Hallo zusammen,
die Fränkische Schweiz war schon seit den neunziger Jahren mein liebstes Wochenendziel für kleine Fluchten mit dem Wohnmobil. Dabei war ich auch immer wieder in diesem Wäldchen bei dem Dorf mit dem hübschen Namen Wohlmannsgesees. Dort liegen, wie in vielen Wäldern der Gegend, bemooste Felsen herum…
…hier sogar ordentlich ausgerichtet von Nordwest nach Südost…
…wie auf der Übersichtskarte zu sehen. Das hat Anfang des letzten Jahrhunderts den Bürgermeister des, heute noch immer beschaulichen, Wohlmannsgesees nicht ruhen lassen und er hat auf eigene Faust Untersuchungen angestellt, die ihn zu dem Schluss geführt haben, hier müsste eine Kult- und Opferstätte der alten Kelten gewesen sein.
1912 tauchte der Name „Druidenhain“ für das bisher als „Esbach“ bekannte Waldstück zum ersten Mal in einem Reiseführer auf.
Man darf wohl annehmen, dass sich der Herr Bürgermeister auch einen Impuls für den Fremdenverkehr erhofft hat. Der dürfte weitgehend ausgeblieben sein, denn wie gesagt, das Dorf ist noch heute beschaulich, ich kann mich aber erinnern, in der dortigen Wirtschaft gut gegessen zu haben. Dafür finden sich in der wärmeren Jahreszeit immer wieder Leute ein, die meditierend zwischen den Felsen sitzen oder auch ganz profan ein Lagerfeuer anzünden.
Im Volksmund hieß das Wäldchen schon länger Druidenhain, was möglicherweise auf eine Begebenheit aus dem Mittelalter zurückzuführen ist. Damals soll sich der fränkische Raubritter Eppelein von Gailingen (* ca. 1300, † 1381) hier mit 20 seiner Getreuen zur Mitternacht bei Fackelschein versammelt haben, um ihnen den Treueschwur abzunehmen. Zufällig kam ein Bauer aus Wohlmannsgesees vorbei, der Hexen beim Tanz zu sehen glaubte und davon ganz entsetzt in seinem Dorf berichtete.
1986 hat sich die Universität Erlangen der Sache angenommen und ist der Legende mit wissenschaftlichen Methoden auf den Grund gegangen. Die Kurzfassung der Studie findet sich hier: Der Druidenhain bei Wohlmannsgesees/Oberfranken – Eine vermutete Kultstätte unter dem Aspekt klufttektonischer und bodenkundlicher Untersuchungen
Die Anordnung der Felsen ist demnach natürlichen Ursprungs und entspricht der Tektonik in der weiteren Umgebung. Einzelne Felsen wurden von Menschenhand bearbeitet, was wahrscheinlich auf eine Nutzung als Steinbruch im Mittelalter hindeutet. Aber Spuren einer Kultstätte wurden auch durch 30 Probebohrungen nicht festgestellt.
Das hält natürlich keinen wirklich Gläubigen davon ab, hier einen „Ort der Kraft“ zu erspüren. Schön und irgendwie mystisch sind die bemoosten Felsen im Wald ja auch anzusehen.
Haben hier die Druiden Runen in den Fels gemeißelt?
Oder sind das doch nur Spuren der Erosion?
Das Hinweisschild am Weg nimmt jedenfalls alle Illusionen:
Gruß
Henning
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