Hallo zusammen,
der Schellbruch ist ein Naturschutzgebiet am Unterlauf der Trave und in der Straße „An der Hülshorst“ liegt ein Stellplatz, den ich bisher noch nicht besiedelt habe. Zum Glück ist beides nicht wirklich weit auseinander.
Also bin ich nach dem Einbau der Dachluke durch den Lübecker Feierabendverkehr dort hin gefahren. Am Donnerstag sah es zunächst nicht aus, als sollte es länger trocken bleiben. Am frühen Nachmittag kam aber doch die Sonne heraus und ich habe mich auf die Socken gemacht. Aus dem Stellplatzgelände raus und dann links. Nach etwa 200 Metern geht links ein Weg in den Wald und da steht eine Infotafel. Nach weiteren vielleicht 500 Metern durch den Wald…
…bin ich an der Trave angekommen.
Hier fährt gerade ein Ausflugsschiff nach Travemünde.
Dort drüben…
…ungefähr wo der einzelne, große Baum steht, war Alt-Lübeck, die ursprüngliche slawische Gründung der Stadt. Auch diese Stelle am Zusammenfluss von Schwartau und Trave war gut gewählt, aber Heinrich der Löwe hat es 1149 dauerhafter hinbekommen, als er die Stadt an ihrem heutigen Standort neu gegründet hat.
Der Weg…
…ist der alte Treidelpfad auf dem die Schiffe flussaufwärts von Männern oder Pferden bis in den Lübecker Hafen gezogen wurden.
Man läuft auf einem flachen Damm und dahinter…
…erstrecken sich mit Schilf umrandete Lagunen.
Die Gegend ist ein Paradies für Vögel. Noch um 1750 gab es hier feuchte Bruch- und Auenwälder. Die waren Anfang des 20. Jahrhunderts fast völlig verschwunden und das Land wurde als Viehweide genutzt bis etwa 1960. Die danach brachliegenden Flächen verschilften und an der Mündung des Flüßchens Medebek entstand die große Lagune. Mehr und mehr Vögel brüteten hier oder rasteten auf ihren Wanderungen.
Ende der sechziger Jahre sollten hier Spülfelder für die Ausbaggerung der Trave und des Hafens angelegt werden. Es wurden Dämme errichtet, um das Gebiet in mehrere Felder aufzuteilen und die Bagger standen schon bereit. Aber Proteste der Anwohner haben das verhindert. Seit 1981 ist der Schellbruch Naturschutzgebiet. Auf den Anfang der siebziger Jahre angelegten Dämmen verlaufen heute die Wanderwege.
Am andere Ende des Schellbruchs liegt das Fischerdorf Gothmund. Hier hat schon mal jemand eine originelle Gartenpforte.
Gothmund besteht größtenteils aus reetgedeckten Fischerkaten wie diesen.
Aber wer, wie ich, geglaubt hat, dass es hier ein Café mit Traveblick gibt, in dem man ein Tässchen trinken kann und vielleicht einen Kuchen bekommt, der wird enttäuscht sein. Alle Grundstücke am Fluss und am Hafen sind privat, es gibt keinen öffentlichen Zugang.
Da bleibt nur, über den Zaun zu gucken.
Dafür führt der Fußweg nah an den Häusern vorbei…
…hier eine Idylle mit Schraubstock…
…und hier ein Holz-Fischer mit Pfeife.
Der Ort liegt etwas am Hang…
…und ist sehr klein, nur zwanzig Fischerfamilien haben hier gewohnt.
Von Gothmund erzählt man sich in Lübeck die Anekdote, dass die Napoleonischen Truppen bei ihrem Einmarsch vor gut 200 Jahren zuerst den Ort gar nicht gefunden haben. Erst vom Wasser aus konnten sie ihn entdecken. Die Gothmunder Fischer waren aber nicht dumm. Die haben drei Tage lang die Franzosen mit Schnaps abgefüllt. Als sie endlich zu ihrer Einheit kamen, wussten sie nicht mehr wo sie gewesen sind.
Nach meinem Eindruck sind hier alle ganz froh, wenn sie keiner findet. Von den Gothmundern erzählt man auch gerne diese Geschichte:
Ein altes Fischerpaar sitzt in der Abendsonne vor dem Haus. Sie schweigen, die Zeit vergeht.
Zehn Minuten.
Zwanzig Minuten.
Eine halbe Stunde.
Da sagt sie: „Schön is dat doch hier“
Schweigen, wieder vergeht die Zeit.
Zehn Minuten.
Zwanzig Minuten.
Eine halbe Stunde.
Dann brummt er: „Dat maarkt een ok, ohne veel to snacken!“
Der Rückweg führt zunächst wieder an der Trave entlang.
Da kommt die Johanne…
…die will zurück in den Oldtimerhafen an der Untertrave.
Auch ich will zurück zum Stellplatz. Also geht es jetzt weiter weg vom Fluss, wieder in den Wald. Aber immer wieder mit hübschen Ausblicken aufs Wasser.
Hier nochmals die große Lagune.
Nach rund vier Stunden bin ich wieder am Stellplatz.
Der ist nur selten so leer, wie auf diesem Bild, das ich kurz vor meiner Abfahrt am Freitag aufgenommen habe. Man steht dicht an dicht, also schon Kuschelcamping.
Für neun Euro ist Strom, Frischwasser und Entsorgung inklusive. Man bekommt auch einen Verzehrbon über einen Euro für das Restaurant „Colinar“. Den habe ich noch am Abend umgesetzt. Der Grillspieß „Wilde Sau“ mit Wildschweinwurst ist eine absolute Empfehlung.
Infos Stellplatz Lübeck
Adresse: An der Hülshorst 11, 23568 Lübeck
GPS Koordinaten: N53° 53.73042 E10° 42.63577
Kosten: 9€ für 24 Stunden
V+E: ja, mit Bodeneinlass, inklusive
Strom: inklusive
Bemerkungen: Wenig Schatten, empfehlenswertes Restaurant am Platz. Bus in die Stadt 100m zu Fuß, Wandergebiet Schellbruch 200m entfernt. W-LAN 1,50€ am Tag, Duschmarken an der Anmeldung.
Auf der Stellplatz-Karte ansehen
Auf der Ausflugs-Karte ansehen
Gruß
Henning
na, dann haben wir zeitgleich mit Dir dort auf dem SP gestanden. Wir sind der silberne Alkoven Phoenix auf Platz 1 ganz dicht zur Einfahrt gewesen. Zum allerersten Mal waren wir in Lübeck- sehr schöne Stadt! Weiter gute Reise.
Ach, den Phoenix hab ich gesehen. Ich muss doch mal einen Aufkleber mit der Blogadresse ans Auto machen…
Gothmund, Schellbruch, Trave da bin ich groß geworden – war lange nicht mehr da.
Echt? Direkt in Gothmund? Erzähl mal…
Von Schwartau ist es ja auch nicht weit, man bräuchte nur ein Boot.