Hallo zusammen,
auch am Sonntag habe ich mich hier noch nicht fortbewegt. Das hing auch mit diesem Himmelskörper zusammen, der hier gerade hinter den Zypressen aufgeht.
Es war wieder ein wolkenloser, sonniger Tag, den ich meistens lesend im Liegestuhl vor dem Auto verbracht habe, eine immer noch neue Erfahrung für mich Ende Dezember.
Am Nachmittag wollte ich noch ein Tässchen Kaffee im Ort trinken.
Diesmal waren sogar Leute draußen. Bei dem einen Lokal waren alle Plätze belegt, aber nebenan, im Bild links vom Becken unter den hellen Schirmen, gab es noch Plätze.
Als der Kellner den Zucker von meinem Tisch abgeräumt hat, um ihn auf den Nachbartisch zu stellen, hat er sogar auf mein „Buon Giorno“ geantwortet. Aber er hielt es auch in den folgenden zehn Minuten nicht für nötig, zu fragen, was ich wohl gerne hätte. Aber das kenne ich schon, als Einzelreisender ist man für viele Kellner eine Unperson, so etwas passt einfach nicht in ihr Weltbild. Jeder fragt zuerst, ob ich denn wirklich alleine bin. Wenn die schreckliche Wahrheit heraus ist, blicken sie sich betroffen an, raunen „Il e solo“ und räumen alles weg von meinem Tischchen.
Nach einer weiteren Runde um das Themalbecken war in dem anderen Lokal ein Tisch gerade frei geworden. Hier habe ich dem Kellner gleich gesagt, was ich will, aber einen Kaffee, nein, den gäbe es hier nicht, da müsste ich nach nebenan. Hier sei ein Restaurant. Daraufhin habe ich mich wieder der über Alpen und Apennin hierher mitgebrachten Küche besonnen und habe meinen Kaffee eben dort gekocht. Anscheinend hat man in Bagno Vignoni schon genug Geld verdient.
Am Abend kamen immer mehr Wohnmobile, ein neuer Nachbar hatte auch einen Stromgenerator dabei.
Der Generator war zum Glück über Nacht nicht angesprungen, aber das Kuschelcamping hatte trotzdem hier eingesetzt.
Ich wollte Einkaufen und dann nachsehen, was wohl aus Saturnia und der Cascate geworden ist. Lisa bekam Castel del Piano als Standort eines Coop-Ladens einprogrammiert und es ging los.
Der Nebel…
…hielt sich nur noch in manchen Tälern.
Navigateuse Lisa hatte in den letzten Tagen mit der Einstellung „Schnellste Route“ und bei Nachfrage „Mautstraßen vermeiden“ immer vernünftige Straßen gefunden und ich begann ihr zu vertrauen. Aber zu früh gefreut, schon scheuchte sie mich in ein enges Sträßchen, das sich schnell als Einbahnstraße herausstellte und gleich darauf mit 15% Steigung in eine Spitzkehre ging. Das war zum Glück gleich am Anfang dieser „Abkürzung“ die übelste Stelle und ich war bald wieder an der Hauptstraße. Aber noch hatte ich wohl nicht genug gelernt über Lisas Tücken. In Castel del Piano erneut rechts ab in eine Einbahnstraße und gleich links. Da stand ich auf einem Parkplatz, war vorher noch unter einem Kabel hindurch gefahren, das schon Geräusche auf dem Dach gemacht hat und wohl an der Satellitenschüssel hängen geblieben wäre, wenn es die noch gäbe. Der Parkplatz war nur leider voll und hatte auch nichts mit dem gesuchten Coop-Laden zu tun.
Lisa und die Beschilderung wollten links ab weiter durch die Einbahnstraße. Aber dort hätte ich mindestens ein paar Werbeschilder von den Hauswänden rasiert, also zurück. Bis auch meine Hinterleute verstanden haben, dass es hier nicht weitergeht, hat es ein Weilchen gedauert, aber schließlich konnte ich rückwärts in die Parkplatzeinfahrt hinein zum Wenden. Als ich schon fast heraus war, gab es nur leider so ein hässliches Geräusch, wie von Kunststoff auf Stein. An den Hausecken sind ja auch die Steine am Boden, damit die Fuhrleute besser aufpassen. Nun ja, jetzt geht wieder eine der Seitenbegrenzungsleuchten nicht. Einen viel schöneren Weg gab es auch, als ich der Vorfahrtsstraße weiter gefolgt bin und am Kreisverkehr gleich rechts abgebogen bin. Dort habe ich sogar kurz den Coop aufblitzen sehen. Nur einen Parkplatz gab es nicht. Ein Stückchen weiter aber schon, nur wo war jetzt der Coop? Egal, da ist ein anderer Supermarkt, also hinein.
Da drin war es ähnlich eng wie im Städtchen. Dauernd musste man damit rechnen, dass wild herumtobende Bambinis gegen den Einkaufswagen rennen oder deren Mammas schwatzend den Weg blockieren. Schließlich hatte ich fast alles gefunden, nur Annanasscheiben für das Hawaii-Toast-Frühstück nicht.
Zurück am Auto habe ich Lisa auf Saturnia geeicht und zwar den neuen Stellplatz in der Strada della Peschiera (siehe Info). Auf der weiteren Fahrt wollte sie nur einmal vom Pfad der Tugend abweichen und links abbiegen, obwohl die Beschilderung Saturnia geradeaus angab.
Der Platz ist ziemlich groß, laut meinwomo.net für 200 Wohnmobile ausgelegt, aber er ist jetzt auch ziemlich voll.
Die Fahrt war nicht sehr weit, aber ziemlich anstrengend, denn die Toskana ist das Land der eine Million Kurven. Kaum einmal bin ich schneller als 40km/h und komme selten aus dem dritten Gang heraus. So war mir nach der Ankunft um etwa 14 Uhr nicht mehr nach Baden, denn zur Cascate mit dem 37 Grad warmen Schwefelwasser läuft man immer noch rund zwei Kilometer von hier.
Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.
Infos Stellplatz Saturnia
Adresse: Strada della Peschiera, I-58050 Saturnia
GPS Koordinaten: N42°39,318′ E11°30,222′
Kosten: 14€ für 24 Stunden
V+E: inklusive, Bodeneinlass
Strom: 2€ pro Tag, 6A Absicherung
Bemerkungen: Wenig Schatten, Campingplatzähnliche Einrichtung, Ort 2km, entfernt, Badestelle an der Cascate ebenso.
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Gruß
Henning
Henning, mich hat es total beruhigt, wieder etwas von Dir zu lesen und dass auch allein reisende Männer gastronomisch ignoriert werden 😉 dachte ich schon – das geht nur uns Frauen so ;-(
Weil mir das in Italien besonders aufgefallen ist, waren für mich bisher Reisen in Richtung Norden und Osten viel angenehmer. Gerade weit nach Osten freut man sich auch über einzeln eintrudelnde Gäste.
(Estland im Mai)
Zwischenzeitlich ist das Wetter hier ruppig geworden und ich beneide Dich um die Stunden im Liegestuhl. Allerdings nie um Kuschelcamping, das ist doch fürchterlich für allein Reisende.?! Und nur mit ein oder zwei befreundeten Fahrzeugbesatzungen auszuhalten?
Beste Wünsche aus der Heimat
(bei fallenden Temperaturen)
Es geht also nicht nur mir so, dass mich manche Kellner einfach ignorieren. Besonders in Italien, das stimmt, es sind aber auch nicht alle. Beim Da Zona war ich abends um Sieben der einzige Gast, um den haben sie sich gut gekümmert.
In Saturnia auf dem SP wird ja auch gekuschelt. Was ich für eine Parzelle gehalten habe, sind eigentlich zwei. Am zweiten Abend kam der Chef vorbei und meinte, ich sollte doch noch etwas rücken. Am nächsten Tag stand auch einer daneben. Das ist hier wohl einer der Hotspots für die italienische Womo-Szene. Aber nachts hörst du hier eine Stecknadel fallen… bis wieder irgendwo eine Alarmanlage losheult.
Hallo Henning, du scheinst ja Weihnachten und auch Sylvester gut überstanden zu haben. Ich habe die Sylvesternacht mit meiner Frau und Angelike sowie ihrem Mann dem Andreas verbracht, es war wie immer sehr schön und kurzweilig. Wir haben auch darüber gesprochen, dass wir schon einige Tage nichts von dir gelesen hatten aber jetzt ist ja wieder alles im Lot und wir sind beruhigt. Ich bin mit meiner Frau im Mai mit dem Wohnmobil in der Toskana und wir haben mit Angelika und Andreas vereinbart, dass sie dann für eine Woche zu uns kommen und wir ein Wenig gemeinsam durch die Gegend streifen. In den letzten Jahren waren wir ja oft gemeinsam in Griechenland aber in Italien waren wir gemeinsam noch nie, da war ich bis jetzt immer nur mit meiner Frau Sabine. Na ich hoffe und glaube es wird den beiden auch in Italien gefallen!
Henning, ich wünsche Dir für das Jahr 2016 alles Gute! Auf das Deine Reise so verläuft wie Du es möchtets und ich hier noch viele interessante Berichte von Dir lesen kann.
Bis bald, die besten Grüsse
Peter