Hallo zusammen,
ich habe in Poppenhausen noch einen weiteren Bürotag drangehängt. Diesmal war die Arbeit auch angenehmer, denn ich habe ein paar Beiträge für diesen Blog vorproduziert, die ich in der Saure-Gurken-Zeit unter die Leser bringen kann.
Am Freitag bin ich schließlich doch gefahren, in westlicher Richtung auf der Landstraße bis Steinau an der Straße. Hier war ich schon mal, im Februar 2015. Damals war es mir aber zu kalt und zu ungemütlich, um das aus der Ferne vielversprechend aussehende Städtchen zu besichtigen. So eine Ausrede zählt im Juli nicht, jetzt wäre es mir fast zu schwül und drückend gewesen, aber das hat gegen Abend nachgelassen und so bin ich zu einem ersten Erkundungsgang aufgebrochen.
Man läuft vom Stellplatz etwa 500m bis ins Stadtzentrum entlang der „Brüder-Grimm Straße“. Die war früher Teil der „Via Regia“, des Handelsweges zwischen den Messestädten Frankfurt und Leipzig und das ist auch die Straße, der die Stadt Steinau den Beinamen „an der Straße“ zu verdanken hat und nicht etwa die Deutsche Märchenstraße, wie ich noch bei meinem ersten Besuch vermutet habe.
Natürlich stehen hier Fachwerkhäuser…
…dies ist sogar das älteste Wohnhaus der Stadt aus der Zeit um 1520.
Darin ist heute ein Privatmuseum des Bewohners.
Am „Kumpen“ genannten zentralen Platz der Stadt steht nicht nur die Katharienenkirche…
…mit dem Märchenbrunnen…
…sondern auch das Schloss. Dieses habe ich mir am Freitag noch im Abendlicht von außen angesehen.
Man kann es besichtigen und auch auf den Bergfried steigen…
…was ich am Samstag getan habe. Die nette Dame an der Kasse sagte glaube ich irgendwas von 176 Stufen…
Hier bin ich jedenfalls fast oben…
…so wie auf dem Bild in der Ecke sah vielleicht der Türmer aus, der hier oben nach Feuersbrünsten und Feinden Ausschau gehalten hat. Von oben sieht man weit über Stadt…
…und Land.
Wieder unten, kann ich mich im sonnigen Schlosshof ausruhen.
Neben der Ersteigung des über 40m hohen Bergfrieds war ich auch in einer Ausstellung zur Baugeschichte des Schlosses und zu den Brüdern Grimm. Das Schloss wurde durch die Grafen von Hanau 1290 an Stelle einer Burg neu errichtet, immer wieder aus- und umgebaut, besonders 1525-1528 und 1542-1560. In dieser Zeit entstanden Wandmalerein, die zum Teil heute noch zu sehen sind.
Die Hanauer Grafen starben 1736 aus und damit fielen Schloss und Stadt Steinau an die Grafschaft Hessen-Kassel.
Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm wurden 1785 und 1786 in Hanau geboren, ihr Vater Philip Wilhelm Grimm war von 1791 bis zu seinem Tod 1796 Amtmann in Steinau und in dieser Zeit lebte die Familie in diesem Haus…
…worin heute natürlich auch ein Brüder-Grimm-Museum ist. 1798 schickte ihre Mutter die beiden Jungs zum Studium nach Kassel unter der Aufsicht ihrer Tante. Sie werden sich ordentlich angestrengt haben, denn schon bald hatten sie sich mit ihren Schriften und Büchern einen Namen gemacht, worüber das Museum erschöpfend Auskunft gibt. Neben der Sammlung von Märchen, Sagen und Überlieferungen waren sie auch sprachwissenschaftlich, als Juristen und politisch tätig. So gehörten Jacob und Wilhelm Grimm zu den Göttinger Sieben, jenen sieben Professoren der Universität Göttingen, die 1837 gegen die Aufhebung der liberalen hannoverschen Landesverfassung protestiert haben und daraufhin von ihrem Landesvater entlassen wurden. Jacob Grimm war 1848 Mitglied der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche, dem ersten Versuch einer Demokratie auf deutschem Boden.
Nach so viel Kultur und Geschichte gibt es ein Eis und ich laufe noch etwas in der Stadt herum.
Es gibt immer wieder lauschige Ecken…
…wie hier hinter der Stadtmauer.
Gleich neben diesem Idyll der Stadtborn…
…ein Brunnen der früheren Wasserversorgung und liebster Spielplatz der Brüder Grimm. Auf diesem Weg…
…geht es zurück zum Stellplatz.
Auf dem hat sich seit meinem letzten Besuch nichts verändert.
Gruß
Henning
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