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Hallo zusammen,
vor einem Monat habe ich am Reschenpass erstmals italienischen Boden betreten und damit meine erste Überwinterung im wärmeren Süden begonnen.
Aus diesem Anlass habe ich mir überlegt, ein paar schon gefragte und auch manche noch nicht gefragte Fragen zu stellen und zu beantworten.
Warum so langsam?
Gegenfrage: Warum sollte ich mich mehr beeilen? Ich habe doch Zeit. Das Programm lautet ungefähr so: Die Küste entlang etwa bis Mitte März von der Toskana bis zum Gargano. Ich habe keine fixen Termine, bleibe wenn es mir gefällt und mache auch lieber kleine Etappen, wenn es nur auf Landstraßen vorangehen soll.
Was hats gebracht bisher?
Gespart habe ich hier sicher nichts. Gas ist teurer als in Deutschland, wobei die neue Gasflasche inklusive Füllung billiger war als manche Füllung, bzw. mancher Gasflaschentausch. Diesel ist auch hier noch teurer als in Deutschland, etwa zwischen 1,20€ und 1,30€. Auch Lebensmittel sind hier nicht wirklich billig.
Wie auch immer mal wieder angedeutet: Zum Sparen bin ich hier nicht hergekommen. Es ist einfach eine ganz andere Lebensqualität, wenn man stundenlang im Dezember und Januar draußen in der Sonne sitzen kann. Zur selben Zeit im deutschen Winter unvorstellbar. Auch füllt die Sonne hier zuverlässig die Batterien wieder auf. Wenn es mal regnet, dann eher schauerartig für kurze Zeit und der Spuk ist bald wieder vorbei. Tage ganz ohne Sonne waren in den letzten vier Wochen eher die Ausnahme.
Das Essen ist teurer als bei unserem Lidl. Aber es schmeckt wirklich gut, so eine Salami und Ciabattabrot muss immer dabei sein, Parmesan auch.
Es ist auf jeden Fall eine angenehme Art, die Lebenszeit herumzubringen. Warum sollte ich dabei jetzt unter deutschem Hochnebel sitzen und frieren? Seit ich Rom passiert habe, muss ich auch die Heizung nicht mehr einschalten.
Wie warm ist es eigentlich?
Einfache Frage, im Moment etwas schwierig zu beantworten. Denn das Thermometer an meinen Controlboard spinnt. Für heute, einen durchweg sonnigen Tag, zeigt es um 19 Uhr 3,5 Grad an.
Das entspricht nicht der gefühlten Temperatur und auch nicht dem, was ich mit meinem Laserthermometer…
…am Boden messe.
Aber das Laserthermometer misst eben die Oberflächentemperatur, nicht die Lufttemperatur. Ich könnte einen von Weather-Pams Sensoren unters Auto kleben. Aber der ist dann ständig in der Gefahr, verloren zu gehen.
Ist der Verkehr nicht das reinste Chaos?
Ja und Nein. Ich vermeide schon die Großstädte mit den Heerscharen von Rollern, die überall herumwuseln. Die sind nämlich eine Pest und gut für so manche Schrecksekunde. Beispiel: In Porto Santo Stefano auf dem Weg zu dem Übernachtungsplatz am Monte Argentario hat mir in der Stadt an einer Engstelle der entgegenkommende Autofahrer per Lichthupe signalisiert, dass ich zuerst fahren soll. Er hat natürlich angehalten. Das hat nur dem Roller dahinter nicht geschmeckt und er ist an dem Auto vorbeigeprescht, zur selben Zeit, als ich auch losgefahren bin, hat dann aber eingesehen, dass es wohl für ihn nicht passt.
Mit den Autofahrern klappt es gut. Alle sind bemüht, zügig voranzukommen. Überholverbote kann man dabei beachten, muss man aber nicht. Ich glaube sowieso, dass alle in Italien ausgelieferten Autos eine Glaskugel eingebaut haben. Sonst können die Fahrer doch gar nicht wissen, was hinter der nächsten Kurve oder der Kuppe kommt, vor der sie noch schnell an mir vorbeihuschen.
Vorfahrt bekommt der, der sie sich nimmt. Wenn ich ratlos auf der Vorfahrtsstraße stehe oder langsam auf die Einmündung zufahre, wird derjenige dort sicher noch schnell herausflitzen, auch wenn der ein Stopschild vor der Nase hat.
Umgekehrt kann ich mich so auch in eine stark befahrene Straße hineinmogeln, was in Deutschland nicht ohne Hupkonzert abginge. Unentschlossen zu wirken, zu zögern ist jedenfalls das Ende der eigenen Fortbewegung. Dann kann man auch gleich stehen bleiben. Der Verkehr wird um einen herumbranden. Die Leute nehmen sich eben den Platz zum Fahren, den man ihnen, freiwillig oder unfreiwillig, lässt.
Auch manche Linksabbieger machen es spannend. Kurz bevor der Gegenverkehr auf ihrer Höhe angekommen ist, doch noch schnell rüber. Das habe ich vor allem unter Italienern beobachtet, da ist mir so manches Mal der Atem gestockt. Aber vielleicht gibt es da irgendeine Absprache, die ich nicht mitbekommen habe. Der Geschnittene hat jedenfalls nicht mit Hupen oder sonstwie grimmig reagiert.
Andere Fahrer träumen, von was auch immer, bei der Fahrerei. Die hängen dann kilometerweit mit fünf Metern Abstand hinter mir, obwohl jeder Italiener, der etwas auf sich hält, mich schon längst überholt hat.
Die Zackigen, Flinken, bei denen man nie falsch liegt, wenn man annimmt, dass sie jede Lücke nutzen werden, sind aber in der Überzahl. Dabei sind die Leute nicht rechthaberisch oder rücksichtslos. Im Idealfall läuft der italienische Verkehr wie ein gut geöltes Getriebe, alles passt nahtlos zusammen, nur der darin nach dem richtigen Weg zögerlich suchende Tourist stört gelegentlich.
Dass Ampeln mehr ein Angebot sind, habe ich so nicht erlebt. Da wird schon brav auf das grüne Licht gewartet. Allerdings sind mache davon schlecht zu sehen. Das Licht ist sehr blass und es gibt auch nicht wirklich viele davon. Kreisverkehre sind dagegen bei den Straßenplanern sehr beliebt.
Die Straßen selbst sind nicht immer in einem guten Zustand. Oft holpert es auch außerorts recht kräftig. Auch die Beschilderung ist inkonsistent. Wenn es irgendwann mal eine Baustelle gab, lässt man die Warnschilder und die Tempolimits gerne stehen, bis sie von selbst verrottet sind.
Dafür sind die Italiener Meister im Aufbau von wild verschlungenen Straßenverbindungen. Das Dreieck Bozen-Süd ist ein Musterbeispiel. Dort kommen die Brenner-Autobahn, die SS12 und die autobahnähnlich ausgebaute Straße aus dem Vinschgau zusammen. Einfach mal auf Google-Maps ansehen…
Gruß
Henning
lese von anfang an auch weil als italiener bin natürlich
neugierig wie so eine deutscher tourist das ganze erlebt
ja, mit dem Verkehr hast du es richtig beschrieben
es ist nür eine sache des übung ( ich mag trotzdem die deutsche art auto zu fahren)
wenn ich in Cosenza (Kalabrien) unterwegs bin, manchmal in the rush hour muss ich mich wieder umstellen,
aber es klappt sehr gut, meine Frau ist da einiges nervöser
man schwimmt mit dem verkehr und die schwimmt nicht stur geradeaus ahahahah!!!!
na dann ancora buon viaggio
Die wichtigste Verkehrsregel in Italien heißt: „Das Recht der vorderen Schnauze“ ..
also wer ein paar cm weiter vorne ist bzw „zuerst“ ist, darf zuerst fahren bzw sich einfädeln usw.
Man könnte es auch „heilige Fairness“ nennen. Dadurch gibt´s weniger Unfälle trotz „Chaos“.
Glücklicherweise gilt dieses ungeschriebene Gesetz immer noch, trotz vieler Verbote und harter Strafen im von der EU verseuchten Italien…
Nur im Norden wird auch der Verkehr leider immer „deutscher“, also STURER.
PS: „schnell“ fahren die Italiener nicht.. eher FLINK. Und auf Landstraßen haben sie es selten eilig..
Sie verbringen ja eh gern viel Zeit im „heilig Blechle“. molto simpatico! 🙂
Das „Recht der vorderen Schnauze“ beschreibt es wohl ganz gut. Wer das hat und es sich nicht nimmt, also zögert, der ist aber am Ar…
Gerast wird auf den Landstraßen eigentlich nicht, das stimmt schon. Wie in De auch, ist man aber gerne schneller als das Limit unterwegs.
Überholt wird da wo Platz ist. Das können auch die diversen Abbiege- und Einfädelspuren einer Kreuzung sein. Die Glaskugel zeigt ja keinen an, der die nutzen will…
Ansonsten sind sie durchaus kooperativ und pragmatisch. Alles, was dem Vorankommen aller nützt, ist gut.
Hallo Henning,
ich lese deinen Blog schon lange und freue mich immer auf Neuigkeiten.
Bei uns in der Mitte Deutschlands ist es so richtig nasskalt. Bis Ende der Woche soll es noch kälter werden. Nachts bis – 10 Grad. Brrrr… Und keine Sonne!
Mich würde mal interessieren ob es in Italien an den Tankstellen Lpg gibt. Ich hab so eine Gas Tankflasch in meinem Womo, die ich in Deutschland an Tankstellen mit Lpg wieder auffülle. Da kostet mich eine 11kg Füllung ca. 12€ bei 0,54€/Liter 1kg~2liter.
Dann mal gute Fahrt und immer eine Handarbeit Asphalt unter den Rädern.
Gruß Peter aus Hessen
LPG gibts an vielen Tankstellen, mir wurde meine Flasche hier auch schon an einer Tankstelle aufgefüllt, war billiger als Tauschen. Aber ich habe auch gehört, dass sich Tankwarte zieren, Gasflaschen zu betanken, weil das Gas als Antrieb für Autos besteuert wird und nicht als Haushaltsgas.
Eine Menge Tankstellen sind aber ohne Personal und die Automaten akzeptieren nur italienische Karten, so stand es zumindest auf einer deutschen Infotafel. An einer anderen Tankstelle hat es der Tankwart selbst mit meiner Visa-Karte im Automaten probiert, ging auch nicht. Manche der Automaten nehmen aber Scheine. Die unbemannten Tankstellen haben aber eher selten Gas im Angebot.
Ich bin ja Winter-Fan .. ich glaube ich wäre sogar irgendwo hingefahren wo Schnee liegt. Aber ich kann es total verstehen! Das italienische Flair .. die Seeluft. Achja .. nächster Urlaub ist im Mai .. dauert alles noch :-/
LG MM
Ich hab jetzt 52 mal einen mehr oder weniger kalten, deutschen Winter mitgemacht. Jetzt soll mal anderes Wetter sein.
Hallo,
freut mich, dass es Dir in Italien gut geht und Du nicht frierst.
Als Motorradfahrer hatte ich immer Angst. Wenn Du in die Nähe einer Stadt kommst und auf 50 abbremst, kommt Dir das Auto hinter Dir gefährlich nahe. Ich fahre fast immer Vorschrift. Aber d habe ich entschieden lieber ein Knöllchen zu riskieren, als den Unfalltod.
Beste Grüße aus Neuseeland.
Dirk
PS: Bin nur noch wenige Tage unterwegs und wenn ich zurück bin schreibe ich gerne noch mal einen Beitrag über NZ, den Kauf und Verkauf eines Campers, den Linksverkehr, das Tanken, freies Campen (was meistens nur mit Self Contained geht) und Campen und überhaupt….
Stimmt, wenns ihnen nicht schnell genug geht, dann wird der Abstand minimiert. Ich seh die Hinterleute dann irgendwann nur noch in Kurven oder wenn sie einen Schatten werfen.
Gastbeitrag zum Camper in Neuseeland wird gerne genommen, melde dich, wenn du wieder in D bist. Jetzt ist allerdings bei mir das Internet nicht immer perfekt.
Genieß einfach die Zeit. Ars vivendi.