Hallo zusammen,
am Freitag hat ein Freund geholfen, die Heckgarage zu beladen. Darin sah es nach dem Einladen von sieben großen Kartons und verschiedenen Einzelteilen, die in keinen Karton mehr passen wollten, so aus:
Nach einer Nacht mit wenig Schlaf bin ich um kurz nach vier Uhr aufgestanden, habe eben diesen Freund abgeholt und wir haben uns um kurz vor sechs Uhr in die Schlange am De-Gasperi-Bogen eingereiht.
Diesmal war der wirklich riesige Parkplatz tatsächlich voll und wir bekamen nur noch einen Platz am Rand.
Trotzdem liefen die Geschäfte mit dem Gemischtwarenladen ganz zufriedenstellend. Auch mein kurzzeitig zur Anwendung gekommener Kopfschmuck wirkte nicht weiter kundenvergrämend:
Es ist immer wieder spaßig, die Leute zu beobachten und besonders in München-Riem kommen die seltsamsten Vögel am Stand vorbei. Allerdings geht der wirklich kritische Konsument auf Flohmärkte. Die Angebote der Industrie schluckt er, verglichen mit seiner Akribie beim Prüfen von Flohmarktware, ziemlich kritiklos. Da werden Kameras für zwei Euro sogar mit der Lupe in Augenschein genommen.
Nenne ich den meist im untereren einstelligen Bereich liegenden Preis, wird die eben noch kritisch in der Hand hin und her gedrehte Ware fallen gelassen, als wäre sie plötzlich heiß geworden und mit angewidertem Gesicht sucht der Konsument das Weite. Geld will der auch noch dafür, spinnt denn der?
Oder bei tatsächlich etwas höheren Preisen geben insbesondere Kunden mit Migrationshintergrund vor, nicht gut hören zu können, so daß ich ihnen die Worte „Zehn Euro“ regelrecht zubrüllen muss. Die Nennung solch astronomischer Summen lässt dann alle Köpfe in meine Richtung blicken und Gespräche verstummen. Wer das erlebt hat, nennt solche Summen nicht wieder.
Am Nachmittag löst sich alles wieder auf, auch wir laden ein. Bei guten 160 Euro Einnahmen kann man die Gebühren von 20 Euro für einen Stand von vier Metern auch verkraften. Als die Warnwestenträger auftauchen, schieben manche unserer Nachbarn ihre Stände etwas zusammen, nur um sich hinterher wieder auszubreiten.
Den Freund setze ich in Unterschleißheim ab und fahre unter Lisas Anleitung über die A8, B2 und B16 via Augsburg nach Rain am Lech.
Susa und Hampi mit zwei Hunden und zwei Katzen sind schon hier. Von denen habe ich auch den Tipp mit dem Flohmarkt hier. Wir sitzen eine Weile zusammen, aber meistens spricht Hampi. Alle anderen haben die Aufgabe, an seinen Lippen zu hängen.
Während wir da sitzen, taucht ein Mann auf, der ziemlich viele Details über den Ablauf des Flohmarkts kennt und diese gerade einem anderen Camper erklärt. Ich spreche ihn an und er ist tatsächlich der Veranstalter. Er erlaubt mir, mich schon diesen Abend an den Rand des Platzes zu stellen, so dass ich zu Beginn des Flohmarkts gleich an Ort und Stelle bin und meinen Stand vor dem Auto aufbauen kann. Ich stelle mir den Wecker auf halb Fünf, denn um diese Zeit soll der Einlass beginnen und krieche in meine Heia.
Der Wecker muss auch genau neben meinem Kopf geklingelt haben. Aber mich hat das nicht gestört. Erst gegen sechs Uhr werde ich von den Geräuschen des Flohmarktaufbaus wach. Aber noch ist es nicht zu spät. Und als ich nach dem Frühstück mt dem Aufbau beginne, bin ich längst noch nicht der Letzte.
Diesmal wird die Markise von Anfang an in den Aufbau einbezogen.
Weil der Platz wesentlich kleiner ist, als in München, kommt auch fast jeder Besucher an meinem Stand vorbei. Natürlich ist auch hier der Konsument ausgesprochen kritisch und preisbewußt. Eine Frau entdeckt zum Beispiel eine Kette aus braunen Kunstperlen, die aussehen wie Bernstein. Sie fragt nach dem Preis, ich sage: „Ein Euro.“
Auf ihre Frage, ob das echter Bernstein wäre, muss ich ja wahrheitsgemäß antworten: „Gute Frau, wäre es das, würde es nicht einen Euro kosten.“ was zu der schon beschriebenen Reaktion führt: Fallenlassen der Kette, angewiderter Gesichtsausdruck und fluchtartiges Verlassen des Standes. Was erlaubt der sich, dreht den Leuten hier unechten Bernstein für EINEN EURO an!
Einen Pürierstab aus der Küche meiner Mutter muss ich zwei Mal an meinem Wechselrichter laufen lassen. Aber drei Euro ist dem kritischen Konsumenten noch immer zu teuer. Ob ich den lieber selbst benutze?
Um den Absatz etwas anzukurbeln, führe ich die „billige Stunde“ ein. Eilig bekritzelte Post-Its verkünden, alles wäre „Billig!“ und jedes Teil kostet einen Euro, aber nur bis zehn Uhr dreißig. Einiges wird verkauft, aber andere Dinge, die zu diesem Preis tatsächlich ein Schnäppchen wären, liegen weiter wie Blei herum.
Manche Spaßvögel wollen jetzt auch das Wohnmobil oder den daran festgeketteten Solarkoffer für einen Euro kaufen. Hier muss ich aber auf echte Mondpreise bestehen, denn beides brauche ich noch. Zu dem Solarkoffer kommen so viele Fragen, dass ich bald den Stapel mit AMUMOT-Prospekten daneben lege.
Am frühen Nachmittag löst sich auch hier alles auf. Ich baue ab, esse zum Mittag und gönne mir vor der Rückfahrt noch eine Mütze voll Schlaf im Alkoven.
Ich habe ungefähr 50 Euro eingenommen und 16 Euro Standgebühren bezahlt.
Später entsorge ich noch, studiere die Kosten für Strom und V+E hier am Stellplatz, um den entsprechenden Beitrag auf den aktuellen Stand zu bringen, verabschiede mich von Susa und Hampi und fahre los.
Diesmal funktioniert auch die Kamera, die auf der Herfahrt wohl an akuter Batterieschwäche gelitten hat, denn ich sehe braune Schilder, sogar auf der Bundesstraße 2, die hier autobahnähnlich ausgebaut ist. Ich sehe auch die Lechbrücke bei Augsburg, ähnlich gebaut, wie die Brücken um Berlin herum:
Um etwa halb sieben bin ich wieder auf dem Unterschleißheimer Volksfestplatz. Zu Belohnung gibt es eine dicke Portion Vanilleeis mit Schokostreuseln.
Von den sieben Kartons enthält einer Müll und Unverkäufliches. Vier weitere sind mit Ware gefüllt und nur drei größere Teile passen in keinen Karton: Eine Leinwand, ein verstellbarer Tisch für den Diaprojektor und ein Garderobenständer. So hatte ich mir das im Stillen erhofft: Dass ich mit weniger Kartons und etwas Geld in der Tasche zurück komme.
Gruß
Henning
Hallo Henning,
das freut uns, dass du diesmal einiges verkauft hast und die Gebühren gut abdecken konntest. Der Spass ist es allemal wert und Zeit hast du ja auch genug. Am Besten wäre für uns Heckgaragenbesitzer eigentlich ein kleiner Planenhänger, wo alles zum Verkaufen drin ist und man nicht ständig die Garage aus- und einräumen muss, das stört mich immer etwas.
LG Dana, Markus & Stella 😉
Richtig, hat auch was mit Spaß zu tun, wobei Rain am Lech hat sich eher nicht gelohnt. Aber auch da kann man direkt am WoMo aufbauen, wäre vielleicht was für euch, der Flohmarkt ist von Mai bis September jeden ersten Sonntag im Monat.
Anhänger… Hm, ich mach das mit dem Flohmarkt, damit der Keller leer wird. Professioneller Händler wollte ich eigentlich nicht werden. Und mit Anhängsel müsste ich erstmal üben. Aber das können andere ja auch. Wäre aber ganz froh, wenn ich ohne auskomm.
Rechnet es sich den überhaupt, von Unterschleißheim nach Rain am Lech auf einen Flohmarkt zu fahren ? Denn wenn man die Stand gebühren den Sprit und die Zeit rechnet, legt man bei 50 Euro Umsatz ja eigentlich drauf?
Nö, rechnet sich nicht. Vielleicht sollte ich den Rest wirklich einfach wegschmeißen. Aber das kostet auch, auf den Wertstoffhof lassen sie mich nicht mehr.