und Gasflaschen tauschen in Feuchtwangen (ca. 25km) und bin wieder hergekommen.
Denn jetzt kommt die Sache mit dem „Zuhausebleiben“ ins Spiel. Wenn das Wohnmobil das Zuhause ist, bleibt man eben da drin, sollte eigentlich ganz einfach sein. Nicht aber bei der Betrachtung der Diskussionen im Netz. Da gilt als Zuhause nur das eigene Haus, die eigene Wohnung. Ist ja auch einleuchtend, wenn die ganz überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in festen Häusern wohnt. Ich lebe ja auch davon, dass welche in meinen festen Häusern wohnen, nur dann passe ich da eben nicht mehr rein.
Worum es geht, also der Sinn des Appells, doch Zuhause zu bleiben ist, dass möglichst wenig Sozialkontakte stattfinden, bei denen Coronaviren die Wirte wechseln können. Nicht mehr und nicht weniger. Ob ich jetzt zur Vermeidung von Sozialkontakten auf meinem Sofa in der fünften Etage hocke oder im Wohnmobil auf einem einsamen Parkplatz herumstehe, ist für die Nichtverbreitung des Virus erstmal egal, nicht aber für die Aussenwirkung auf Andere. Das und nur das, ist das Problem.
Wenn ich nicht jeden neuen Stellplatzbesucher mit Handschlag und Umarmung begrüße, was ich auch vor Corona noch nie getan habe, dann sollten selbst mehrere Wohnmobile auf einem Stellplatz kein erhöhtes Risiko darstellen. Bis Samstag waren auch immer mal wieder welche da, jetzt stehe ich hier alleine herum, lese ab und zu auf Spiegel Online oder anderen Seiten, was so Stand der Dinge ist, gucke auf Facebook, bis ich vor lauter Kopfschütteln nichts mehr erkennen kann und starte dann mein neues Lieblingsspiel Transport Fever 2. Dabei kann man ganz hervorragend Sozialkontakte vermeiden und nur das wird von mir erwartet. Ich war übrigens schon lange vor Ausbruch der Coronakrise geadezu vorbildlich in dieser Disziplin, nicht zuletzt darum gab es hier so wenig zu Lesen in letzter Zeit.
Meine einzige Sorge war, es könnte die Polizei kommen und mich zum Nachhausefahren auffordern, immerhin habe ich ein für den Kreis Ansbach recht exotische Kennzeichen. Die Polizei kam auch, am Montagvormittag, hat energisch an die Aufbautür geklopft und wollte wissen, ob alles in Ordnung ist und ob es mir gut geht, es hätten sich Leute in der Umgebung Gedanken über das einsame Wohnmobil gemacht. Keine Rede davon, dass ich verschwinden müsste und der Polizist hat auch schnell begriffen, dass dies mein Corona-Hideout ist und sich zufrieden wieder in seinen Streifenwagen gesetzt. Ich habe ihm gesagt, dass er seit Mittwoch mein erster Sozialkontakt ist, was ihn offensichtlich etwas beeindruckt hat. Schön wäre jetzt auch, wenn manche auf Facebook und anderswo die Aufforderung „Zuhausebleiben“ dem Sinn nach und nicht nur nach den Buchstaben erfassen könnten.
Müsste ich tatsächlich zu meinen Freunden nach Krummesse, würden wir dort zu dritt aufeinanderhocken. Zwei von den dreien gehen täglich zur Arbeit und haben dort Sozialkontakte. Da bin ich hier sicherer aufgehoben, auch wenn ich bald mal wieder einkaufen muss.
Mit dem Wesentlichen bin ich aber versorgt…
Das Wetter war in den ersten Märztagen nur als schrecklich zu bezeichnen. Sturm und Regen immer wieder, perfekt für die Sache mit den zu vermeidenen Sozialkontakten. Dabei steht ganz in der Nähe der Hesselberg herum.
Da könnte ich eigentlich mal drauf, natürlich allein, nicht als Teil einer Wandergruppe, das gibt nur Grippe…
Doch erst war das Wetter zu schlecht, dann so gut, dass auch dieses möglich wurde…
…und jetzt hat der Wind auf Ost gedreht und deutlich abgekühlt. Die Sonne scheint seit zwei Tagen von einem wolkenlosen und kondensstreifenfreien Himmel…
…aber es ist kalt und der Wind kommt überall hin. Auf dem Hesselberg lag am Sonntag sogar etwas Schnee, aber ich war immer noch nicht da. Dabei darf ich auch laut der bayrischen Corona-Verordnung mich allein draußen bewegen. Auch der Aufenthalt in Wohnmobilen ist darin nicht näher geregelt, also kein wirklicher Grund, sich über jeden aufzuregen, der nicht auf dem heimischen Sofa hocken mag.
Wer aber tatsächlich rausfahren will und nicht gerade Blogger ist, der soll das tun und darüber schweigen. Für Blogger ist das mit dem Schweigen so eine Sache. Das stillschweigend zu tun ist allerdings für die Meckerköppe der Supergau. Dann haben sie die Kontrolle verloren. Da ist etwas passiert, das ihrer Meinung nach nicht passieren darf und sie konnten nicht meckern, weil sie nichts davon erfahren haben. Das, also das, geht mal gar nicht…
Zum Schluß noch dies: Über den Verlauf und die Auswirkungen der Coronakrise weiß auch ich nicht mehr, als jeder andere genauso herausfinden kann, der Google benutzt, ich bitte also darum, von Fragen dieser Art Abstand zu nehmen. Da gibt es das Bundesgesundheitsministerium und das Robert Koch Institut, um mal zwei Adressen zu nennen, an denen man gesicherte Informationen bekommt.
Ganz zum Schluss gibt es ein neues Schlagwort, niemand wird groß überrascht sein, dass es Corona lautet. Jetzt wird wohl kaum ein Beitrag nichts damit zu tun haben, also dürfte das in Zukunft öfter auftauchen.
Gruß und bleibt gesund
Henning
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haha! danke für diesen beitrag! ich liebe diesen feinzüngigen humor, danke auch dafür!
Allen Skeptikern sei gesagt: Nix bliff so at dat is ! / Nichts bleibt so wie es ist ! Also, positiv in die Zukunft schauen
Hallo Henning,
danke für die Worte, die uns aus der Seele sprechen.
Wir drehen trotz allem unseren Zundschlüssel und rollen auf einen versteckten See-oder Waldplatz, damit wir nicht ganz vereinsamen. Dort trifft man wenigstens Wildtiere!!! Dagegen sind die Orte ja menschenleer, Sozialkontakte sind eh nicht möglich, die Angst sitzt tief….. Abends liegen wir wieder im heimischen Bett, denn in Meckpom ist die Polizei überall präsent. Unsere Russlandtour im Mai können wir vergessen……. unser privates online-Reisetagebuch, falls du lange Weile hast, ist:
fips-womoreisen..jimdo-com
lieben Gruß und Kopf hoch, kommen wieder bessere Zeiten!
Moin Hening,
Wie wäre es eigentlich mit einem vierbeinigen Begleiter in Form eines Hundes bei dir ? Das wäre doch ideal in dieser Tristesse, und Tier und Mensch würden sich ideal ergänzen….
Hier in Niedersachsen siehst du kaum Polizei und ich reise auch mit dem Wohnmobil fleissig.
Dann mach et jut…..
Ade
Hallo Herr Schünke,
ich lese auch gerne ihre Berichte und muss hier quasi „lachen“ über ihren klaren Verstand. Ja. manche Leute, vor allem in sozialen Medien, können schlecht klar denken und Aufenthalte im Wohnmobil „sind eben nicht zu Hause, wo man hingehört“ und deshalb verstehen sie es nicht, jenseits der Logik.
Sie bringen es auf den Punkt, und das erwarte ich von einem authentischen Blogger. Alles Gute weiterhin und bleiben sie ihrem Ratio treu.
Hallo, Henning
Keine guten Zeiten für Weit-Reisende. Ich hoffe das noch in diesem Jahr der „Spuk“ vorübergeht. Eine Hollandtour im Mai habe ich schon gestrichen. Ich hoffe Du findest noch gute Stellplätze ( ohne Kuschelcamper ) und bleib gesund.
Viele Grüße Ernst
Hallo Henning
Ich lese bei Dir schon eine ganze Weile mit. Offen gesagt beneide ich Dich etwas um Deine Art zu leben. Soviel zur Einleitung.
Lass es Dir gut gehen und genieße Deine Freiheit. Lass Dir von irgendwelchen Klugschwätzern nicht die Laune verderben.
Ich wünsche Dir allzeit alles Gute und vor allem: bleib gesund.
Herzliche Grüße aus dem Schwarzwald-Randgebiet
Roman
Hallo Henning.
Wir sind auch wieder in Deutschland, nach fast 6 Monaten im Ausland.
Der Virus hat uns zur Heimreise geraten….
Andre ist noch in Portugal. nach Marocco Tour…
bleib gesund und lieben Gruss von Ingrid und Olaf..
Servus Herr S. ? – auch wir…Frau, Hund und Meinereiner sind mit unserem Haus in der Pampa. Mein Sozialkontakt, abgesehen von den „Familienmitgliedern“ gewagt sich im selben Level. Mein Motto „StayAway“.
Im Übrigen…ich hab dich stehen sehen – bin aber meinem Motto getreu…weitergedüst…bleib gesund…
Du sprichst uns aus der Seele.
Danke dafür !
Danke für deinen Beitrag, der mir absolut aus der Seele spricht. Auch wir sind Camper aus dem schönen Thüringen, die die Abgeschiedenheit suchen und am liebsten für uns bleiben – wir reisen mit unseren drei Kindern und vermitteln ihnen, dass es in Ordnung ist, unter sich zu bleiben und miteinander und in der Natur Zeit zu verbringen, die wir sonst im stressigen (Schul-)Alltag kaum finden. Mittlerweile haben wir es mit der Angst zu tun bekommen, wie viele selbstgerechte und radikale Meinungen im Netz kursieren – verbreitet von Menschen, die mit teilweise sehr agressiven Worten allein ihren Standpunkt als den einzig Richtigen vertreten und „Ausreißer“ an den Pranger stellen.
Wir suchen nun noch für die Ferienzeit um Ostern Stellplätze in Deutschland, vorzugsweise in den mitteldeutschen oder südlichen Bundesländern, die uns – weil nur mit Parkscheinautomaten betrieben – die Möglichkeit bieten, unbehelligt und friedlich unseren Traum von der kleinen Auszeit zu leben. Dein Beitrag hat uns darin bestärkt. Herzlichen Dank und viele Grüße!
Genau so sehen wir das auch. Super Artikel, gratuliere!
Bleib gesund und liebe Grüsse aus der Romandie
/Reto und Sabine
Schön, wieder etwas von dem „Rumtreiber“ zu hören! Das wichtigste ist: Du bist gesund!! Bravo dafür!
Wenn alle so leben und sich verhalten würden, wäre die Bevölkerung deutlich besser dran!
Danke für das kleine „Hallo!“ und die guten Worte der Erklärung – die eigentlich vollkommen unnötig waren!
Die, die meckern wollen, meckern sowieso! Schade, das im Land der Dichter und Denker die Kultur so auf dem absteigenden Ast ist!
Bleib gesund und geniesse deine Zeit im Womo – wir wären froh, wenn wir noch fahren könnten und in einsamen Ecken in Deutschland stehen würden. Leider hat bei uns aus gesundheitlichen Gründen das Womo-Fahren sein Ende gefunden…
Umso mehr freuen wir uns, die Berichte von den aktiven Rumtreibern zu verschlingen!
Alles Gute!!
Jochen
Den Meckerern habe ich mit klaren Worten zu Beginn aber sicher den Wind aus den Segeln genommen. Bis jetzt nur Kommentare von Leuten, die vorher wenigstens kurz nachgedacht haben, ich hoffe, das bleibt so.
Moin Henning, danke für den guten Artikel. Dachte schon ich würde in Deutschland noch als einziger im Camper leben. Hier im Norden sind die Plätze gesperrt. Das kann ich auch verstehen, weil sonst der Reiz zu den nachvollziehbar verbotenen touristischen Übernachtungen besteht. Letzte Woche musste ich von M-V mit eigentlichem Ziel Polen über S-H nach HH und NS flüchten, weil in den Ländern mittlerweile Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen kontrolliert werden. Ich glaube nicht, dass die Polizei überall so sachorientiert reagieren würde wie in Bayern. Ich stehe jetzt in einer tollen Seitenstraße in Hamburg und verhalte mich äußerst unauffällig. Sozialkontakte reduzieren musste ich genau wie du auch nicht. Allerdings werde ich bei nächster Gelegenheit eine Wohnung mieten. Auf Dauer ist so ein unauffälliges Verhalten schon anstrengend. Nach S-H dürfen selbst Besitzer von Zweitwohnungen nicht einreisen, da brauche ich auf Akzeptanz von Wohnmobilen nicht hoffen. Gruß Jörg
Die Bayern stellen sich in der Öffentlichkeit gerne als die größten Hardliner hin, sind aber meistens sehr pragmatisch, wenn es an die tägliche Praxis geht. Sicher kommt es auch auf den einzelnen Polizisten an und wie der gerade so drauf ist. Wenn die Leute mit sich reden lassen und nicht nur stur auf ihren Vorschriften beharren, dann kann man ihnen das mit den Sozialkontakten, die man auch im Wohnmobil vermeiden kann, sicher erklären. „Mein“ Polizist hat das jedenfalls ohne viele Worte schnell erkannt.
Hallo Henning! Hast Dir ein gutes zu Hause ausgesucht! Sicher und Corona-Frei! Genieße die fränkischen Spezialitäten, wie Schäufele mit Klos oder die Bratwürste! Guten Appetit und pass gut auf Dich auf !!!
Gruß Friedel
In schweren Zeiten verlangen viele eine Maximallösung ohne sich Gedanken zu machen, was tatsächlich am besten ist. Ich finde, was du tust und wie du das begründest, vollkommen vernünftig. Deswegen bin ich auch gegen Ausgangssperren, die vernüntige Lösugen verunmöglichen.
Genau, letztendlich ist der Appell „Zuhause bleiben“ auf die Mehrheitsgesellschaft zugeschnitten, die nun mal in Häusern wohnt. Wären wir ein Nomadenvolk, würde der Aufruf wahrscheinlich lauten: „Bleibt in euren Jurten“.