Hallo zusammen,
in Hünfeld steht das Konrad-Zuse-Museum und da wollte ich hin. Also bin ich am Sonntag losgestiefelt, mit einer ungefähren Richtung und dem Wissen, dass es in der Innenstadt und neben einer Kirche sein musste.
Suche nach dem Museum
Die erste Kirche…
…war schon mal nicht die richtige, das ist ja auch die Kirche des Klosters Hünfeld.
Die hier…
…sieht doch gar nicht schlecht aus, liegt sogar im Zentrum, aber auch hier gibt es kein Museum. Irgendwann muss ich doch fragen und werde einen Großteil meines Weges wieder zurückgeschickt. Aber jetzt sind da auch Hinweisschilder zum Museum. Da ist tatsächlich noch eine Kirche…
und daneben, am Kirchplatz 4-6, auch das Konrad-Zuse-Museum.
Nur leider ist es abgeschlossen. Doch als ich an der Tür rüttele, steigen gerade zwei Leute aus einem Auto aus und schließen auf. Die Mittagspause endet um 15 Uhr und es hätte mir gar nichts genützt, das Museum früher zu finden. Aber jetzt bin ich hier, es ist geöffnet und für drei Euro komme ich hinein.
Konrad Zuses Anfangsjahre
Der Erfinder, Tüftler und Unternehmer Konrad Zuse wurde 1910 in Berlin geboren, wuchs in Ostpreußen und Hoyerswerda auf und studierte ab 1928 Bauingenieurswesen in Berlin. Seinen Abschluss machte er 1935. Die vielen Berechnungen beim Studium brachten ihn dazu, sich Gedanken über eine Maschine zu machen, die das erledigen konnte. Ab 1934 begann er, eine solche Maschine zu entwickeln. Diese entstandt von 1936 bis 1938 in der elterlichen Wohnung in Berlin. Das war die Z1, der erste programmgesteuerte Rechner. Darin lief noch alles mechanisch und diese Mechanik verklemmte sich häufig. Ein Nachbau der Z1 steht heute im Deutschen Mueum in München. Während des Krieges entstandt die Z3 und 1944 bis 45 die Z4. Hier kamen Relais zum Einsatz und diese Modelle funktionierten wie erwartet. Die Z3 ging bei einem Bombenangriff verloren, ebnso wie die Z1, aber die Z4 konnte Zuse bei seiner Flucht aus Berlin über Göttingen ins Allgäu retten. Zeitweise war das Gerät als „V4“ getarnt, also eine der weiteren Wunderwaffen des Dritten Reichs. Dafür ließ sich im zerfallenden Deutschland auch leichter noch etwas Transportkapazität auftreiben. Nach dem Krieg war die Maschine, abgestellt in einem Mehllager, der einzige Computer auf europäischem Boden.
Zur gleichen Zeit arbeitete man in den USA an ähnlichen Maschinen, wie der ENIAC, ein gigantischer Röhrenrechner mit 27 Tonnen Gewicht und einer Leistungsaufnahme von 174kW, vor allem benötigt für den Betrieb von gut 17.000 Röhren.
Konrad Zuse hielt sich und seine Familie mit Bildern über Wasser, die er für amerikanische Soldaten malte und er half den Allgäuer Bauern bei den Abrechnungen.
Die Zuse KG
Die noch immer funktionstüchtige und vor allem leistungsfähige Z4 wurde an die Edgenössisch-Technische Hochschule Zürich vermietet, wo sie bis 1955 im Einsatz war. Mit dem so verdienten Geld konnte er die Zuse KG gründen, zunächst in Neukirchen bei Hünfeld. 1957 zog die Firma nach Bad Hersfeld um. Jetzt wurden Rechner auf Bestellung geliefert, wie die Z11, ein immer noch raumfüllendes Gerät, das von Vermessungsämtern für Berechnungen bei der Flurbereinigung eingesetzt wurde.
Zuse-Computer liefen in Universitäten, Behörden und bei großen Versicherungen. Die Z22 war der erste in Serie gefertigte Röhrenrechner. Das im Museum ausgestellte Exemplar war bis Ende der siebziger Jahre noch im Einsatz an der Universität Siegen.
Zeitweise arbeiteten über 1.000 Leute bei Zuse in Bad Hersfeld. Die Firma war als Arbeitgeber recht beliebt, viele Frauen pfriemelten dort die winzigen Ringkernspeicher zusammen, eine Arbeit für die sich Stickerinnen gut eigneten. Zuse holte seine Arbeiterinnen mit Kleinbussen auf den Dörfern ab und brachte sie wieder nach Hause. Wer Kinder hatte, konnte in Heimarbeit Platinen bestücken. Die Firma wuchs schnell und brauchte Kredite. Die Banken verstanden das Computergeschäft noch nicht und so wurde es immer schwieriger, an das nötige Geld zu kommen.
1964 zog sich Konrad Zuse aus seiner Firma zurück, diese wurde ein Jahr später an Siemens verkauft. 1970 erschien dort der letzte Großrechner der Zuse KG, die Z43 oder Siemens 404/3.
Das Museum
Die beiden Museumsleute, die mir die Tür aufgeschlossen haben, waren sehr nett und haben mir viel erzählt. So auch, dass selbst IBM-Mitarbeiter, zu Besuch im Hünfelder Zuse-Museum, anerkennen mussten, dass er zu seiner Zeit auch ihrer Firma weit voraus war.
An einem Demonstrationsmodell kann man sehen und hören, wie so ein Relaisrechner arbeitet.
Die Zuse-Rechner hatten überwiegend einen Magnettrommelspeicher, der ist etwa so groß wie ein Wassereimer und fasst 8.000 Worte, also vermutlich einige Kilobyte. Die Z43 hatte immerhin schon eine Art Festplatte mit 2,9 Megabyte Kapazität.
Im Museum sind auch einige Werke des Malers Konrad Zuse ausgestellt, dazu gibt es eine Ausstellung zur Geschichte der Stadt Hünfeld und des Umlands.
Natürlich hat heute mit einem Smartphone jeder ein Vielfaches der Rechenleistung in der Tasche, wie sie in diesem Museum auf ein paar Großgeräte verteilt ist. Nur ich hatte das nicht, denn ich hatte mein Handy mal wieder im Wohnmobil vergessen…
Aber hier sieht man, welch ungeheurer Fortschritt auf diesem Gebiet in den letzten 70 Jahren stattgefunden hat.
Info Konrad-Zuse-Museum
Kirchplatz 4-6
36088 HünfeldTel.: 06652-919884
Öffnungszeiten: 15-17 Uhr, Montags und Donnerstags geschlossen
Und sonst so?
Passend zum Thema Zuse habe ich eine neue, alte Beschäftigung wieder in Angriff genommen, mir Visual Basic Express 2010 heruntergeladen und werde jetzt ein bißchen zum Spaß vor mich hin programmieren. Nur muss ich dafür in der nächsten Zeit immer brav an eine Steckdose, denn an diesem Montag sind meine AGM-Batterien ganz plötzlich in die ewigen Jagdründe eingegangen. Ich habe hier Strom angeschlossen, schalte aber dem Ladegerät die Sicherung aus, sobald die Sonne auf die Solarpaneele scheint, dann reicht der Euro für das Stromgeld etwas länger. Beim Einlassen des Abwaschwassers muss die Pumpe ja länger laufen und da gab es so ein Piepsen. Ich konnte das erst nicht zuordnen, bis ich auf dem Batteriecomputer nachgesehen habe: Unterspannungsalarm, 10,8 Volt und das bei gerade einmal zwei verbrauchten Amperestunden. Da muss also was passieren, dumm nur, dass nach Auskunft von Andre AMUMOT die Batteriemanagementsysteme für LiFeYPo-Batterien gerade weltweit ausverkauft sind.
Gruß
Henning
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