Hallo zusammen,
ich muss da jetzt mal was loswerden…
So beginnen die meisten richtig kontroversen Beiträge auf Facebook oder in Foren. Aber auch ich muss jetzt mal was loswerden, auf die Idee bin ich gekommen beim Anblick des mal wieder rappelvollen Stellplatzes in Reinfeld vor ein paar Tagen. Es gibt einfach zu viele Wohnmobile und der Trend ist ungebrochen. Darum sollte sich jeder Wohnmobilinteressierte auch genau über die Nachteile informieren, auf die er sich damit einlässt. Die romantischen Hochglanzbildchen sind Werbung, sonst nichts. Die Realität sieht ganz anders aus.
Auch hier gilt die Ironiewarnung, nicht jedes Wort ist auf die Goldwaage zu legen, es ist aber auch nicht völlig aus der Luft gegriffen und basiert auf jahrzehntelanger, harter persönlicher Erfahrung.
Fangen wir gleich mit dem ekligsten Thema an, der Entsorgung von Fäkalien. Dabei muss man sich bewusst machen, dass man sich nochmals mit den eigenen und den Ausscheidungen seiner Mitreisenden auseinandersetzen muss und das an nicht immer wirklich einladend wirkenden Entsorgungslöchern…
…wie diesem hier in Italien. Da ist selbst ein schlampig geputztes Hotelzimmer-Klo besser.
Dann fährt jeder einen Abwassertank spazieren, aus dem es auch gerne mal nach faulen Eiern stinken kann. Vornehmlich nach kurvenreichen Berg-und-Tal-Strecken, wenn nämlich die Siphons leergelaufen sind.
Das riecht wirklich zum Davonlaufen und ich will jetzt keine Ratschläge hören, wie einen Schluck Wasser nachlaufen zu lassen oder den Stopfen einzusetzen. Nein, das stinkt einfach und das muss der Anfänger wissen!
An so einem Stück geballter Technik, wie einem Wohnmobil, geht auch gerne mal was kaputt, meistens dann, wenn man es nicht brauchen kann. Also die Heizung…
…nachts im Winter oder der Kühlschrank…
…im Sommer. Es leckt aus Wasserschläuchen oder Wasser steht plötzlich aus unerfindlichen Gründen in irgendwelchen Staufächern. Von den Macken, die das Basisfahrzeug haben kann, gar nicht zu reden.
Überhaupt, die Basisfahrzeuge, diese Ducatos, Sprinter oder Transit. Das sind Handwerkerautos, Arbeitstiere, mit etwas Schnickschnack auf Fahrkomfort getrimmt, oft nicht mal das. Jede rollende Einkaufstasche ist besser gefedert, als diese Möchtegern-LKW mit ihren Blattfedern und Starrachsen. Dazu laut, lahm und unhandlich. Wer will sowas schon fahren?
Ist man trotzdem gefahren, steht man abends auf einem Stellplatz. Dort ist es eng, laut und staubig…
…wie hier in Sulzemoos. Das ist doch kein Urlaub! Dieses Gedränge wird in Camperforen gerne als Kuschelcamping bezeichnet, eine eher verharmlosende Wortschöpfung.
Auf Stellplätzen gibt es natürlich die Stellplatzbevölkerung. Im günstigsten Fall wird man ignoriert, aber auch nicht gegrüßt. Im ungünstigeren Fall begafft oder mit ungebetenen Ratschlägen behelligt.
Von romantischen Bildern wie diesen…
…soll man sich nicht täuschen lassen. Die sind entweder getürkt oder beim wilden Campen entstanden, einer Reiseform, die den Reisenden ständig der Gefahr aussetzt, von der Obrigkeit vertrieben oder gar per Bußgeldbescheid um erkleckliche Summen erleichtert zu werden.
Vor der Übernachtung auf Autobahnrastplätzen…
…muss in jedem Fall schon aus Sicherheitsgründen dringend gewarnt werden. Hier gehen geschulte Anästhesisten um, die Wohnmobilbewohner mit einem nicht näher bezeichneten Gas betäuben und dann ausrauben! Es soll aber auch schon ohne Einsatz von Betäubungsgas in Wohnmobile eingebrochen worden sein.
Gas… Genau, das Gas, welches zum Heizen, Kochen und auch mal für den Absorberkühlschrank gebraucht wird, ist natürlich immer im ungünstigsten Moment leer, wie auch der Wassertank und der Kühlschrank. Dafür ist dann sicher die Toilette voll, womit der Ausgangspunkt der Geschichte erreicht wäre.
Wer bis hier hin durchgehalten hat und immer noch ein Wohnmobil will, dem kann ich auch nicht mehr helfen. Aber das musste mal gesagt werden!
Gruß
Henning
Pingback (Kurzfassung): Der befreite Staat im sulzigen Moos (nach Markus Reisezäpfchen) | leben-unterwegs.com
Hallo, ich habe alles ein wenig satirisch verstanden. Ab und an konnte ich mir das lächeln nicht verkneifen. Aber leider ist es tatsächlich fast so, wie beschrieben. Manches ist frech und dreist, sie wissen es eben nicht anders. Manches passiert eben auch aus Unwissenheit. Mancher braucht eine genaue Bedienungsanleitung im Gegensatz zu den Allwissenden. Hoffen wir, daß auch der letzte noch begreift. Aber ich denke, so wie das Camping zugenommen hat, wird es auch wieder abnehmen. Ich wünsche mir, weiter so schön geschriebene Sachen lesen zu dürfen. Die richtigen Leute nehmen sich sicher das für sie bestimmte heraus. Gruß an alle Camper, Uschi
Genau so etwas wollte ich auch lesen als noch nicht Wohnmobillist. Aber es schreckt mich nicht wirklich ab meinen Wunsch nach Freiheit weiter zu verfolgen. 😉
Alle gut und richtig, die Alternative mit dem Gespann ist auch nicht besser, nur wer einmal bei über 100 mit seinem wild schlenkernden Wohnwagen um die wtte gefahren ist, wird wenns geht nur noch Womo fahren.
LG
Die Süddeutsche Zeitung hat den ungebrochenen Boom und die damit einhergehenden Probleme auch schon bemerkt: http://www.sueddeutsche.de/reise/stellplaetze-fuer-wohnmobile-frust-statt-freiheit-1.3397527
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Sage mal Hennig, hast du keine Alarmanlage in deinem Wohnmobil eingebaut? Die kann man sich auch aus dem Baumarkt zusammen kaufen, dazu hatte ich mal ein Video gesehen. Kostenpunkt so knapp 100 teuro das Teil macht ganz schön lärm. Ich schau mal ob ich den Link noch finde dann schicke ich dir den mal per eMail. Dabei fallen sogar „Tote aus dem Sarg“ musst nur aufpassen nich das man dich wegen „Störung der Totenruhe am Arsch bekommt“ sollte man also wenn möglich nicht in der nähe von Friedhöfen benutzen.
So Schluß für heute die Nacht ist um 6Uhr zu ende…
Bis bald…
wiwi
Tönt für mich ganz schwer nach mitlife krises! ?
Unbedingt schnell einen Termin beim Arzt vereinbaren und sich eine Glückspille verschreiben lassen ??
Ansonsten allen Optimisten weiterhin gute Fahrt und fröhliches Campen.
Welche Pillen sind das? Die Roten oder die Blauen?
Bin nicht sicher, hab sie noch nie gebraucht bisher ?
Aber frag doch mal deinen Arzt oder Aphoteker, da werden Sie geholfen ??
Wirklich toll geschrieben, und wie recht Du hast. Lg Konni
Ob man auf diesem Weg den Womo-Boom beenden kann? Ich glaube nicht, aber der Versuch war es wert ?.
So ein toller Artikel und so tolle Kommentare, ich bin zwar erst seit Mai 2015 dabei, aber kann alles schon bestätigen. Ich bin begeistert aber auch begeisterte WoMo Fahrerin. Macht soviel Spass, wenn man unterwegs ist und eine schöne Landschaft vor sich hat, dann habe ich Schmetterlinge im Bauch.
Liebe Grüße Ursula
Danke Henning!
Du hast uns auch mal aus der Seele gesprochen…
Nach fast 40 Jahren Mobilität hat sich extrem viel verändert….
Ingrid und Olaf
Prima Artikel und tolle Fotos.
Wenn ich mir das erste Foto so ansehe, möchte ich da nicht mein Frühstück von essen müssen.
Du schreibst: „Komisch, die „Altgedienten“ behaupten, es wären die Neulinge, die sich daneben benehmen. Ich will mich da nicht festlegen, es wird bei denen und bei jenen solche geben.“
Ich glaube eher, daß das die Dickschiffer sind oder die mit den Mietwomos oder die mit mindestens vier Hunden oder………
Aber davon mal abgesehn: Früher war eh alles besser…………………………damals als die Umwelt noch sauber und der Sex noch schmutzig war,
Volker 😉
Auch von einem klinisch reinen Entsorgungsloch möchte ich eigentlich nicht frühstücken…
Irgendwer wird es schon sein, der sich daneben benimmt. Die Gelegenheit ergreifen alle mal beim Schopf.
Hmmm ….. kann es sein das du die Stellplätze ganz alleine haben möchtest 😉
Aber bedenke, wenn niemand mehr Wohnmobile kauft gehen die Hersteller pleite und du must mein nächsten mal ein wieder ein Steinhaus kaufen.
Hm, naja, schon so ein bisschen… Mit diesem Auto wäre ich gerne nochmal Anfang der Neunziger unterwegs, als der Boom gerade so anfing, oder in den Achtzigern, als Wohnmobile noch wirkliche Exoten waren. Da hat es auch keinen inetressiert, wo man sich damit hinstellt. Zeitreise klappt blos nicht, der Flux-Kompensator will nicht…
Wie wahr wie wahr kann jedes Wort bestätigen. Seit 35 Jahren , davon seit 15 Jahren im Wohnmobil lebend, mache ich dieses Elend nun schon mit und habe noch keinen Tag bereut. Aber du hast Recht die Wohnmobil Szene hat sich verändert u F leider nicht zu guten. Wir alten Hasen sterben aus. Freue mich immer doch noch ab und zu welche zu treffen. Aber bestimmt nicht auf den großen SP s.
Hallo Henning,
ich bin begeisterter Leser deines Blocks und muss zu diesem Thema auch mal einen Kommentar schreiben.
Wir, meine Familie und ich, sind jetzt seid 4 Jahren Wohnmobilisten, wir haben Positives wie auch Negatives kennen gelernt. Es ist richtig das immer mehr Wohnmobile auf den Straßen Unterwegs sind, dies bewirkt aber auch das immer mehr Kommunen und Privatanbieter Stellplätze mit Strom, Frischwasser und (ganz wichtig) Entsorgungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen.
Nun zu etwas Negativen, leider müssen wir immer wieder die Erfahrung machen das gerade altgediente Wohnmobilisten der Meinung sind sie hätten die Welt für sich alleine gebucht, da werden Stellplätze mit Stühlen reserviert, der Grauwasserhahn nicht geschlossen so das die Brühe über den platz Läuft (sonst müsste man sich ja zur Entsorgung bewegen), und, selber erlebt, die Toilette hinter dem Womo im Ufer entsorgt wird. Das bei solch einem Verhalten freistehen nicht mehr gern gesehen wird ist noch mehr wie verständlich.
Ich möchte mich hier noch der Jutta anschließen die Schrieb „Wohnmobilisten sind doch eigentlich freundliche Menschen, welche die Welt und andere Kulturen kennenlernen möchten“. Aus diesem Grund haben wir uns ein Wohnmobil angeschafft.
Komisch, die „Altgedienten“ behaupten, es wären die Neulinge, die sich daneben benehmen. Ich will mich da nicht festlegen, es wird bei denen und bei jenen solche geben.
Das gibt es nicht nur bei den Wohnmobilisten, es gibt auch jung oder alt die zu faul sind 10m zur Toilette zu laufen, da hinterlassen sie doch lieber ihre Hinterlassenschaften im Schilf von Seen. Und das ist auch nicht gerade prinkelnt wenn man dann beim Tauchen auf sowas stößt. Das kann man an vielen Stränden u. Badeanstallten in Deutschland erleben. Sitzen mit den blanken Arsch Richtung See und drücken ein Negerstamm ab, tuten so als würden sie hinter dem Baum eine Rauchen und klack klack klack ab is wasser damit. Selbst das Toilettenpapier schmeißen sie noch in den See. Aber ich weiß wenn ich mal wieder so ein dabei erwische, der bekommt ne Stahlkrampe auf den Arsch und selbst wenn ich das gehänge erwische, aber der merkt sich das!
In diesem Sinne… wiwi
Hallo, ein wunderbar herrlich geschriebener Artikel!
Ich stehe wirklich nur im Notfall auf den Stellplätzen, genau aus diesen Gründen. Neben den Feststellungen welche oben im Artikel von Henning beschrieben wurden, möchte ich zu einem Zitat etwas sagen, welches mich oft zum Nachdenken bringt.
„Auf Stellplätzen gibt es natürlich die Stellplatzbevölkerung. Im günstigsten Fall wird man ignoriert, aber auch nicht gegrüßt “
Wohnmobilisten sind doch eigentlich freundliche Menschen, welche die Welt und andere Kulturen kennenlernen möchten. Offen gegenüber Anderen sind und ihre „Box“ verlassen wollen, um ihren Horizont zu erweitern und um das Leben zu genießen.
In der Realität stelle ich es leider genauso fest, wie zitiert! Jeder schaut weg, ist beschäftigt (oder tut zumindest so!)
Das ist wirklich traurig und meiner Meinung nach auch überwiegend in Deutschland so.
Es grüßt Euch
Jutta
Jutta, da stimme ich Dir voll zu!
Aber dazu gibt es machbare Alternativen, die sich jeder selber suchen muss!
Herzliche Grüße
Wolfi
Herrlich geschrieben. Genau das macht das richtige Womoleben heutzutage aus. Wer nicht mehr mag, kann ja früh um 6Uhr Sonnenliegen reservieren, deutsche Schweineschnitzel auf dem türkischen Frühstücksbuffet zählen und sich danach im Steinhaus gegenseitig die fotografierten Schimmelflecken zeigen.
Jede Urlaubsform hat seinen Reiz.
LG die Zäpfchen
Hallo Henning,
das sind ja Schockbilder wie auf den Zigarettenschachteln neuerdings! Am schlimmsten ist echt das erste Bild. Bah! Wer das sieht, der wird das doch nicht wollen. Oder steckt hinter diesem Blogartikel etwa die Absicht, dass Du demnächst alle Stellplätze für Dich allein hast weil die Anderen jetzt alle abgeschreckt werden und aufgeben? Ernsthaft, ich kann die beschriebenen Ungemütlichkeiten und Ärgernisse alle bestätigen. Es ist tatsächlich so. Leider werden die Stellplätze immer voller und die Mobilisten mit ihren Egoismen immer rüder. Aber mich hält das nicht ab weiter Womo zu fahren. So einfach wirst Du uns nicht los. Ein toller Artikel mit ernsthaftem Hintergrund.
Viele Grüße
Günter
Die altgedienten Wohnmobilisten kennen das alles, auch diese schicken Entsorgungsstationen. Aber vielleicht kann man ein paar Neue abschrecken. Es sind jetzt wirklich genug, die anderen sollen in ihren Hotels bleiben.
Genauso ist es ,die große Freiheit war es einmal! Super verfasst aber wir lassen uns trotzdem nicht klein kriegen. Wir sind seit 1980 Wohnmobillisten u. werden es immer bleiben