Hallo zusammen,
zu der Aussage im Titel sehe ich mich immer mal wieder in Foren oder Gruppen genötigt. Meistens dann, wenn von den erfahrenen Wohn- bzw. Reisemobilisten oder auch Campern, geniale, an Wunder grenzende Lösungen erwartet werden.
Beim Camping wird man sich mit den Tugenden behelfen müssen, die ebenso in einem feststehenden Haushalt nützlich sind: Improvisation, mal etwas Draht oder Klebeband zum Fixieren oder auch dem tatsächlichen Neukauf.
Auch für die Frage nach dem Umgang mit Wasser bei Frost ergeben sich im Campingbereich keine wirklich revolutionären Lösungen. Es gilt auch hier, was wir schon aus dem Sachkunde-Unterricht in der Grundschule wissen: Es gefriert bei unter Null Grad zu Eis. Daraus lassen sich zwei einfache Möglichkeiten ableiten: Wenn kein Wasser da ist, gefriert es nicht, also ablassen oder die Temperatur der Tanks und Leitungen nicht unter Null Grad fallen lassen, also einheizen. Die letztere Lösung nutzt der Wohnmobilist ganz selbstverständlich, so lange er sein Steinhäuschen bewohnt. Wer sich jetzt noch klarmacht, dass Frostschutzmittel giftig ist und Alkohol im Trinkwasser den Führerschein gefährdet, sollte die möglichen Maßnahmen klar vor dem geistigen Auge erkennen können. Auch ein Camper, Wohn- oder Reisemobilist mit 60 Jahren Erfahrung wird wohl auf keine anderen Ideen kommen. Aber nicht zuletzt von dieser Frage leben ganze Ratgeberseiten und auch mein Artikel zum Thema soll natürlich gelesen werden.
Nett sind auch immer wieder die Anekdoten von Leuten, die bei der ersten Ausfahrt mit der Neuerwerbung oder dem Mietmobil feststellen, dass aus den Steckdosen ja gar kein Strom kommt. Wo soll der denn auch herkommen? So ein Wohnmobil ist eine gut getarnte Mehrfachsteckdose. Bei der ist es uns natürlich sofort klar, dass dort…
…nichts herauskommen kann, wenn dies…
…nicht eingesteckt ist. Genau so ist es im Wohnmobil: Ist der Landstromanschluss nicht hergestellt, kommt kein Saft aus den 230V-Steckdosen im Aufbau.
Woher kommt dieser Glaube an Magie?
Doch woher kommt die Vermutung, es könnte ja doch, auf irgendwie magische Weise, funktionieren? Wahrscheinlich haben die Meisten schon mal von Wechselrichtern gehört, Manche sicher auch von Netzvorrangschaltungen, die dafür sorgen, dass die 230V-Steckdosen im Aufbau aus der Batterie über den Wechselrichter versorgt werden, so lange kein Landstrom angeschlossen ist und die Ladung der Batterie noch ausreicht.
Nur sind das entweder Ausstattungsmerkmale der Luxusklasse oder es wurde vom jeweiligen Eigner nachgerüstet. In Großserienmobilen von der Stange oder bei Vermietflotten wird man dieses Feature vergeblich suchen.
Nachtrag (24.8.18): In einer dieser Reportagen über Camper, die ich mir jetzt, dank unbegrenztem Surfvolumen, in den Mediatheken reinziehen kann, war es geradezu exemplarisch zu sehen:
Da ist das junge Pärchen mit dem Mietmobil am Campingplatz angekommen. Sie wollte einen Kaffee kochen und hat festgestellt, dass ja kein Strom da ist. Er hat dann gemeint:
„Moment, ich schalte die Zündung ein…“
Alle außer mir waren überrascht, dass auch dann die Kaffeemaschine nicht lief. Zur weiteren Aufklärung des Mysteriums hat das Fernsehen aber auch nicht beigetragen, so wurde nicht gezeigt, wie das Landstromkabel angeschlossen wird. Das mit der Zündung werden also sicher jetzt auch einige versuchen…
Mitunter tragen auch die Planer der Infrastruktur auf Stell- oder Campingplätzen dazu bei, dass der Glaube an eine spezielle Camping-Physik nicht ausstirbt. Diese erwarten immer mal wieder, das Wasser möge doch bergauf fließen. Vornehmlich dann, wenn das Entsorgungsloch als höchster Punkt des Stellplatzes angelegt wird, wie ich es selbst schon im pfälzischen Schaidt…
…oder in Ahaus erlebt habe.
Wenn ein Einsteiger so etwas sieht, kann ich verstehen, dass der von Campern, insbesondere denen mit langjähriger Erfahrung, geradezu magische Fähigkeiten bei der Problemlösung erwartet.
Liebe Stellplatzplaner: Die Auslassöffnungen für Grauwasser- oder auch Fäkalientanks an den Wohnmobilen befinden sich in der Regel an einer Fahrzeugseite, oft links, manchmal rechts, wo es eigentlich praktischer wäre und bei einigen Herstellern, die dann Akrobatik von ihren Kunden erwarten, auch in der Mitte. Die Meisten haben keine Pumpen zur Verfügung, um das Dreckwasser in Marsch zu setzen und sind deshalb darauf angewiesen, dass sich ein natürliches Gefälle zwischen der Auslassöffnung des Fahrzeugs und dem Bodeneinlass herstellen lässt. Auch hilft es sehr, wenn die Umgebung des Entsorgungslochs so gestaltet ist, dass beim Aufstellen des Mobils die Auslassöffnung des Tanks an der tiefsten Stelle liegt. Nur dann wird nämlich tatsächlich alles abfließen. Danke für die zukünftige Beachtung einfacher physikalischer Grundsätze!
Gruß
Henning
Nach oben