Hallo zusammen,
bedingt durch Gewicht und Größe meines Wohnmobils habe ich ja seit eineinhalb Jahren mit Zwillingsreifen an der Hinterachse zu tun. Ich gebe zu, die waren für mich zu Beginn ein Buch mit sieben Siegeln und ich wusste nicht mal genau, wie die denn aufzupumpen sind. Doch inzwischen bin ich natürlich auch hinter dieses Geheimnis gekommen. Im Grunde sehen alle sechs Räder, auf denen mein Zuhause steht, so aus wie dieses:
Das linke Vorderrad. Für die Hinterräder muss man sich die Kunststoffkappe mit dem Mercedesstern wegdenken.
Das innere Rad der Zwillingbereifung wird genauso wie das Vorderrad montiert. Das äußere Rad kommt mit der Innenseite der Felge nach außen davor. Darum sitzt das Ventil des äußeren Zwillings jetzt innen an der Felge.
Das Ventil des inneren Zwillings ist nur durch eine Ventilverlängerung erreichbar.
Eine solche Verlängerung würde auch den Zugang zum Ventil des äußeren Reifens erleichtern. Mit vielen der Luftpumpen an den Tankstellen ist dieses Ventil gar nicht erreichbar.
Meine Werkstatt hat beim letzten Reifenwechsel den vorher inneren Zwilling nach außen montiert, deshalb ist jetzt der zähe Bremsabrieb der letzten 13 Jahre so unschön zu sehen.
Ich habe Anfang Juni sechs neue Winterreifen aufziehen lassen, die werden hoffentlich noch eine Weile halten. Winterreifen deshalb, weil ich ganzjährig unterwegs sein werde und mir die guten Leistungen auf Schnee und Matsch wichtig sind.
Ganzjahresreifen sind sicher auch eine brauchbare Alternative, aber Sommerreifen eher nicht, wenn man die Reifen nicht zwei Mal im Jahr wechseln mag, was ich bei diesem Auto nicht mehr will. Für den alten Benz hatte ich einen Satz Sommer- und Winterreifen. Die jeweils nicht benutzten Reifen hat die Mercedeswerkstatt für teures Geld aufbewahrt und dieses Geld kann man sparen.
Wohnmobile bewegen sich eher nicht in den Geschwindigkeitsbereichen, wo der Vorteil von Sommerreifen auf trockener Straße sich bemerkbar macht. Einzig der höhere Verschleiß von Winterreifen auf trockener Straße und bei Wärme spricht gegen deren ganzjährige Verwendung. Sollte das Wohnmobil mal längere Zeit bei schönem Wetter mit Winterreifen stehen, empfiehlt es sich auch Schutzplanen oder -kappen zu benutzen, damit sich die Gummimischung sich nicht zu sehr aufheizt und etwa verformt.
Interessant finde ich auch die technischen Informationen zu Reifen, wie die verschiedenen Last- und Geschwindigkeitsindizes. Ich habe zum Beispiel Reifen mit dem Geschwindigkeitsindex R (170 km/h) und der Concorde ist mit sagenhaften 155km/h im Fahrzeugschein eingetragen. Das würde sich also auch mit der neuen Vorschrift in Italien vertragen, dass man keine Reifen verwenden darf, deren Geschwindigkeitsindex unter der Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs liegt. So ist zumindest mein Verständnis dieses Aufregers der letzten Monate.
Der Lastindex für meine Reifen ist 104, was 900kg Tragfähigkeit entspricht. Das macht bei sechs Reifen 5.400kg Fahrzeuggewicht, die die Reifen tragen könnten. Bei 4.600kg zulässigem Gesamtgewicht und der Option bis maximal 4.900kg aufzulasten, ist hier noch eine Menge Spielraum.
Die durch den Lastindex angegebene Tragfähigkeit haben die Reifen aber nur, wenn der Luftdruck stimmt. Der korrekte Luftdruck ist meist der Bedienungsanleitung des Fahrzeugs zu entnehmen. 0,2 bis 0,3 bar mehr schaden sicherlich nicht, aber zu viel ist ebenso von übel, wie zu wenig Luftdruck.
Nochmals zurück zu Zwillingsreifen:
Im Vergleich mit dem einzeln bereiften Sprinter 312D, den ich 15,5 Jahre lang gefahren habe, hat der Concorde einen besseren Geradeauslauf auf der Autobahn und auch die Seitenwindempfindlichkeit hat abgenommen. Das Auto folgt nicht mehr jeder Spurrille, wie es noch der alte Benz zu gerne getan hat. Auch hat sich die Traktion verbessert. Auf der Hinterachse mit vier, statt vorher zwei Reifen, liegen rund drei Tonnen des Fahrzeuggewichts. Da ist etwas Schnee oder mal eine Pfütze leicht durcheilt. Festfahren kann ich mich natürlich trotzdem und dann wird es lustig, weil man durch die Schürzen am Aufbau nur noch schlecht an die versackten Räder dran kommt.
Auf wirklich schlechter Wegstrecke mit einzelnen, großen Steinen sollte man darauf achten, dass sich keiner dieser Steine zwischen die Zwillingsreifen klemmt. Wenn man wieder schneller fahren kann, werden diese leicht zum Geschoss, das den halben Aufbau durchschlagen kann.
Zwillingsreifen erleichtern auch die Montage von Schneeketten, zumindest, wenn man Auffahrkeile hat, wie sie die meisten Wohnmobilfahrer zum Ausrichten der rollenden Wohnung dabei haben. Einfach mit den jeweils inneren Reifen ein Stück auf die Keile fahren, das Auto gut gegen Wegrollen sichern und man kann die Ketten bequem auf die jetzt frei zugänglichen äußeren Reifen aufziehen.
Gruß
Henning
Vielen Dank für Ihren Beitrag rund ums Thema Reifen und Gummierung. Das Wohnmobil meines Vaters steht mit Winterreifen bei schönem Wetter über längere Zeit draußen. Es ist gut zu wissen und ich werde ihm weiterleiten, dass Schutzplanen oder -kappen empfehlenswert sind, damit sich die Gummimischung nicht zu sehr aufheizt und verformt.
Vielen Dank für den Beitrag zum Thema Reifen am Wohnmobil. Mein Bruder möchte neue Reifen kaufen, da seine Alten bereits zu stark abgenutzt sind und er sich Sorgen um die Fahrsicherheit macht.
Danke, dass du den Luftdruck erwähnst, der ist mindestens genauso wichtig wie der Reifen an sich. Ob Sommer- oder Winterreifen. Es gibt keine allgemeine Regel, wann man welche nehmen soll. Das hängt von der Umgebung usw. ab.
Wir überlegen, das Wohnmobil von Freunden zu kaufen. Die Angst vor dem Reifenwechsel jeden Frühling und Herbst hat mich dazu veranlasst, nach Alternativen zu suchen. Ein Ganzjahresreifen scheint in diesem Fall wirklich deutlich besser zu sein, vor allem, weil man ja laut deiner Aussage nicht mal einen wirklichen Vorteil hat durch Sommerreifen durch das hohe Gewicht des Wohnmobils. Danke für diese Tipps!
UPDATE: Auf der Reifenflanke wird auch der Maximaldruck des Reifens in PSI (Pound per Square Inch) angegeben. 1 bar sind 14,504 psi. Umrechnen kann man das auch hier: http://www.cc-kh.de/umrechnen/_rechnen.htm
Kleine Ergänzung zu den Fremdkörpern (Steine) zwischen den Zwillingsreifen-Flanken.
Wenn sie denn nicht geschoßartig den Reifen bei voller Fahr verlassen, können sie durch die beim Walken entstehende Reibung den Reifen zerstören. Henning reist ja solo, sonst „einmal aussteigen und eine Radumdrehung zwischen die Flanken schauen“ während Person Nr. 2 langsam vorfahrt, ob da nichts klemmt.
Gute Reise!
Christian
Hallo Henning,
zwei Anmerkungen zu den runden schwarzen Dingern:
– die Last wird achsweise berechnet. Du darfst also an der Vorderachse (mit den aktuellen Reifen) maximal 1.800 kg haben, an der HA 3.600 kg. Gesamtgewicht ist irrelevant;
– die (möglichen) Nachteile eines Winterreifens hast Du ja genannt. Hinzu kommt noch die schlechtere Bremsleistung. Ein LLKW-Winterreifen hat immer mehr Negativprofil als ein Sommerreifen und dadurch weniger Kontaktfläche auf der Strasse.
Nichtsdestotrotz fahren wir unseren 6,5 t auch ausschließlich auf Winterreifen,
Volker 😉
Stimmt, Stahlventile brauche ich auch noch. Die Ventilverlängerungen sind ein Gummischlauch, nachdem diese steifen weißen Plastikdinger irgendwie auch nicht funktioniert haben. Zu Ventilverlängerungen siehe auch hier: https://www.leben-unterwegs.com/2013/07/werkstatt-ist-fertig/
Die wollte auch nicht jede Werkstatt anbauen, aber jetzt sind sie drauf und funktionieren auch. So ähnliche werde ich wohl auch für die äußeren Reifen brauchen. Das Tiremoni ist wohl nicht verkehrt, denn Luftdruck prüfen rundum ist schon ein Akt und wird darum gerne mal verschoben.
Schneeketten für dieses Auto habe ich auch nicht, aber das habe ich mir gedacht, dass das Aufziehen wohl so funktionieren kann.