Hallo zusammen,
vom Stellplatz aus konnte ich Kirchtürme als Landmarke sehen. Wo eine Kirche steht, wird das Zentrum sein, dachte ich und habe diese angesteuert.
Aber die Kirche steht am Rand eines eingezäunten Weingartens und nicht wirklich im Zentrum. Später erfahre ich auf auf einer Tafel, dass dies die Liebfrauenkirche ist, eine frühere Stiftskirche aus dem 15. Jahrhundert und der Wein, der ringsum wächst, ist die bekannte Liebfrauenmilch.
Nachdem ich einen Passanten nach dem Weg gefragt habe, war ich auch bald in der Innenstadt. Vorbei ging es am Luther-Denkmal.
Hier steht der rebellische Mönch, umgeben von den Standbildern anderer Reformatoren. Das Denkmal erinnert an seinen Auftritt vor dem Reichstag zu Worms 1521, auf dem Luther seine Thesen gegenüber Kaiser Karl V. verteidigte. Dabei sprach er die berühmten Worte: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“
Noch ein Stück weiter war ich auf dem jüdischen Friedhof „Heiliger Sand“. Der wurde vermutlich bereits 1034 angelegt, die ältesten erhaltenen Grabsteine sind von 1059. Jüdische Gräber müssen bis zum Erscheinen des Messias erhalten bleiben, damit die Toten dann wieder auferstehen können.
Hier liegen ein Rabbiner und ein Kaufmann begraben…
…die 1293 und 1307 gestorben sind. Ihre Gräber werden auch heute noch von Juden aus aller Welt besucht. Der Besucher legt dann einen Stein oder einen Zettel auf das Grab, Blumenschmuck ist unüblich. Die meisten Grabsteine sind einige hundert Jahre alt und hebräisch beschriftet. Dem Alter entsprechend sind sie verwittert und teilweise schief. Aber alles bleibt so unverändert. Selbst das „Dritte Reich“ und den Krieg hat der Friedhof überstanden.
Die letzten Toten wurden hier laut einer Infotafel in den 1930er Jahren beigesetzt. Ich habe ein Grab mit dem Todesdatum 8.5.1945 gefunden.
Impressionen vom Wormser Judenfriedhof.
Den Dom kann man auch von hier sehen…
…und da will ich jetzt hin…
…und auch hinein.
In der Stellplatzgebühr ist ein Gutschein über 50 Cent für das Nibelungenmuseum enthalten, auf das ich bei einem Rest der Stadtmauer stoße. Für weitere fünf Euro komme ich hinein und weiß jetzt alles über das Nibelungenlied und einiges über die Geschichte von Worms.
Bereits vor 5.000 Jahren siedelten Menschen in der Gegend. Kurz nach Christi Geburt errichteten die Römer hier einen Militärstützpunkt. Im 9. Jahrhundert war es der Wintersitz von Karl dem Großen. Im Mittelalter wurde die Stadt immer bedeutender. Kaiser Otto I. und sein Sohn Otto II. herschten hier, nach ihnen die Salier und die Staufer. Deutsche Kaiser hielten hier Reichstage ab.
1689, im Pfälzischen Erbfolgekrieg, wurde die Stadt durch Soldaten des „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV. in Brand gesteckt.
Von 1792 bis 1814 war die Stadt Teil der ersten französischen Republik unter Napoleon und kam nach dessen Abtreten aus der Weltgeschichte zum Großherzogtum Hessen. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Worms gut 40.000 Einwohner und sah noch 1930 so aus:
Aber im Februar und März 1945 ging die Stadt im alliierten Bombenhagel unter. Das Rathaus und große Teile der Innenstadt sind heute im modernen Stil wieder aufgebaut.
Ich bin herunter zum Rhein gegangen, wo auch der Brückenturm auf der Nibelungenbrücke wieder zu sehen ist.
In einem Biergarten unterhalb der Brücke habe ich mich mit einem Schnitzel mit Pommes gestärkt und dann noch Hagen aus dem Nibelungenlied gesehen, wie er den Nibelungenschatz in den Rhein wirft.
Wo der wohl heute ist, der Schatz?
Update 18.09.2021: Die Geschichte der Nibelungen als Hörbuch (ca. 2,5 Stunden)
Gruß
Henning
Frag doch mal bei Google nach