Warum du mit 12-Volt Geräten weder Kaffee kochen noch Haare trocknen kannst

Hallo zusammen,

die Frage nach 12-Volt Kaffeemaschinen oder 12V-Haartrocknern taucht immer wieder auf. Um zu verstehen, warum die nicht wirklich sinnvoll funktionieren können, reicht einfache Physik.

Beginnen wir mit der Kaffeemaschine. Auch die ausgefeilteste Senseo/Nespresso bringt eigentlich nur heißes Wasser in Berührung mit Kaffeepulver, damit daraus dieses belebende, schwarze Gebräu entsteht.

Energie wird vor allem gebraucht, um das Wasser zu erhitzen. Um ein Liter Wasser unter Normaldruck zum Kochen zu bringen, benötigt man etwa 100 Wattstunden Energie, das sind 0,1 Kilowattstunde. In der Praxis heißt das: 100 Watt Wärmeleistung müssen möglichst verlustfrei eine Stunde lang auf den Wassertopf einwirken, damit dessen Inhalt kocht. Bei 200 Watt Leistung wäre es schon nach einer halben Stunde geschafft. Und genau da liegt das Problem.

Nun haben diese 12-Volt Kaffeemaschinen gar nicht den Ehrgeiz, einen ganzen Liter zum Kochen bringen zu wollen. Man begnügt sich hier mit einer, oder maximal zwei Tassen. Trotzdem berichten die Anwender einer solchen Kaffeemaschine von epischen Zubereitungszeiten. Das liegt nicht zuletzt an diesem Stecker:

Wer diese Stecker oder auch eine Zigarettenanzünder-Steckdose im Zubehörhandel kauft, dem wird auf der Verpackung der Hinweis aufgefallen sein, dass der Strom nicht höher als 10 Ampere sein sollte. Dieser Wert wird schon oft genug überschritten und die Stecker vertragen sicherlich auch einmal 15 Ampere. Aber 15 Ampere sind bei 12 Volt gerade einmal 180 Watt. Unser Liter Wasser würde damit in einer guten halben Stunde zum Kochen zu bringen sein. Wenn die Wärmeleistung nicht optimal an das gut isolierte Gefäß abgegeben wird, dauert es auch länger.

Jetzt mag mancher einwenden: Die Trucker haben doch auch Kaffeemaschinen, da funktioniert das doch.

Richtig, aber die Kollegen haben auch 24 Volt in ihrem Bordnetz, da kann man mit 10 Ampere 240 Watt Leitung erzeugen, denn die Leistung ist immer das Produkt aus Spannung und Strom. Je höher die Spannung ist, umso niedriger kann der Strom sein, um die gleiche Leistung zu erzielen. Um aber hohe Ströme bei niedriger Spannung zu transportieren, braucht man dicke Kabel und kontaktsichere Steckverbindungen.

Deshalb funktioniert im Steinhaus die 230-Volt Kaffeemaschine ganz selbstverständlich und auch schnell. Wenn die mit 1000 Watt Leistung das Wasser zum Kochen bringt, fließen dafür keine 5 Ampere Strom (1000 Watt / 230 Volt = 4,35Ampere)

Das Thema der Haushaltskaffeemaschine oder auch der schon erwähnten Lifestylegeräte (Senseo / Nespresso) im Wohnmobil ist unerschöpflich und da begebe ich mich auf unbekanntes Terrain, denn meine Ausstattung zum Kaffeekochen ist sehr archaisch:

Aber ich weiß, dass jeder, der eine solche Lifestylemaschine betreiben will, dafür einen Wechselrichter mit mindestens 1500 Watt und Echtsinus braucht und auch die entsprechende Batteriekapazität vorhalten muss. Denn bei 1500 Watt aus dem Wechselrichter fließen auf der 12-Volt Seite gewaltige Ströme:

1500 Watt / 12 Volt = 125 Ampere

Bei solchen Stromstärken muss das Kabel von der Batterie zum Wechselrichter dick und kurz sein und sollte vom Fachmann verlegt werden.

Doch wie gesagt: Das Thema Haushaltskaffeemaschine im Wohnmobil ist unerschöpflich und ich kann dazu aus eigener Erfahrung nichts sagen und habe auch keinen großen Drang, auf diesem Gebiet Erfahrungen zu sammeln.

Ich habe mal überlegt, im Sommer einen elektrischen Wasserkocher für das Teewasser mitzunehmen. Die Sonne liefert ja jeden Tag mehr als genug Strom und so könnte ich etwas Gas sparen. Aber so viel Gas ist es auch nicht, was man beim Wasserkochen verheizt und immer reicht der Strom vielleicht nicht, dann schleppe ich doch beides mit mir herum: Flötenkessel und Wasserkocher. Außerdem geht jeder Kochereinsatz auf die Lebensdauer der Batterien. Also hat der Flötenkessel gewonnen und der Wasserkocher bleibt im Depot.

Dann war da noch der Haartrockner, auch Föhn oder Fön genannt. Der Duden erlaubt tatsächlich beide Schreibweisen, mir persönlich gefällt die mit dem H besser.

Du ahnst es vielleicht schon: Die Leistung von einem 12-Volt-Föhn wird nicht ausreichen, um mehr als ein laues Lüftchen zu erzeugen, aus ganz ähnlichen Gründen, wie bei der Kaffeemaschine.

Die Alternative ist hier der schnelltrocknende Kurzhaarschnitt oder ein 230-Volt-Föhn mit Wechselrichter, was wieder auf die Batterien geht bei häufiger Anwendung.

Grundsätzlich sind alle Geräte, die versprechen, mit 12 Volt irgendetwas zu erwärmen, mit Skepsis zu betrachten. Hier wird viel Strom gebraucht bei trotzdem oft zu geringer Heizleistung.

Andre „AMUMOT“ hat zum Thema Kaffee kochen einen hübschen Ratgeber-Artikel fabriziert.

Gruß
Henning