Hallo zusammen,
mir gefallen ja die vielen Kleinstädte in Deutschland ganz besonders. Da gibt es natürlich hier an der Schlei ein spezielles Highlight zu entdecken: Arnis (Wikipedia), die mit rund 300 Einwohnern kleinste Kleinstadt Deutschlands. Damit das Fahrrad auch seiner Bestimmung zugeführt wird, sollte es da mit dem Rad hingehen. Am Campingplatz in Lindaunis habe ich mir eine Freizeitkarte geholt, die für alle Landstraßen von hier bis Arnis einen Fahrradweg an der Seite versprach.
Also los, kurz vor der Lindaunisbrücke links abbiegen und dann immer am Wasser entlang.
Das war auch öfter zu sehen. Weil die Gegend hier Endmoränengebiet der letzten Eiszeit ist, ging es auch immer mal wieder etwas bergauf und bergab, aber um daran auch meinen Spaß zu haben, hat das Fahrrad ja jetzt einen elektrischen Hilfsmotor. Unterstützung von „Eco“ auf „Normal“ einstellen und ich kann da ganz locker-flockig hochkurbeln.
Im Ort angekommen, war ich dann aber mit einem neuen Problem konfrontiert: Wo parke ich den Drahtesel? Es soll irgendwas Stabiles zum Anschließen sein und ich will natürlich keinen Ärger, weil es irgendjemand im Weg ist. Vor dem Ort gibt es zwei Parkplätze, einer davon soll auch Wohnmobile aufnehmen, aber Fahrradständer? Fehlanzeige. Schließlich habe ich es vor einer Bäckerei in der Ortsmitte am dortigen Fahrradständer angeschlossen und konnte mich dann unbeschwert umsehen.
Der Ort ist überschaubar.
Ein Wegweiser reicht für Alles. Die Lange Straße zieht sich 800m lang durch den Ort. In den Sommermonaten verkehrt noch eine Seilfähre hinüber ans andere Schleiufer.
Arnis ist gerade einmal 350 Jahre alt und wurde von 65 Familien aus Kappeln gegründet, die nicht unter der Leibeigenschaft eines dortigen Lokalfürsten leben wollten. Früher war Arnis eine Insel, heute verbindet ein Damm den Ort mit dem Festland.
Typische Arnisser Häuser sehen so aus…
…und stehen hübsch aufgereiht mit der Giebelseite beiderseits der Langen Straße.
Ich war 1987 mit meinen Eltern zuletzt hier. Die hatten da ihren 30. Hochzeitstag und ich war der einzige Ehrengast. Ich kann mich noch erinnern, das wir gut gegessen haben, und zwar hier…
…in der „Schleiperle“. Hier schiebt sich bald ein Apfelkuchen ins Bild.
Während ich so den Erinnerungen nachhänge, fällt mir ein, dass ich ja das Display und damit Gehirn des Elektroantriebs vom Fahrrad gar nicht mitgenommen habe. Das Teil ist nicht besonders gesichert, also schnell das Sinnieren unterbrechen, Aufessen und Nachsehen. Zum Glück ist noch alles da und ich kann auf der Langen Straße noch etwas schlendern.
Ein paar Fachwerkhäuser gibt es noch…
…aber die meisten sind verputzt. Dafür gibt es hübsche Haustüren.
Ein Fußweg führt parallel zur Langen Straße am Yachthafen und dem Fähranleger vorbei. In einem der Gärten steht eine Hochwassermarke.
Das reichte hier von 1,47m am 22.11.1983 bis 2,02m am 15.2.1979.
In dem Café, vor dem ich das Fahrrad geparkt habe, gibt es noch eine Tasse Kaffee und ein Stück Butterkuchen, dann ist es auch schon wieder Zeit für den Rückweg von rund 15 Kilometern.
Kurze Pause zur Flüssigkeitsaufnahme mit Schleiblick…
…und um kurz vor 18 Uhr bin ich wieder am Auto.
Das war die bis jetzt längste Radtour mit dem neuen Gefährt und hat großen Spaß gemacht. Meisten bin ich im „Eco-Modus“ gefahren, also mit geringster Unterstützung und größter Reichweite. Die liegt dann nach dem Display bei vollem Akku bei rund 100 Kilometern. Das habe ich noch nicht ausprobiert, gilt aber sicher nur, wenn alles schön flach ist und der Wind günstig steht. Doch die Unbilden des Radfahrens, wie Steigungen und Gegenwind haben damit ihren Schrecken verloren. Natürlich hätte ich die Strecke auch mit einem konventionellen Rad geschafft, aber dann hätte ich immer neidvoll allen Leuten mit Elektrofahrrad nachgeblickt. Es ist ja auch nicht so, dass man sich damit gar nicht bewegt. Wenn ich aufhöre zu treten, läuft auch der Motor nicht und das Fahrrad wird irgendwann ausrollen. Es rollt aber sehr leicht und insgesamt ist das 26-Zoll-Rad ein guter Kompromiss beim Platzbedarf in der Heckgarage und Fahrkomfort.
Wenn es in der Heckgarage steht…
…sieht das so aus.
Gruß
Henning
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