Hallo zusammen,
heute habe ich endlich meine wichtigen Briefe abgeschickt. Sogar im italienischen Postamt gibt es inzwischen so eine Diskretionsschranke, um die Wartenden etwas zu kanalisieren. Ich kann mich an Abhebungen von meinem antiken Postsparbuch in den späten achtziger Jahren erinnen, da steckte ich mitten in einer Traube wild schwatzender und gestikulierende älterer Damen, die am selben Tag auf der Post ihre Rente abgeholt haben. Dran kam, wer am dichtesten am Schalter war, ich ganz zum Schluss. Aber auch heute kann es ein, dass jemand, der scheinbar unbeteiligt irgendwo am Rand des Schalterraums sitzt, doch Teil der Warteschlange ist. Es hat jedenfalls alles geklappt, meine zwei Briefe an das Finanzamt sind in Händen der „Poste Italiana“, die hoffentlich inzwischen etwas schneller und verlässlicher geworden ist. Ein Standardbrief nach Deutschland kostet im Übrigen einen Euro.
Auf dem Weg zurück zum Parkplatz liegt diese Ruine einer ehemaligen Bar.
Drinnen natürlich heilloses Chaos, trotzdem ein hübscher Wandschmuck.
Das wäre ein toller Platz für die Kaffeepause gewesen…
…mit dieser Terrasse über dem Meer. Schade, schade…
Im kleinen Fischereihafen neben der Turmruine sind gerade die letzten Boote eingelaufen. Diese werden mit Motorwinden…
…und viel Geknatter auf den Strand gezogen.
Hier wird noch der Fang sortiert.
Um den Fang des Tages wegzuschaffen, reichen in paar Kleintransporter. Am Ende der Mole…
…in der Sonne lässt es sich gut aushalten und dem Treiben zusehen.
Von hier sieht auch das Städtchen reizvoll aus…
…wenn ich dort auch nichts Interessantes entdecken konnte.
Das soll morgen im gut 30 Kilometer entfernten Tropea anders werden.
Auch der zweite Monat in Italien ist schon vorbei, ich habe es aber noch nicht mal bis zur Südspitze Kalabriens geschafft. Sicher war mein Plan von der Umrundung des gesamten italienischen Stiefels von der Toskana bis zum Gargano auch recht ambitioniert. Aber jetzt weiß ich, wie ich es hier unten gerne habe: Zeit auch mal zum in der Sonne sitzen und alles etwas gemächlicher angehen lassen. Die Überwinterung als Solche gefällt mir jedenfalls. Schnee, Dauerhochnebel und Schmuddelwetter bin ich erfolgreich ausgewichen. Gewünscht hatte ich mir, hin und wieder den Nachmittagskaffee draußen trinken zu können. In dieser Hinsicht wurden meine Erwartungen mehr als übertroffen, fast habe ich mich in diesen Wochen zum Sonnenanbeter entwickelt, der ich so nie war. Wenn das Zentralgestirn in ein paar Monaten gnadenlos vom Sommerhimmel herabbrennt, werde ich sicher auch wieder in den Schatten flüchten, doch so wie es hier ist, finde ich es sehr angenehm.
Auch mein Drang zum Sehenswerten hat sich etwas abgeschwächt, was sicher auch den mangelnden Antrieb zur Weiterfahrt erklärt.
Die nächste Überwinterungsreise könnte ich mir etwa so vorstellen:
TÜV in den Oktober vorziehen und dann zunächst ein paar Wochen in die Toskana, alte und neue Lieblingsplätze besuchen. Danach zügiger als diesmal Richtung Süden und zum Beispiel nur Kalabrien umrunden und später Apulien oder auch mal Sizilien, dabei die ausgedehnten Pausen an schönen Plätzen nicht zu kurz ausfallen lassen.
Natürlich, die nächste Überwinterung sollte ich endlich in Spanien oder noch besser, in Portugal machen. Das kann schon sein, dass ich das tun werde. Aber hier in Italien sind mir zumindest zwei Dinge noch nicht passiert, wovon Spanien-Überwinterer immer wieder berichten: Es war noch kein Stellplatz überfüllt und ich wurde bisher nirgends von Ordnungshütern weggeschickt.
Die Kehrseite der leeren Stellplätze sind natürlich auch wenig bis gar keine Kontakte zu eventuellen Landsleuten. Die deutschen Wohnmobile, die ich bisher südlich von Rom gesehen habe, lassen sich noch an einer Hand abzählen: Ein Berliner in Terracina, ein Hamburger Pärchen mit Variomobil in Pompeji, ein Freiburger mit T4-California und eine Familie aus Kusel an der Terme die Caronte. Bis auf den Freiburger kam es mit keinem anderen zur näheren Kontaktaufnahme, manche haben nicht mal auf meinen Gruß reagiert. Aber das kenne ich ja schon von den deutschen Stellplätzen.
Ich möchte immer noch nicht monatelang an einem Platz stehen, aber Leute, die das z.B. im spanischen Calpe tun, kann ich jetzt etwas besser verstehen. Allerdings hat man in einer so langen Zeit des Stillstands keinen Vorteil mehr vom WohnMOBIL, in dem man lebt. Man hat nur eine kleine, beengte Behausung, in der man sich auch noch selbst um Frisch- und Abwasser kümmern muss.
Wahrscheinlich melden sich in den Kommentaren noch andere Überwinterungs-Theoretiker und auch Praktiker. Feuer Frei!
Gruß
Henning
Hallo,
Deine Bemerkung über die Deutschen, die nicht grüßen, erinnert mich an ganz andere Erfahrungen aus den frühen Fünfziger-Jahren, als ich mit meinen Eltern in Italien unterwegs war. Da hat man sich fast den Arm ausgerissen beim Winken, wenn einem ein deutsches Auto begegnet ist. Aber damals haben sich auch noch alle VW-Fahrer unterwegs gegrüßt, lang, lang ist’s her.
Bezgl. der Überwinterung auf Campingplätzen denke ich, sollte man bei längeren Standzeiten doch eventuell auf Wohnwagen umsteigen, man ist dann einfach flexibler bei Einkaufstouren usw. Ich habe das mal beim Besuch meiner Eltern auf einem Platz in Spanien erlebt. Da vergingen volle 2 Stunden, bis das Mobil fahrfertig für eine Einkaufstour war. Sie sind dann später auf ein Wohnwagengespann umgestiegen und hatten so ständig ein fahrbereites Fahrzeug. Bis ins Alter von 86 Jahren sind sie damit noch nach Spanien und Portugal gefahren.
Ich freu mich jetzt mal auf unsere für April geplante Fahrt zum Gargano und Deine weiteren italienischen Erfahrungen.
Gruß
Gunther
Hallo Gunther,
heute können sich Käfer-Fahrer auch wieder grüßen, so selten, wie die Original-Käfer jetzt sind. Aber in den sechziger und siebziger Jahren hat man doch die Hand nicht ans Lenkrad gekriegt, wenn man jeden Käfer winkend begrüßen wollte. Naja und so ähnlich sehe ich das mit den Wohnmobilen. Es sind einfach zu viele, als dass es noch etwas Besonderes ist, wenn einem mal eins entgegenkommt. Doch auf dem Stellplatz ein Hallo rauskriegen, das sollte drin sein.
Klar, mit dem Mobil zum Einkaufen und dann wieder auf den selben Platz ist unpraktisch. Darum hat der ideale Stellplatz ja auch eine Laden in der Nähe. Noch will ich ja auch ein bisschen herumkommen, darum geht es doch immer wieder weiter hier.
Gruß
Henning
Moin,
zum ständigen Fahren sind Stelllplätze ganz schön, aber ich würde mir schon den einen oder anderen Campingplatz anschauen. Ich weiß, die sind gerade in Italien zum Teil sündhaft teuer aber es gibt auch noch preiswerte. Die Plätze liegen dabei oft viel schöner als die reinen Stellplätze, bieten den notwendigen Komfort und geben ein Stück mehr an Sicherheit. Auf meinen langen Reisen habe ich immer ein Mix von beiden gemacht. Pass auf, da unten wackelt häufiger mal der Erdboden.
Gruß
Peter
Ja, hin und wieder auf einen Campingplatz ist schon okay. Da kann ich mich auch rund ums Auto ausbreiten.
Gegen Erdbeben bin ich geimpft, da kann nichts passieren. 😉
Gestern hatten wie am Tegernsee fürchterliches wetter, grau, feuchtkalt und 0 grad,
hab an dich in Kalabrien gedacht, mein Handy zeigte mir heute 21 grad und sonnig
Ich will nach Hause 🙁
komm nicht auf dümme idee und bleib noch dort
ciao
Giorgio
Gerade jetzt stürmt und regnet es hier auch, aber der Regen ist hier wärmer.