Zum letzten Zipfel Europas

Hallo zusammen,

am Sonntag bin ich weiter gefahren, Richtung Westen und dann immer geradeaus.

Wer bei dem Bild genau hinschaut, wird rechts von der Straße eine Lidl-Filiale erkennen.

Aber nicht irgendeine Lidl-Filiale, das ist immerhin die südwestlichste Lidl-Filiale des europäischen Kontinents in Villa do Bispo. An der bin ich aber tapfer vorbei gefahren, ich wollte zur südwestlichsten Intermarché-Filiale in Sagres. Mein Klo verlangte nach Entleerung und die Schmutzwäsche nach Waschung und beides wird hier geboten. Eine Euro-Relais-Entsorgungsstation (die südwestlichste V+E Europas immerhin) neben der Tankstelle und an der Hauswand des Supermarkts…

…zwei überdachte Waschmaschinen und ein Trockner. Für 20 Euro habe ich hier eine große 60-Grad-Ladung (18 kg) und eine kleine 40-Grad Ladung gewaschen und alles zusammen getrocknet. Nach gut zwei Stunden war ich fertig und hatte auch noch eingekauft. Das geht sonst nicht so schnell und ist auch nicht billiger, wenn ich auf einem Camping- oder Stellplatz wasche. Da kommen natürlich noch die Platzgebühren dazu. Diese Waschmaschinen haben wohl mehrere Intermarché-Filialen, auch im französischen Ort Laissac habe ich das schon gesehen auf der Fahrt hierher.

Kaum einen Kilometer weiter hatte ich schon den großen Parkplatz vor der Fortalezza von Sagres erreicht. Hier habe ich den Rest des Tages damit zugebracht, alles wieder einzuräumen.

Am Montag weckte mich strahlender Sonnenschein, abr erst, als der das Auto etwas aufgewärmt hat, bin ich auch aufgestanden. Für heute stand die Besichtigung des Fortalezza auf dem Programm. Für drei Euro komme ich rein, hier die berühmte Windrose…

…vermutlich ein Überbleibsel der legendären Navigatorenschule von Heinrich dem Seefahrer. Vom Tor der Festung…

…geht der Blick hinüber zur Stadt Sagres. Über dem Tor…

…weht die portugiesische Flagge. Aber warum auf Halbmast? Da fällt mir eine Meldung aus dem Spiegel wieder ein. Demnach ist Mario Soares, erster frei gewählter Regierungschef nach der Salazar-Diktatur, am letzten Samstag im Alter von 92 Jahren gestorben. Später finde ich heraus, dass deshalb eine dreitägige Staatstrauer gilt. Neugierig geworden, suche ich ein bisschen weiter und finde dieses zur Salazar-Diktatur von 1933 bis 1974: Planet Wissen – Antonio de Oliveira Salazar-der autoritäre Diktator. Komische Überschrift… ich jedenfalls kenne keinen anti-autoritären Diktator.

Aber es soll ja in der Fortalezza weiter gehen. Nicht weit entfernt ist das Cabo di Sao Vicente.

Mit dem südwestlichsten Punkt Europas ist das so eine Sache. Hier bin ich auf dem westlichsten aller südlichen Punkte des Kontinents. Dort drüben ist dann der südlichste aller westlichen Punkte. Alles klar? Der südlichste Punkt ist jedenfalls bei Tarifa und der westlichste ist das Cabo da Roca bei Lissabon. Das hier ist irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes. Aber weiter in diese Richtung geht es auch nicht.

Die Spitze der felsigen Halbinsel hat das Meer wohl schon unterhöhlt. Immer wieder sind hier, gut 50 bis 100 Meter hinter der Kante des Kliffs, Grotten zu sehen…

…in denen tief unten kräftig die Brandung rauscht. Auch dieses seltsame Beton-Gebilde…

…ist eine „Camara Sonora“. Nachdem ich ein paar mal im Kreis gelaufen bin, finde ich im Zentrum diesen Raum…

…unter dem die Brandung sehr laut zu hören ist. Auf dem Rückweg zum  Eingang sehe ich, wie hier…

…ernsthaft Solarstrom erzeugt wird. Auch meine Batterien werden hier nur dann wieder voll, wenn ich den Solarkoffer zusätzlich aufstellen kann, was ich auf einem öffentlichen Parkplatz lieber vermeiden will. Auf dem Gelände der Festung sehe ich noch diese Kapelle…

…ein paar Kanonen…

…und diese steinerne Stele.

Solche Stelen haben die portugiesischen Entdecker und Eroberer in neu entdeckten Ländern aufgestellt, die sie für Portugal beansprucht haben. Sie zeigen das Wappen von Heinrich dem Seefahrer, dem Initiator der portugiesischen Expansion zur See.

Wieder zu Hause, verabrede ich mich mit meiner Teilzeit-Nachbarin und Blogleserin Hella zu Kaffee und Kuchen.

Später schaffe ich es noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang an den Rand der Klippen.

Hier gehöre ich sicher zu den letzten Festlandeuropäern, die jetzt noch die Sonne sehen.

Weg ist sie… bis Morgen.

Infos Stellplatz Sagres
Adresse: Rua do Norte 3
GPS-Koordinaten: N37°0’54“, W8°56’27.96″
Kosten: Keine
V+E: Wasser kostenpflichtig, Bodeneinlass und WC Ausguss frei
Strom: Nicht vorhanden
Bemerkungen: Die V+E ist neben der Tankstelle eines Intermarché. Eventuell kann neben der V+E übernachtet werden, aber es ist maximal Platz für zwei Mobile. Waschmöglichkeit außen an einer Ecke des Supermarkts.

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Gruß
Henning