…ist in dieser Nacht mein Handy von mir gegangen. Seine letzten Minuten durfte es in meiner Hosentasche verbringen. Als ich es dort herausgeholt habe, um zu sehen, ob es vielleicht einen Happen Strom essen möchte, lies es sich nicht mehr einschalten. Sofortige Wiederbelebungsversuche mit dem eilig hervorgekramten 12-Volt Ladekabel waren wider Erwarten erfolglos.
Was es in seinen letzten Minuten getan oder gefühlt hat, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Vielleicht hat es eifrig das Innere meiner Hosentasche fotografiert, wieder und immer wieder und ist darüber einen grausamen Wärmetod gestorben.
Vielleicht sind die gut zwei Jahre, die es mir zu Diensten war, einfach die von der Marktwirtschaft vorgesehene Haltbarkeit. Auf dass die seltenen Erden, aus denen es besteht, immer seltener werden mögen. Die Chinesen wird es freuen.
Als Beleg, dass die obige Vermutung nicht so ganz abwegig ist, noch dieses: taz vom 21.6.2012 – Garantiert Kaputt
Vielleicht ist es auch aus Gram gestorben. Aus Gram über mangelnde Wertschätzung meinerseits. Wie oft hing es tagelang am Ladekabel, konnte sich zwar voll fressen mit Strom, aber nicht am Leben teilnehmen, an meinem Leben, von dem ich es aus Schusseligkeit oft genug ausgeschlossen habe. Wenn ich es dann mitgenommen habe, ist es genauso oft fast verhungert, weil ich nicht an seinen täglichen Strombedarf gedacht habe. Ich stehe betroffen vor seiner Leiche und hoffe, dass mir die TELEKOMiker einen würdigen Nachfolger für kleines Geld anbieten können.
Seine Leiche? Sollte es am internationalen Frauentag nicht IHRE Leiche sein?
Mit trauerndem Gruß
Henning
P.S. Auch nach dem Verfassen dieses Nachrufs kann ich nicht schlafen. Es gibt noch einen Abwasch zu erledigen, dann schlüpfe ich ins Fahrerhaus und es geht noch ein Stück in den Morgen hinein.
🙂
Dieser Nachruf für ein Handy ist nun wirklich die Veröffentlichung in mehreren Medien wert.
Ich denke, wäre dieser Bericht bei Facebook würde ich ihn fleißig „Teilen“ und alle meine reellen und wirtuellen Freunde daran teilhaben lassen.
Dir jedenfalls viel Erfolg bei der weisen Wahl eines neuen ständigen Begleiters, sofern es ein männliches Handy wird – sonst eben eine Begleiterin (übrigens stets ohne Diskussionen und Widersprüchen 😉 )
Dirk
Danke für die Blumen. Aber Fratzenbuch bitte ohne mich. Zuckerberg, der alte Datensauger. Naja, eigentlich ist er ja noch jung, mir aber trotzdem zu neugierig.