Neue Navigateuse

Hallo zusammen,

darf ich vorstellen? Frau TomTom:

Hier sieht man sie an ihrem Arbeitsplatz im Fahrerhaus:

Die Navigateuse aus dem alten Benz (Gott hab ihn selig) lebte in einem Becker-Radio, nennen wir sie darum der Einfachheit halber Frau Becker. Da ich noch keine weiteren Navigateusen persönlich kennen lernen konnte, müssen diese beiden Damen es sich gefallen lassen, miteinander verglichen zu werden.

Andre von AMUMOT hat mir allerdings seine durchaus kompetent wirkende Frau Becker kürzlich vorgestellt. Aber um die geht es hier nicht.

Frau TomTom tat bis vor ein paar Wochen Dienst im alten Toyota meines Freundes Olaf, weshalb sie beim Einschalten auch noch immer das Logo dieser japanischen Autoschmiede präsentiert. Aber das wird schon, den Menüpunkt zum Ändern des Bildchens habe ich gefunden. Danke an Olaf für die Überlassung von Frau TomTom für eine ausführliche Testrunde.

Heute auf der B404 Richtung A24 ist mir eingefallen, dass ich sie aus ihrem dunklen Gefängnis befreien und ihr ein wenig die Welt zeigen könnte. In Ermangelung einer besseren Idee habe ich ihr meine Heimatadresse angegeben, da will ich ja sowieso hin.

Als sie die Lage erkennt, rät sie noch auf dem Parkplatz zur Umkehr, was ich allerdings verweigere. Das versteht sie durchaus richtig und berechnet den Weg über Berlin, allerdings schweigt sie mich nun an.

Auf dem nächsten Parkplatz spiele ich ein wenig mit den Einstellungen. Jetzt spricht sie auch. Ihre Stimme klingt deutlich jünger als die von Frau Becker, allerdings fehlt ihr deren Abgeklärtheit. Auch was sie zu sagen hat, gibt Spielraum für Interpretationen. Als Beispiel sei das Dreieck Havelland angeführt. Hier muss ich von der A24 kommend rechts abbiegen auf die A10.

Frau Becker hätte 3km vorher gesagt: „Nach drei Kilometern rechts fahren.“
Dann: „Nach einem Kilometer rechts fahren auf die A10.“
Und im Moment des Abbiegens: „Jetzt rechts fahren.“

Da ist alles klar, allerdings waren die Symbole, die sie dazu angezeigt hat, eher dürftig. Aber sie hatte ja auch nur ein primitives Radio-Display.

Frau TomTom sagt folgendes: „Nach 800 Metern benutzen sie die Ausfahrt. Fahren Sie dann auf die Autobahn.“

Hä? Welche Ausfahrt? Ich bin auch schon auf der Autobahn, da muss ich nicht erst drauf fahren.
Auch als die Abbiegespur in Sicht kommt, wird sie nicht präziser: „Benutzen sie die Ausfahrt, fahren Sie dann auf die Autobahn.“

Allerdings ist das Bild der Fahrspuren, das sie jetzt zeigt, sehr eindeutig und hilfreich. Aber da muss ich eben erst hingucken.

Bis Berlin ist schönes Wetter. Aber über dem Dreieck Potsdam, am Beginn der A9, türmen sich dunkle Wolken auf.

Frau TomTom hat inzwischen rechts und links zu unterscheiden gelernt. Soll ich auf der Autobahn bleiben, wie im Dreieck Werder, sagt sie: „Fahren Sie links. Fahren Sie dann auf die Autobahn.“

Soll ich, wie hier im Dreieck Potsdam, auf eine andere Autobahn abbiegen, sagt sie: „Fahren sie rechts. Fahren Sie dann auf die Autobahn.“

Wenn sie die Nummer der Autobahn, auf die ich fahren soll, auch noch sagen würde, dann hätte dieser Nachsatz sogar einen Sinn. Aber vielleicht lernt sie das ja noch.

Aber zu ihrer Entschuldigung sind die Spurbilder, die an solchen Autobahnkreuzen automatisch eingeblendet werden, absolut eindeutig.

Ein paar Kilometer hinter dem Dreieck Potsdam sieht es so aus:

Dazu blitzt und donnert es. Auf einem Parkplatz mache ich eine Kaffeepause im Dauerregen. Dabei muss ich feststellen, dass es durch das Heki (Hebe-Kippdachluke, das große Dachfenster über der Sitzgruppe) in Lüftungsstellung doch etwas hereintropft.

Ich spiele nochmal etwas an den Einstellungen von Frau TomTom (Sie heißt übrigens Lisa mit Vornamen) herum. Einen Herrn TomTom namens Werner gibt es auch noch.

Eine Fahrzeit von fünf Stunden und 46 Minuten für 664km erscheint mir doch etwas ambitioniert. Man kann eine Höchstgeschwindigkeit angeben. Für mich wäre das 100km/h. Jetzt geht Lisa aber davon aus, dass ich ständig mit 100km/h über die Bahn brettern würde und setzt fünf Stunden und 20 Minuten für die verbleibenden 508km an. Wenn sie sich an den dabei enstehenden horrenden Spritkosten und eventuellen Strafmandaten beteiligt, gerne. Aber diese Einstellung kann ich nicht finden.

Ich kann auch die Entfernung zum Ziel ausblenden, aber nicht diese sinnfreie Zeitangabe. Mensch Lisa, ein Rumtreiber hat alle Zeit der Welt, da ist mir das egal.

Bei der Tankpause fällt mir auf, dass Lisa schon in wenigen Kilometern plant, abzubiegen. Ich lasse mir das nächste Teilstück der Route anzeigen und bin verblüfft:

Sie will tatsächlich die A9 verlassen und über Halle fahren, um erst beim Kreuz Rippachtal wieder zur A9 zu kommen. Aber das ist mir jetzt egal, erstmal bin ich schläfrig und gebe diesem Bedürnis für ein paar Stunden nach. Als ich Lisa wieder einschalte, um weitere Informationen für diesen Beitrag zu sammeln, hat sie ihre Pläne allerdings auch wieder begraben und beschlossen, auf der A9 zu bleiben. Aber das probieren wir morgen früh gemeinsam bei Tageslicht aus.

Noch ein paar Worte zu den Kosten: Olaf verlangt eine durchaus moderate Ablösesumme für Lisa und Werner TomTom. Allerdings muss ich bei den TomToms einmal jährlich ein Kartenupdate für 70€ erwerben. Setze ich damit ein Jahr aus, kostet das nächste Update gleich 140€.

Frau Becker war da weniger restriktiv, wenn auch insgesamt teurer. Ich hätte ihr natürlich jedes Jahr für sagenhafte 250€ neue Karten in Form einer CD kaufen können. Das habe ich aber in den ganzen elf Jahren ihrer Anstellung nur einmal gemacht.

So kannte sie eben manche neue Straße nicht. Aber ich kann durchaus auch ganz ohne Navi überall hin finden, es erleichtert die Sache allerdings mitunter.

Hinweis: Ich habe mir das getestete Produkt auf eigene Kosten gekauft und aus freien Stücken darüber berichtet.

Gruß
Henning