Hallo,
es geht mit 90 km/h durch die Nacht, der Diesel brummt bei 2.400 Umdrehungen, der Tank ist voll. Wenig Verkehr, ab und zu huscht ein PKW vorbei. Manchmal zerreißt die Lichthupe eines LKW die Dunkelheit, wenn er seinem überholenden Kollegen anzeigen will, dass der wieder einscheren kann. Ich mache das auch, wenn ein Trucker vorbei will und fühle mich immer wie einer von ihnen, wenn der sich mit dem Blinker kurz bedankt.
Mal ist mehr, mal weniger Nebel, mal nieselt es, aber ab Magdeburg ist es trocken. Ich versuche mich an Fotos während der Fahrt. Die sind alle übelst verwackelt, haben aber vielleicht gerade darum etwas, nun ja, künstlerisches… ;).
In der Baustelle am Kreuz Hannover Ost wird es chaotisch. Erst wollen die Schilder, dass alle auf die rechte Spur fahren, dann sollen alle auf die ganz linke Spur. Dabei verpasse ich fast die Abfahrt auf die A7 in Richtung Hamburg. Zusätzlich fährt hier auch noch ein Schwertransport. Es blitzt und blinkt wie auf der Kirmes.
Aber auf der A7 ist nichts los. Nur ein PKW hält es nicht aus, hinter mir zu fahren, obwohl er etwas langsamer als ich unterwegs ist. Auf der Flucht vor diesem Träumer bringe ich den alten Benz nochmal auf sagenhafte 140km/h. Es geht also noch. Ein paar Minuten, nachdem dieser Liter Sprit herausgehauen wurde, ist der Träumer wieder da. Jetzt hat er aber verstanden, dass er schneller sein muss als ich, wenn er vor mir fahren will. Na also, es geht doch.
Der Parkplatz Wolfsgrund ist voller LKW, so dass ich rückwärts mit Warnblinker aus der komplett zugeparkten Zufahrt zum PKW- und Wohnmobilparkplatz wieder heraus muss. Aber wo sollen die Trucker auch hin? Die Entscheidung der Wirtschaft, das Lager auf die Straße zu verlegen, haben sie nicht zu verantworten, ebenso wenig wie sie für den Bau von Parkplätzen zuständig sind. Ihr vorgeschriebenes Päuschen müssen sie aber machen.
Der nächste Parkplatz hat eine Lücke für mich, so dass ich diese Zeilen schreiben kann.
Aber es soll ja noch weiter gehen. Ich will an Hamburg vorbei und mir an der A1 einen Parkplatz suchen. So weit zumindest der Plan. Es geht zunächst alles gut, bald blinkt es auch vor mir: Einige Schwertransporte sind hier unterwegs.
Dann, bei Harburg, ist die A1 Richtung Lübeck gesperrt, der Verkehr wird abgeleitet. Wahrscheinlich wüsste ich das sogar, wenn ich Verkehrsfunk statt Konservenmusik hören würde. Verdammt, ich bin darauf eingestellt, in einer halben Stunde ins Bett zu kriechen und nicht, mir einen Weg durchs nächtliche Hamburg zu suchen. Ich fahre zurück zum Horster Dreieck und dort auf die A7. Dann also durch den Elbtunnel und morgen über Landstraßen weiter. Aber so gibt es noch ein paar verwischte Eindrücke vom nächtlichen Hamburg.
Immerhin haben sie hier ordentliche Foto-Beleuchtung aufgestellt.
Der Elbtunnel ist auch nur einspurig befahrbar.
Man könnte fast glauben, die Hamburger wollen zu Weihnachten niemanden durchlassen.
Auf einem Parkplatz kurz hinter dem Abzweig der A23 lege ich mich zwischen den Lastern schlafen.
Am nächsten Morgen geht es weiter über Bad Bramstedt und Bad Segeberg. Klar, das ist der größtmögliche Umweg, aber ich muss nicht herum suchen. Gegen elf Uhr kommt die Stadt der Sieben Türme in Sicht…
…und etwas später sitze ich vor meiner Grützwurst.
Jetzt schnell aufessen, bevor morgen die Welt untergeht.
Gruß
Henning