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Hallo zusammen,
dies ist er nun, der ultimative, absolut subjektive Vergleich meiner bisherigen Überwinterungsziele Italien (Dezember 2015 bis März 2016) und Portugal (November 2016 bis März 2017).
Links in den Bildern führen zu den Beiträgen, in denen sie erstmals erschienen sind.
Meine Erwartungen waren im Wesentlichen folgende:
- Kein Schnee, kein dauernder Wechsel zwischen Nasskalt und Frost
- Kein wochenlanger Hochnebel
- Gelegenheit immer mal wieder in der Sonne zu sitzen
- Etwas Gesellschaft ab und zu
- Schöne Stellplätze am Meer
- Landschaft und Städte zum Wandern und Besichtigen
- Hin und wieder nett Essen gehen
Dazu ein paar Umstände, die man nehmen muss, wie sie sind:
Diese Punkte werde ich hier abhandeln und kann dabei natürlich nur schildern, wie ich es erlebt habe, deshalb oben schon der Hinweis, dass eben alles sehr subjektiv ist und andere Überwinterer zur selben Zeit in der selben Gegend ganz andere Erfahrungen gemacht haben können. Kommen wir zunächst zum Wichtigsten, dem…
Wetter
Für beide Länder gilt, dass die Wintersonne dort zwischen November und Februar für mich genau die richtige Stärke hat. Es ist angenehm warm, so dass ich es stundenlang in der Sonne aushalten kann ohne einen Sonnenbrand oder Schlimmeres befürchten zu müssen. Schon die Sonne im deutschen Mai ist mir schnell zu heiß und ich flüchte lieber in den Schatten.
Auch musste ich die anderen Widerwärtigkeiten des deutschen Winters, wie diesen ständigen Wechsel zwischen Nasskalt und Frost, sowie wochenlangen Hochnebel dort nicht aushalten. Die Temperaturen waren immer deutlich über Null, meistens im zweistelligen Bereich, wobei es Nachts auch schon mal abgekühlt ist, aber Frost gab es nie. Natürlich gab es auch Regentage und Wind, aber das ging meist schnell vorbei, nur in Süditalien ab etwa Ende Februar hat sich das sehr wechselhafte Wetter mit Wind und Regen länger gehalten. Dem hätte ich möglicherwiese mit einem Ortswechsel abhelfen können, dazu konnte ich mich nicht aufraffen. Überrascht war ich dagegen von den sehr warmen und sonnigen Weihnachtstagen in der Toskana, also noch recht weit nördlich.
Natürlich kann man in beiden Ländern jeden Winter Glück, als auch Pech mit dem Wetter haben, wobei aber die langfristige Wetterstatistik für die Algarve in Portugal mehr Sonne und weniger Niederschlag angibt, als für Kalabrien und Sizilien in Süditalien.
Meine Erwartungen an das Wetter haben jedenfalls beide Länder erfüllen können.
Beweisfotos? Bitte sehr:
Das war in Tropea/Italien im Februar 2016…
…und das am „Praia do Amnesia“/Portugal im Dezember 2016:
Gesellschaft
Diesen Punkt gewinnt eindeutig Portugal für sich. Dort habe ich jede Menge alte und viele neue Bekannte getroffen, denn die überwiegende Mehrheit der Wohnmobil-Überwinterer fährt nun mal auf die iberische Halbinsel. Es war natürlich auch beabsichtigt, Leute wie Andre AMUMOT oder „Brenzel“ alias Maudolf mal wieder zu sehen.
In Italien habe ich nur eine Handvoll Deutsche gesehen und zu weiteren Kontakten kam es kaum.
Da irgendwie alles mit allem zusammenhängt, hat der nächste Punkt auch etwas damit zu tun, wer wohin fährt.
Stellplätze
Die Kehrseite der vielen neuen Bekannten in Portugal waren oft volle Stellplätze. Allein das Städtchen Silves hat drei große Stellplätze, zwei davon waren an einem Sonntag Mitte Dezember schon komplett ausgebucht, auch der dritte, auf dem ich untergekommen bin, war später voll belegt.
Ein anderer Stellplatz, etwas näher am Meer gelegen, war immer voll, wenn ich dort zur Entsorgung hingekommen bin.
Freistehen ist in Portugal verboten, es wurde aber von der Polizei meist geduldet, allerdings kam es auch zu Räumungen, selbst habe ich die zum Glück nie miterlebt. Auch an portugiesischen Freistehplätzen etwas im Landesinneren haben sich oft weitere Wohnmobile eingefunden.
In Italien dagegen waren die meisten offiziellen Stellplätze und auch Campingplätze geschlossen, doch die wenigen offenen hatten nur eine Handvoll Gäste, dort konnte ich immer problemlos unterkommen. Freistehen war auch nie ein Problem, an Wochenenden konnte es mitunter etwas voller werden, weil dann die Italiener auch selbst losfahren. Aber es war nie so brechend voll, wie auf manchen offiziellen Stellplätzen in Portugal. Auch gab es oft Plätze direkt am Mittelmeer in Italien, was in Portugal schon bedingt durch die überwiegend felsige Küste, seltener zu finden war.
Insgesamt gewinnt Italien den Punkt für die Stellplätze.
Städte und Landschaft
Italien, vor allem Süditalien, ist sehr gebirgig. Oft gibt es nur einen schmalen Küstenstreifen, hinter dem sich gleich die Berge schroff und steil erheben. Vor allem aus klimatischen Gründen, aber auch weil viele der Gebirgsstraßen wirklich eng sind, bin ich überwiegend an der Küste geblieben. Die Städtchen dort, wie Sperlonga, Diamante oder Tropea sind eng und verwinkelt, was mir beim darin Herumspazieren nichts ausmacht, nur wenn ich da durchfahren soll.
In Portugal haben die Bewohner etwas mehr Platz, um sich auszubreiten. Das Hinterland der Algarve ist hügelig, schroffe und steile Felsen sind dort eher die Ausnahme. Die findet man dafür als Klippen am Meer, wo in Italien meist flacher Sandstrand anzutreffen ist. Entsprechend zersiedelt wirkt die Landschaft oft im Hinterland der portugiesischen Küste.
Noch ein Stück weiter landeinwärts, bei den Stauseen zum Beispiel, war es meist ruhig mit wenig Siedlungen und viel Landschaft.
Wer in Italien so weit landeinwärts fährt, ist leicht auf 1.000 Metern Höhe und es kann ungemütlich werden im Winter, denn auf manchen der Berge habe ich Schnee gesehen.
Hübsche Städchen haben beide Länder anzubieten, wobei man den Süditalienern leider ihr Müllproblem vorhalten muss. Auf Straßen und Parkplätzen, manchmal auch am Strand, liegt dauernd irgendwelcher Dreck rum. Um Neapel herum sieht es aus, als ob die Leute extra zur Müllentsorgung auf die Schnellstraßen fahren. Die Portugiesen, zumindest an der touristisch gut erschlossenen Algarve, haben das besser im Griff. Da stehen überall Müllcontainer, die auch benutzt und entleert werden, Na ja, entleert nicht immer, aber doch meistens.
Weil ich das winklige, chaotische in italienischen Kleinstädten sehr schätze, wird das trotz des Mülls, mal ein knappes Untentschieden.
Essen gehen
Nun ja, ich liebe Pasta und Pizza, beides kommt aus Italien, die Pizza genau genommen aus Neapel, also zumindest aus Süditalien. Ich war ein paar Mal allein Essen in Italien, das war immer gut und vom Preis her in Ordnung mit 10 bis 13 Euro inklusive dem Glas Rotwein, einmal auch 20 Euro für ein komplettes Menue mit Vorspeise und Dessert.
In Portugal war ich zwei oder drei Mal mit mehreren Leuten zum Essen, meistens gab es auch da Pizza. Der Essenspunkt geht an das Mutterland von Pasta und Pizza.
Dann gibt es noch ein paar Dinge, an die ich keine Erwartungen gestellt habe, die einfach so hinzunehmen sind, wie zum Beispiel die…
Einheimischen
Die Italiener sind ein lautes, temperamentvolles Völkchen, aufgeschlossen und freundlich, mitunter auch etwas aufdringlich. Ich kann ein paar Worte Italienisch, aber es reicht natürlich nicht zur Konversation. Immerhin kann ich gesittet meinen Cappuccino bestellen und nach der Rechnung fragen („Il conto, per favore“ und eben nicht „Pagare!“). Das kommt meist gut an und die Leute geben sich Mühe, wenn sie mir auch was erzählen wollen. Englisch ist aber nicht sehr verbreitet.
Italienisches Temperament, gepaart mit Pragmatismus und Improvisationstalent, zeigt sich ganz hervorragend im dortigen Straßenverkehr. Den erlebe ich, nach etwas Eingewöhnung, als ein gut organisiertes Chaos, in dem jeder bestrebt ist, dass es weiter voran geht. Wer dort mitspielt, wird Spaß am Fahren in Italien haben.
Die Portugiesen sind ebenfalls freundliche Leute, verglichen mit den Italienern sehr zurückhaltend und manchmal fast schon phlegmatisch. Wer „Bom Dia“ (Guten Tag) und „Obrigad(o/a)“ (Danke) sagt, der hat es schon mal etwas leichter, aber an der Algarve sind sie Touristen gewöhnt und viele Leute sprechen etwas Englisch. Das Phlegma legen sie nur im Verkehr ab, dort haben es alle eilig, allerdings ohne die Geschmeidigkeit der Italiener.
Weil ich sowohl die Italiener, als auch die Portugiesen insgesamt als angenehme Zeitgenossen erlebt habe, ist das ein klares Unentschieden.
Vom Verkehr ist es kein großer Schritt zum…
Straßenzustand
Abseits der Autobahnen sollte man in beiden Ländern auf Schlaglöcher und sonstige Straßenschäden achten. Es kann schon auf überregionalen Straßen, vergleichbar unseren Bundesstraßen, ordentlich rappeln. Je kleiner und unbedeutender die Straßen werden, umso häufiger sind Schäden. In Italien ist bei Ortsdurchfahrten Vorsicht angeraten, denn es kann leicht eng werden mit einem etwas ausladenden Gefährt.
Auch in diesem Punkt insgesamt ein Unentschieden.
Preise
Kostenpflichtge Stellplätze und Campingplätze können in Italien recht teuer sein, oft gibt es aber einen Winterrabatt. In Portugal sind die Preise noch moderat, meist im Bereich um fünf Euro für 24 Stunden.
Lebenshaltungskosten sind unterschiedlich, je nachdem welche Läden man findet.
Lidl hat in beiden Ländern etwa das Preisniveau wie bei uns. Coop-Läden in der Toskana sind ziemlich teuer, Eurospin weiter in Süditalien ist etwa auf Lidl-Niveau, allgemein ist es in Süditalien billiger, als im Norden. In Portugal gibt es viele Läden der französischen Kette Intermarché, die sind etwas teurer als Lidl, haben aber alles im Angebot, neuerdings oft sogar Waschmaschinen und Trockner vor der Tür.
Spritpreise sind durch ein Jahr Zeitdifferenz schwierig zu vergleichen, denn die hängen ja stark vom Weltmarktpreis ab. In Italien lag der Liter Diesel 2015/16 zwischen 1,20 und 1,40€, in Portugal 2016/17 zwischen 1,10 und 1,30€. Schwierig wird es mitunter, in Italien überhaupt Sprit zu bekommen. Viele Tankstellen sind automatisiert und verlangen italienische Kreditkarten, manchmal geht es auch mit Bargeld. Gibt es einen Tankwart, sollte man dem genau auf die Finger sehen, die Herren neigen noch immer zu Betrügereien.
In diesem Punkt gibt es einen leichten Vorsprung für Portugal, wenn man die weitere Anreise außer Acht läßt, die sich ja bei einem längeren Aufenthalt immer mehr relativiert.
Fazit
Kommen wir zur Auswertung
Wetter: Unentschieden – It : Pt – 1 : 1
Gesellschaft: Ein Punkt für Portugal – It : Pt – 1 : 2
Stellplätze: Ein Punkt für Italien – It : Pt – 2 : 2
Landschaft/Städte: Unentschieden – It : Pt – 3 : 3
Essen: Ein Punkt für Italien – It : Pt – 4 : 3
Einheimische: Unentschieden – It : Pt – 5 : 4
Straßenzustand: Unentschieden – It : Pt – 6 : 5
Preise: Ein Punkt für Portugal – It : Pt – 6 : 6
Das alles ist natürlich subjektiv, wie Eingangs schon erwähnt. Ich vergleiche hier nur, was ich selbst erlebt habe. Im letzten Abschnitt schafft Portugal das Unentschieden durch die insgesamt niedrigeren Preise. Wobei man nicht vergessen darf, dass es rund 1.000km weiter ist nach Portugal, als nach Italien.
Die vollen Stellplätze in Portugal haben mich etwas abgeschreckt, es waren einfach zu viele Wohnmobile dort. Natürlich auch meine Schuld, ich war ja auch da. Die andere Seite der Medaille waren eben die vielen neuen Bekannten, die ich dort getroffen habe. In Italien hat mir nach ein paar Wochen schon die Gelegenheit gefehlt, mal wieder mit ein paar Leuten zu reden, es war einfach niemand da, weshalb auch die Stellplätze eben so schön leer waren.
Beide Länder sind es jedenfalls wert, nochmal hinzufahren. Vielleicht mache ich diesen Winter aber auch etwas ganz anderes, da ist nichts in Stein gemeißelt, ich weiß ja nicht mal genau, was ich übernächste Woche machen werde.
Gruß
Henning
Moin Henning,
ein ganz interessanter Bericht, dein Vergleich Italien / Portugal.
Ich bin jetzt nach 4 Wochen Reisen, seit 1 Woche wieder zu Hause. Es hat mir so viel Spass gemacht, ich hätte noch weiter fahren können. Ich war bis Sibenic/Kroatien, und dann gemütlich wieder zurück.
Gerne denke ich noch an unser München Wochenende.
Herzlich Grüße und immer genug Bodenfreiheit.
Uschi HH
Moin, moin, Henning,
sehr schöner Vergleich, meine Neugier ist befriedigt !
Jetzt muss ich mir nur noch überlegen was ich im nächsten Winter mache ?
Da ja Temperaturen über 25 Grad für mich Körperverletzung sind, werde ich im Juli wieder nach Norwegen entfliehen.
Beste Grüße Ernst
PS: War die Tage mal wieder auf meinem Lieblingsplatz an der Elbe in H.-Dorf.
In Portugal waren wir noch nicht; Dein Bericht der überfüllten Stell- und Campingplätze hat uns für eine Reise abgeschreckt. Vom 10. Oktober 16 bis 20. April 17 bereisten wir mit unserem Wohnmobil den südlichen Teil von Italien. Die meiste Zeit haben wir auf Sizilien verbracht. Ergänzend zu den Preisen wäre noch Conad zu erwähnen, eine Lebensmittelkette, die unseres Erachtens noch günstiger als Lidl war. Im Großen und Ganzen kann ich Deinem Bericht zustimmen; je weiter man in den Süden fährt, desto mehr Müll breitet sich am Straßenrand aus und nicht nur dort. Da sind Diamante und Tropea noch nicht so schlimm zugemüllt; allerdings vor Caronte, wo Du auch ein Schwefelbad genommen hast, steigert sich das Müllproblem merklich bis in die südlichste Spitze von Sizilien. Leider hatten wir nicht ganz so viel Glück mit dem Wetter wie Du, aber das kann sich dieses Jahr vielleicht ändern, wenn wir zum zweiten Mal in diese landschaftlich wunderschöne Region aufbrechen werden.
Gute Zeit in Dinkelsbühl
Michael
Ja, in Caronte war es schlimm mit dem Müll, um Neapel herum an den Schnellstraßen und südlich von Salerno am Strand. Die Leute in Caronte kamen mir auch untypisch mürrisch vor, als ich dort nach dem Tabacchi wegen Briefmarken gefragt habe. In den Touristenstädten, wie Diamante oder Tropea geht es wohl mit dem Müll, da achten sie etwas mehr drauf.
Bei Conad war ich auch einkaufen, die fand ich preislich eher im Mittelfeld zwischen Lidl und Coop, ist aber alles rein subjektiv, wie schon gesagt.
Es ist in Portugal mit den Stellplätzen genau wie du es beschrieben hast. Deshalb möchten wir es dieses Jahr mal mit Griechenland versuchen…hier schrecken uns im Moment noch die hohen Kosten für die Fähren ab 800 € ist schon viel Geld. Wir bereiten uns jetzt mit Internet .. Bücher usw.vor.
Gruß Helga
Für 800€ sollte man den Landweg über den Balkan auch schaffen können, sicher auch billiger.
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