Hallo zusammen,
wieder tagelang kein Blog, so geht das nicht. Dabei ist durchaus was passiert. Nach ein paar ruhigen Wasch-Tagen am Pilsensee hat mich die Einladung eines Freundes erreicht, der bei der Münchner S-Bahn beschäftigt ist, ich könnte bei ihm auf dem Führerstand für eine Schicht mitfahren. Zusteigen zu einer menschenfreundlichen Uhrzeit kann ich in Altomünster.
So bin ich am schon am Sonntag (27.10.) in das kleine Landstädtchen gefahren. Einen offiziellen Stellplatz hat man dort nicht, aber ich habe mich zwischen dem kleinen Endbahnhof der S-Bahn und der BayWa häuslich eingerichtet und wurde dort auch nicht weiter behelligt.
Schon um 750 n. Chr. lebte hier ein gewisser Alto als Einsiedler. Der gründete auch ein kleines Kloster. Das Kloster ist inzwischen deutlich gewachsen und beherbergt heute den Orden der Birgitten.
Sieht schon mal proper aus…
…mit Rathaus und dem Turm der St. Alto und Birgittenkirche.
Wenn da so ein barockes Riesending rumsteht…
…will ich natürlich auch rein.
Drinnen viel Prunk und Pracht…
…Deckengemälde…
…gipserne Leute mit goldenen Stiefeln…
…und dieses goldige Kerlchen in der Abendsonne.
Insgesamt ein hübsches Städtchen. Kulinarisch sorgen Maierbräu und Kapplerbräu für das leibliche Wohl, nur geht es in der Stadt dauernd bergauf und bergab. Eigentlich fehlt nur ein Stellplatz.
Ich verziehe mich an diesem Sonntagnachmittag auch bald wieder ins Wohnmobil.
Am nächsten Morgen, kurz nach halb Acht…
…kommt meine S-Bahn. Ich habe natürlich auch Bilder von der Führerstandsmitfahrt gemacht. Aber damit mein Freund keinen Ärger kriegt, müsste ich mir alle Fotos, die mehr zeigen, als der normale Fahrgast auch sieht, von der Pressestelle der Münchner S-Bahn genehmigen lassen. Und auf diesen Heckmeck mit ungewissem Ausgang habe ich keine Lust. Also bleiben nur Worte. Wie ich von der Wikipedia-Seite zu Altomünster weiß, wurde die Bahnstrecke Dachau-Altomünster 1913 eröffnet und erst 2014 komplett elektrifiziert. Seit dem fahren hier die Züge der Münchner S-Bahn.
Auf dem Bild ein älteres Modell der Baureihe 420. Diese Züge waren seit der Eröffnung der Münchner S-Bahn 1972 bis in die frühen zweitausender Jahre im Einsatz. Dann wurden sie von der Baureihe 423 abgelöst. Weil es bei der S-Bahn inzwischen an allem fehlt, Fahrzeuge, wie auch fahrendes Personal, hat man dort vor einigen Jahren die alten Züge der Baureihe 420 aus anderen Städten wieder aufgekauft oder auch ausgeliehen. Das Grundkonzept dieser elektrischen Triebwagen ist aus den sechziger Jahren, wenn auch unser Exemplar 1996 gebaut wurde. Entsprechend viele Hebel und Schalter gibt es auf dem Führerstand und der Lokführer ist stets gut beschäftgt. Beim Fahren mit der Bedienung und der SiFa (Sicherheitsfahrschaltung oder auch Totmanknopf) und im Stand mit der Störungsbehebung an den insgesamt nur sparsam gewarteten Fahrzeugen. Ein weiterer Freund ist auch mit von der Partie, ebenfalls hauptamtlich Lokführer, nur gerade im Urlaub, aber manche können eben nie von der Eisenbahn lassen…
Wir fahren bis zum Ostbahnhof, danach leer weiter bis Steinhausen, den Betriebshof der S-Bahn. Dort ist erstmal etwas Pause, danach geht es mit neueren Zügen der Baureihe 423 nach Geltendorf und Ebersberg. Hier ist die Bedienung deutlich einfacher. Ein Hebel, nach vorne schieben heißt Fahren, nach hinten ziehen heißt Bremsen. Auch scheint diese Baureihe inzwischen die meisten Kinderkrankheiten abgelegt zu haben, von denen mir meine Freunde noch vor wenigen Jahren Haarsträubendes erzählen konnten.
Es geht bei nasskaltem Herbstwetter über Land und durch die Stammstrecke, das Nadelöhr der Münchner S-Bahn. Hier fahren zweigleisig alle Linien unter der Innenstadt hindurch. Wenn alles glatt läuft hält zwischen Laim und dem Ostbahnhof in Spitzenzeiten alle 90 Sekunden ein Zug. Wenn aber nur ein Zug liegenbleibt, ist alles dicht. Nicht zuletzt deshalb baut man seit ein paar Jahren an einer zweiten Röhre unter der Innenstadt hindurch.
Zwei Mal kommt unterwegs die Order, dass unser Zug jetzt zu einer anderen Linie gehört und ein anderes Ziel hat. So fahren wir kurz vor Feierabend über Dachau nach Petershausen und in Dachau kann ich wieder umsteigen nach Altomünster. Da es schon später Nachmittag ist und ich noch etwas Strom in der Batterie habe, bleibe ich bis zum nächsten Tag und verziehe mich am Dienstag (29.10.) zum Aufbrauchen von einigen Restguthaben an den Freistaat in Sulzemoos.
Gruß
Henning
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