Hallo zusammen,
der für das Ende der ersten Frankreich-Etappe anvisierte Platz war nicht wirklich berauschend. Da noch etwas Zeit war, habe ich das glücklicherweise dort vorhandene Internet benutzt, um schnell einen Plan B aus dem Hut zu zaubern. Der war nur rund 30 Kilometer weiter auch bald gefunden. Der Stellplatz…
…liegt auf einer Wiese am Ortsrand. Eine Entsorgung und Frischwasser gibt es, aber es ist (noch?) alles abgesperrt und abgestellt, für alles Weitere, siehe den Info-Teil am Ende.
In den Kommentaren auf meinwomo hieß es, der Ortskern wäre besonders schön. ist ja nicht weit, also mal schnell gucken gehen. Das fängt doch schon mal gut an…
…mit etwas Fachwerk.
Und da ist auch schon der Marktplatz oder Place Royal im Zentrum des winzigen Dorfes mit knapp 700 Einwonern.
Darum herum sind Arkaden…
…wie diese.
Sehr schön, wenn man sich noch ein paar Details, wie Satellitenschüsseln, Fernsehantennen und Verkehrsschilder wegdenkt…
…hat es wohl vor 200 Jahren hier nicht wesentlich anders ausgesehen. Wer vor 80 oder 100 Jahren mit einem Fotoapparat gekommen ist…
…hat vielleicht ein ähnliches Bild wie dieses machen können. Das ist in meinem Fall der Sepia-Effekt des Bildbeareitungsprogramms Irfanview, aber ich finde, hier passt das.
Auf einer Infotafel (immerhin Englisch beschriftet) erfahre ich, dass der Ort 1291 unter der Regierung von Edward I., König von England, gegründet wurde…
Moment, König von England? Wir sind in Frankreich!
Richtig, aber hier ist Aquitanien und diese Gegend kam nach der Hochzeit der Eleonore von Aquitanien mit Heinrich Plantagenet, Graf von Anjou, zu England. Genauer 1154, da bestieg jener Heinrich als Heinrich II. den englischen Thron und erhob Anspruch auf weite Teile Frankreichs, eben auch Aquitanien, die Mitgift seiner Frau. Das hat natürlich dem französischen König nicht geschmeckt und so kam es zum Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich. In diesen unruhigen Zeiten gründeten sowohl die Franzosen, als auch die Engländer vor allem im Südwesten des heutigen Frankreich sogenannte „Bastiden“, die man auch als Wehrdörfer ansehen konnte. Bis heute gibt es über 400 solche, als Bastiden gegründete Ortschaften, wie zum Beispiel Carcassonne, Montauban und eben das winzige Labastide d’Armagnac. In solchen Bastiden verlaufen die Straßen rechtwinklig zueinander und der zentral gelegene Marktplatz ist von Arkaden umgeben. So gesehen ist dies hier wohl eine Muster-Bastide. In der ehemaligen protestantischen Kirche beim Friedhof ist darum auch ein Museum zur Geschichte der Bastiden untergebracht.
Weil es mir hier gefällt, habe ich mich auch am Sonntag nicht weg bewegt, sondern habe mir den Ort etwas ausführlicher angesehen. Viel los war nicht und ich konnte auf dem Marktplatz in der Sonne sitzen und ganz einfach eine Zeitreise machen.
Ich lasse das einfach mal so wirken…
…auch wieder mit ein paar Sepia-Aufnahmen für die Nostalgiker unter uns.
In der wuchtigen Kirche war ich auch drin.
Die hat natürlich schöne Glasfenster.
Nicht weit vom Stellplatz ist das alte Waschhaus des Dorfes. Dies wird Nachts effektvoll beleuchtet.
Auch der Place Royal wird stimmungsvoll beleuchtet…
…zum Glück ganz ohne die allgegenwärtigen, orangenen Natriumdampflampen.
Ich denke, hier war ich nicht zum letzten Mal.
Infos Stellplatz Labastide-d’Armagnac
Adresse: D11, F-40240 Labastide-d’Armagnac
GPS-Koordinaten: N43° 58′ 18.84″ W0° 11′ 10.68″
Kosten: Keine
V+E: Bodeneinlass, Toilettenausguss und Wasserhahn, allerdings abgestellt und abgesperrt im März 2017.
Strom: Nicht vorhanden
Bemerkungen: Schattenlos, bei Regen ist die Wiese mit Vorsicht zu genießen, aber es gibt einen geschotterten PKW-Parkplatz oberhalb. Ortskern 200m entfernt.
Auf der Stellplatzkarte ansehen
Gruß
Henning
Hallo,
ich lese bei Deinen Berichten ja schon eine ganze Zeit mit.
Und ich war schon in vielen Deiner geschilderten Orte.
Hast Du wenigstens in Bastide d´ Armagnac einen Armagnac getrunken.
Und: einmal im Jahr steigt dort auf dem Platz die Fete d´Armagnac, da werden von den Brennereien des Armagnacs Ihre Produkte angeboten, ein Fest für Genießer des Armagnacs!!!
Grüße aus Deutschland und gute Fahrt
Nein, hab dort keinen Armagnac probiert. Nächstes Mal vielleicht, macht aber in Gesellschaft auch mehr Spaß.